exground filmfest 20

2007 findet das exground filmfest in Wiesbaden zum 20. Mal statt. Zu diesem Anlass werden nicht nur die Höhepunkte aus dem aktuellen Programm von unabhängig produzierten Kurz- und Langfilmen in der hessischen Landeshauptstadt zu sehen sein, sondern eine eigens dafür konzipierte Sektion Highlights mit Kultfilmen aus den bisherigen 19 Festivals. Insgesamt zeigt exground filmfest vom 16. bis 25. November rund 300 Filme aus 37 Ländern – in den klassischen Sektionen American Independents, News from Asia, International, Dokumentar, Fokus und Kurzes sowie in den Wettbewerben. Im Fokus steht dieses Jahr das aktuelle Filmschaffen in den Beneluxländern.

Am 16. November 2007 um 20.00 Uhr wird das Festival eröffnet mit der starbesetzten Mediensatire DELIRIOUS. Der neuste Film von US-Independent-Regisseur Tom DiCillo überzeugt durch seine Mischung aus Märchen, Freundschaftsdrama und verschrobener Komödie und mit Steve Buscemi als überheblichem Paparazzo in Hochform. Weitere Höhepunkte in der Reihe American Independents sind zwei Deutschland-Premieren: PARK von Kurt Voelker erzählt von zehn Personen (u. a. gespielt von Hollywood-Star William Baldwin), deren Wege sich in ihrer Mittagspause kreuzen. Ein mit zahlreichen überraschenden Wendungen gespickter Thriller ist A CRIME von Manuel Pradal, mit Harvey Keitel in der Hauptrolle. Ein Feelgood-Movie, das beste Unterhaltung bietet, ist THE BIG BAD SWIM von Ishai Setton. Der Schwimmunterricht wird hier zur Lebenshilfe. Auch VIVA zeigt den Ausbruch aus geordneten Strukturen: Eine gelangweilte Hausfrau sucht das Abenteuer und erschließt sich dabei neue (erotische) Welten. Als Kinovorpremiere präsentieren wir in dieser Reihe den Horrorfilm SEED von Uwe Boll, bei dem ein Massenmörder nach seiner gescheiterten Hinrichtung lebendig begraben wird. Er steigt aus dem Grab und beginnt einen gnadenlosen Rachefeldzug. Der Regisseur, der im Oktober den Hessischen Filmpreis erhält, wird bei der Filmvorführung anwesend sein.

In der Reihe International zeigt exground filmfest den diesjährigen Gewinner der Goldenen Palme der Filmfestspiele von Cannes als Kinovorpremiere. Das rumänische Drama 4 MONATE, 3 WOCHEN UND 2 TAGE von Christian Mungiu erzählt ergreifend und authentisch die Geschichte einer jungen Frau, die sich im totalitären Ceaucescu-Regime einer illegalen Abtreibung unterzieht. Ein wunderbares Märchen über das Erwachsenwerden und die Macht der Träume ist NIMMERMEER von Toke Constantin Hebbeln, der 2007 den Studenten-Oscar gewann. Last but not least zeigen wir in dieser Reihe die mit Preisen überhäufte Fake-Doku DEATH OF A PRESIDENT von Gabriel Range über ein fiktives Attentat auf US-Präsident George W. Bush. LOLA, das Erstlingswerk des spanischen Regisseurs Javier Rebollo, erzählt in atemlosen Monolgen die Geschichte von León, dessen einziger Lebensinhalt in der Beobachtung seiner Nachbarin Lola besteht.

In der Reihe Dokumentar präsentiert exground filmfest als Deutschland-Premiere DOS PATRIAS, CUBA Y LA NOCHE des Wiesbadeners Christian Liffers. Der Regisseur nimmt die Poesie des kubanischen Autors Reinaldo Arenas als Bezugspunkt, um die Lebensgeschichten von sechs schwulen Männern im heutigen Kuba nachzuzeichnen. Ein eindringliches Erstlingswerk ist MANDA BALA – SEND A BULLET von Jason Kohn, der bei der Vorführung anwesend sein wird. Die Dokumentation verbindet beeindruckend die schönen Seiten Brasiliens – Strände, Samba-Rhythmen und Regenwald – mit den düsteren Seiten wie Korruption und brutalem Kidnapping. Eine spannende Zeitreise durch die deutsche Hip-Hop-Szene unternimmt FREUNDESKREIS „FK 10“. Mit zahlreichen Interviews, Videos und Live-Footage wird hier die zehnjährige Geschichte der Band Freundeskreis erzählt.

Faszinierende Einblicke in ästhetisch inszenierte sadomasochistische Fantasien gibt der japanische Film BAKUSHI, THE INCREDIBLE LIVES OF ROPE-MASTERS in der Reihe News from Asia. Der international bekannte Regisseur Ryuichi Hiroki zeigt in seiner Doku die intensive Beziehung der Fesselmeister zu ihren Modellen. Ein ähnliches Thema greift er in seinem Spielfilm M auf, in der die ehemalige Miss Japan die Hauptrolle einer vernachlässigten Hausfrau spielt, die von einem Yakuza-Gangster zum SM-Sex mit Freiern gezwungen wird. Ryuichi Hiroki wird beide Filme persönlich in Wiesbaden präsentieren. Für Freunde des Action-Kinos ist EXILED des international renommierten Regisseurs Johnny To zu empfehlen. Als postmoderner Hongkong-Western transportiert der Film Motive aus dem Wilden Westen in den noch wilderen Osten.

In der Reihe Fokus konzentrieren wir uns dieses Jahr auf das aktuelle Filmschaffen in den Beneluxländern. Neben Kurzfilmprogrammen, die Spielfilm-Shortys sowie Videokunst aus den Niederlanden und Belgien zeigen, gibt es auch hier Deutschland-Premieren von Langfilmen. WILD ROMANCE von Jean van den Velde, der erste Rock-and-Roll-Film aus den Niederlanden, zeigt den Aufstieg und Absturz des Rockstars Hermann Brood in den wilden 70er-Jahren. WAITER von Alex van Warmerdam erzählt humorvoll die Geschichte des desillusionierten Edgars und bringt damit eine wunderbare Komödie über die immer wiederkehrende Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz auf die Leinwand. Die Reihe Fokus wird von der Botschaft des Königreichs der Niederlande großzügig unterstützt.

Anlässlich der 20. Auflage von exground filmfest zeigen wir noch einmal Highlights aus den vergangenen 19 Festivals: darunter so unterschiedliche Werke wie das Splatter-Movie NEKROMANTIK von Jörg Buttgereit, die Charakterstudie von Abel Ferrara über einen korrupten Polizisten, BAD LIEUTENANT (in der Hauptrolle: Harvey Keitel), den Kultfilm des Kanadiers Bruce McDonald, ROADKILL (der dieses Jahr mit seinem Werk THE TRACEY FRAGMENTS auch wieder im Programm vertreten ist), den Skandalfilm des berühmten US-Fotografen und -Filmemachers Larry Clark, KEN PARK, und CHUNGKING EXPRESS, mit dem Wong Kar-wai aus Hongkong seinen Siegeszug auf den internationalen Festivals begann.

Die Reihe Kurzes wartet wieder mit einem abwechslungsreichen Programm auf. Neben den Klassikern BEST OF, ANIMATION, DOKUMENTARFILME und PRIX UIP gibt es aktuelle Schwerpunkte. Die Kurzfilme in KLIMA & UMWELT werfen ein künstlerisches Schlaglicht auf die aktuelle Klimadiskussion, die Beiträge in der deutschen Compilation MACH DOCH WAS DU WILLST auf die moderne Arbeitswelt. Zwei Programme blicken in die unabhängige Kunstszene Chinas, die sich in ihren Filmen mit der neuen Wirtschaftsgroßmacht zwischen heute und gestern auseinandersetzt. Auch im Programm: 10 Jahre KIMUAK mit baskische Kurzfilmen aus den vergangenen Jahren.

Einer der Höhepunkte von exground filmfest sind wieder die Wettbewerbe: Im „Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb“ treten zehn Produktionen in den Wettstreit um das Preisgeld von insgesamt 6.000 EUR (das Preisgeld für den 1. und 3. Platz wird vom Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden gestiftet – das Preisgeld für den 2. Platz von der ESWE Verkehrsgesellschaft mbH). 22 Filme aus 10 Ländern gehen dieses Mal ins Rennen im „Internationalen ON-VIDEO-Wettbewerb“. Eine internationale Fachjury wird wieder den Preis für den besten Kurzfilm auf Videoformat in Höhe von 1.500 EUR vergeben (gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden). Zum dritten Mal ist für den „Wiesbaden-Special – Kurzfilm-Wettbewerb“ ein Publikumspreis in Höhe von 500 EUR ausgeschrieben, gestiftet von unserem Medienpartner Wiesbadener Kurier: Zehn einheimische Regisseure wetteifern dieses Mal um Sieg und Prämie.

Das Rahmenprogramm umfasst unter anderem die schon legendären Eröffnungs- und Abschlusspartys, eine Lounge mit französischer Popmusik, die belgische Band THE GO FIND in Concert sowie das Comeback der Wiesbadener Kultband RODRIGO BROTHERS FEAT. DIE RODRIGO SISTERS.

Als Festival im Festival haben sich inzwischen die youth days etabliert – mit Filmen für 12- bis 18-jährige Zuschauer. Fünf Produktionen treten zum 4. „youth days – Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb“ an, der mit 2.500 EUR dotiert ist (gestiftet von der Landeshaupt stadt Wiesbaden). Eröffnet wird der Wettbewerb mit PRINZESSINNENBAD von Bettina Blümner, einer atemberaubend authentischen Dokumentation aus Deutschland über das Erwachsenwerden im Kreuzberger Großstadtkiez. Fortsetzung folgt mit dem schwedischen Beitrag HOPPET von Petter Næss, der das Schicksal von arabischen Immigranten in Westeuropa schildert. Herausforderungen ganz anderer Art hat der zwölfjährige Dvir im Film SWEET MUD von Dror Shaul aus Israel zu meistern, der in einem Kibbuz in den 70er Jahren spielt. In der deutschen Produktion WIE ES BLEIBT von acht Absolventen der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München geht es um gruppendynamische Prozesse in einer Wohngemeinschaft. Abgeschlossen wird die Reihe mit DAS MÄDCHEN, DAS DURCH DIE ZEIT SPRANG von Mamoru Hosoda, einem ebenso ergreifenden wie kunstvoll gemachten Animationsfilm aus Japan. Zum dritten Mal veranstalten wir zudem im Rahmen der youth days den „Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb“, der dieses Jahr erstmals mit einem Preisgeld dotiert ist: Dank der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung wird sich der Publikumsliebling unter den sieben Beiträgen über eine Siegprämie von 450 EUR freuen dürfen.

(nach einer Pressemitteilung von exground filmfest)

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