Mediatage Nord 2008

Mediagipfel: Daten, der flüchtige Rohstoff

Ohne digitale Daten und Technologien geht in der modernen Gesellschaft gar nichts mehr. Das gilt für Unternehmen, für private Haushalte und für den Staat. „Der Anschluss an die digitalen Netze dieser Welt ist immer wichtiger geworden“, erklärte Peter Harry Carstensen, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, auf dem Mediagipfel der Mediatage Nord 2008 vor rund 200 Zuhörern. Zugleich würden Daten zur Ware. „Der Handel mit Daten ist wenig transparent und kein gewöhnliches Geschäft“, so der Ministerpräsident. Man müsse sich um die Sicherheit von Daten ernsthaft Sorgen machen. Ein Ansatz, mehr Transparenz und Sicherheit zu schaffen, sei das Datenschutzgütesiegel des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz in Schleswig-Holstein, das mit dem Innovationspreis der Europäischen Union ausgezeichnet wurde.

In seiner Begrüßung hatte zuvor der Direktor der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH), Thomas Fuchs, auf eine Schattenseite der Digitalisierung hingewiesen: „Manche, insbesondere sensible, Daten sind eben nicht flüchtig, sondern im Gegenteil sehr langlebig.“ Gerade von Kindern und Jugendlichen würden oft und gern Fotos, Party-Bilder, Sprüche, aber auch persönliche Daten ins Netz gestellt, weiter geleitet oder gespeichert – zumeist ohne lang nachzudenken. „Aber das digitale Gedächtnis vergisst nichts. Die Vermittlung von Medienkompetenz ist gerade bei der Nutzung des Internets unverzichtbar, um Kinder und Jugendliche vor den vielfältigen Gefahren im Netz zuschützen“, erklärte Fuchs und kündigte an, dass die MA HSH sich in diesem Bereich zukünftig noch stärker engagieren wolle.

„Datenschutz ist kein Werbefaktor. Datenschutz ist das, was man erwartet“, so die Überzeugung von Prof. Horst Müller-Peters. Der Vorstandsvorsitzende der psychonomics AG und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Köln wies darauf hin, dass Datenmissbrauch Markenwerte in Millionenhöhe zerstören könne, wie aktuelle Beispiele gezeigt hätten. „Man kann im Datenschutz nur verlieren, nicht gewinnen. Datenschutz ist eine Selbstverständlichkeit“, so Müller-Peters. Zugleich sprach er von einem Paradigmenwechsel bei der Nutzung des Rohstoffs Daten im Marketing. „Wir sehen einen Schwenk weg vom Neukunden hin zum Bestandskunden. Viele Unternehmen setzen heute auf das Beziehungsmarketing“, stellte Müller-Peters fest.

Gerade in der Verbindung von Daten und deren statistischer Auswertung sah padeluun vom FoeBuD e.V. und BigBrotherAwards eine Gefahr: „Wir müssen die Daten nicht nur als Daten sehen, sondern in ihrer Konnotation, das heißt im Zusammenhang.“ Wer nachts um drei Uhr bei einem Versandhändler über das Internet ein Buch bestelle, offenbare damit womöglich persönliche Lebensweisen, die er gar nicht weitergeben möchte. Die moderne Kommunikationsgesellschaft sei nur unzureichend auf die Herausforderungen der Digitalisierung und Datenflüsse eingestellt. padeluun forderte daher 15.000 neue Lehrstühle, die sich mit diesen Problemen befassen.

Der Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein Dr. Werner Marnette hielt Datenschutz für etwas Selbstverständliches, sprach sich aber gegen eine „Überregulierung“ aus. „Ohne Daten ist unser modernes Leben nicht möglich, wir dürfen daher den Datenfluss nicht zu stark regulieren. Der Datenschutz muss für Unternehmen so selbstverständlich sein, wie man sich jeden Morgen ein sauberes Hemd anzieht“, so Marnette. Auch er sprach sich wie der Ministerpräsident für ein bundesweites Datenschutzgütesiegel nach dem schleswig-holsteinischen Muster aus.

(nach einer Pressemitteilung der Mediatage Nord)

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