Juni-Highlights im Kieler KoKi

Neu: Download des kompletten KoKi-Programms im Originallayout als pdf: www.diepumpe.de/Juni2005.pdf.

Wegen der Kieler Woche gibt es im KoKi kein Kinoprogramm vom 17. bis 26. Juni.

Film des Monats: Schildkröten können fliegen

Bahman Ghobadi. Iran/Irak 2004. 98 Min. OmU. Mit Avaz Latif, Soran Ebrahim

In einer Region, wo seit Jahrzehnten kein fiktionales Kino mehr entsteht, erarbeitet der im kurdischen Teil des Iran geborene Ghobadi seine Filmerzählungen durchgehend mit Laiendarstellern; oft genug kennen die Menschen die Schicksale, die sie spielen, aus eigener Erfahrung. So auch in diesem Film über eine Gruppe von Flüchtlingskindern, die zum Broterwerb Landminen sammeln, um sie an Waffenhändler weiterzuverkaufen. Viele von ihnen sind verstümmelt. Eines dieser Kinder ist der Waisenjunge Hengow, der mit den beiden Armstummeln, die ihm noch geblieben sind, weiter Landminen ausgräbt. Seine Schwester Agrin kümmert sich nur widerwillig um ihren blinden Sohn Digah, den sie nach einer Vergewaltigung durch irakische Soldaten geboren hat. Die Liebe des 13jährigen Satellit kann das Mädchen nicht erwidern. Als Digah sich eines Tages in ein Minenfeld verirrt, ist Satellit der einzige, der sich ein Herz fasst und das Feld betritt, um Digah zu retten … Wie schon in „Zeit der trunkenen Pferde“ versteht Ghobadi es, intime Szenen und gewaltige Panoramen zu gestalten, die sich ins Gedächtnis brennen. Das Leid, das der Film zeigt, mag schwer erträglich sein; doch ohne Zweifel ist „Schildkröten können fliegen“ einer der kinematografischen Höhepunkte dieses Jahres.
Do, 2.6., 20.30; Fr, 3.6., 18.30; Sa, 4.6., 20.30; Mo, 6.6. – Di, 7.6., 18.30

Premiere: Was übrig bleibt

Justus Pasternak. D 2005. 90 Min. Musik: F. Paravicini. Mit P. Hirschfeld

Philipp kehrt auf den Gutshof seines Vaters zurück und stößt auf die unglaubliche Geschichte eines verschollenen Arbeiters. Er versucht das turbulente Leben des Mannes mit seinen alten Bekannten zu rekonstruieren, denn die mysteriösen Geschichten der Bewohner sind alles, was nach einem Wohnungsbrand von ihm übrig geblieben ist. Und dann, auf dem Feuerwehrfest, erzählt der Bürgermeister auch noch, dass der Mann seit 3 Jahren tot ist … Der Kieler Filmemacher Justus Pasternak gewährt dem Zuschauer mit seiner Dokumentation einen Einblick in den Mikrokosmos einer einzigartigen und bisweilen skurrilen Dorfgemeinschaft. Was für ein Bild machen sich die Menschen von den Anderen? Und was passiert mit Menschen, wenn sie nicht mehr funktionieren? Ein Teil Schleswig-Holsteins, den man so nicht ein zweites Mal zu sehen bekommt.
Fr, 10.6., 20.30 (zu Gast: Justus Pasternak, F. Paravicini, P. Hirschfeld)

Premiere: Die Posaune des Jazz – Albert Mangelsdorff

Thorsten Jeß. D 2005. 52 Min

Sein Sound ist schon nach der ersten Phrase zu erkennen, seine Technik – bei aller Raffinesse und Virtuosität – jedoch nie darauf aus, sich auf Kosten des musikalischen Gedankens in den Vordergrund zu spielen. Albert Mangelsdorff, Posaunist, hat das Spiel auf seinem Instrument revolutioniert und gilt im Ausland als Inbegriff des deutschen Jazz. Untrennbar mit seinem Namen verbunden ist sein mehrstimmiges Spiel, mit dem er die Klangmöglichkeiten zur Polyphonie erweitert hat. Gleichwohl ist dies nur eine Facette des Könnens dieses Musikers, der sich immer bemüht hat, seine Kreativität gegen die Widerstände des Instruments zu verwirklichen – eine kreative Haltung, der das sperrige „Horn“ schon von der Armbewegung her enge Grenzen setzt. – Für die arte-Reihe MUSICA haben Thorsten Jeß und sein Co-Autor und Fachberater Bruno Paulot den deutschen Ausnahmekünstler porträtiert (gefördert wurde das Projekt von der MSH). Dabei widmen sie sich nicht nur seinen erstaunlichen musikalischen Leistungen, sondern beleuchten auch sein selten erwähntes Engagement für die Ausbildung junger Musiker.
Mo, 27.6., 20.30

Globalisierung – Wohlstand für die Welt? – mit attac-Kiel

Das Kommunale Kino stellt seit über einem Jahr Filme zu verschiedenen Aspekten der Globalisierung vor. Mit Filmen des globalisierungskritischen Filmfestivals „Globale05“, das im Januar 2005 in Berlin stattfand, werfen wir den Blick auf eine Welt, in der viele Lebensbereiche von Profit-Logik und Ausbeutung dominiert werden. Die zunehmende Entrechtung in weiten Teilen der Welt, Deportation, Krieg und Konzernherrschaft stehen im Mittelpunkt unseres Filmfestivals, das wir gemeinsam mit attac-Kiel durchführen. Im Anschluss an die Vorführungen finden Gespräche statt. Mehr Informationen finden sich im gesonderten Flyer zum Festivalprogramm.

Leben außer Kontrolle. Bertram Verhaag. D 2003. 90 Min.
Die Gentechnologie beherrscht die Landwirtschaft und die Nahrungsversorgung. Das führt zum Verlust der Artenvielfalt. Die genetische Verschmutzung ist nicht mehr rückgängig zu machen.

100% Baumwolle – Made in India. Inge Altemeier. D 2003. 29 Min.
Im südindischen Baumwollgürtel gefährden hochgiftige Chemikalien die BäuerInnen und TextilarbeiterInnen, vergiften das Trinkwasser und führen, weil immer mehr und neue Mittel eingesetzt werden müssen, in einen Teufelskreis der Verschuldung.
Mo, 13.6., 18.00

Unconstitutional – The war in our civil liberties. Nonny de la Peña. USA 2004. OF. 68 Min.
Über die herrschende Angst, Hysterie und Paranoia, die sich durch die systematisch geschürte Terrorangst, besonders seit den Anschlägen vom 11. September 2001, verstärken.

Baghdad. Dario Bellini. USA 2003. OF. 26 Min.
Baghdad im Sommer 2003: Ausnahmezustand. Ohne Kommentar überlässt sich die Kamera den Eindrücken und vermittelt eine andere Realität der hochgerüsteten Medienmaschinen, die uns jeden Tag den Krieg ins Haus bringen.
Di. 14.6., 18.30

Ermordete Coca-Cola Gewerkschafter in Kolumbien. Bärbel Schönafinger. D 2004. 50 Min.
In Kolumbien werden jedes Jahr um die 100 Gewerkschafter ermordet. Der Film rekonstruiert den Fall eines Ermordeten im Detail und schlägt den Bogen zurück nach Deutschland mit der Frage nach dem Funktionieren der internationalen Solidarität unter GewerkschafterInnen.

Ekmek Davasi – Kampf ums Brot. F. Serkan Acar, Baris Özkay. T 2003. OmU. 28 Min.
Ekmek Davasi dokumentiert für einen relativ kurzen Zeitraum die verschiedenen Phasen eines Arbeitskampfes von lohnabhängigen Menschen, die gegen Niedriglohn, die Folgen neoliberaler Politik und ihrer Prekarisierung ankämpfen. Bis zum 60. Tag des Widerstands wird der Kampf in Bahceliver verfolgt.
Mi, 15.6., 18.30

Gack Gack. Olaf Encke. D 2002. 7 Min. Animation
Die Zeiten ändern sich und so auch die Chefs. Aber was ändert sich für die Angestellten? Und wie geht die attraktive Chefsekretärin mit der neuen Situation um?

Eiszeit. Alexander Kleider, Daniela Michel. D 2004. 45 Min.
Die BRD im Jahre 2004. Kommentarlos zeigt der Film die Stimmung einer Gesellschaft im Wandel. Die Menschen in einer geteilten Stadt werden begleitet – nicht geteilt in Ost und West, sondern in Arm und Reich. Die Auswirkungen eines politischen Wertewandels im Zeichen der Agenda 2010 werden spürbar. Eingerahmt werden die Bilder, von Gesichtern der „Reform“ – Vertreter, der Arbeitgeber und des Berliner Senats. Gesichter des „neuen“ Berlin, der Hauptstadt der Neuen Armut.

Einer von Vielen. Jörg Depta, Sven Schneider. D 2004. 15 Min.
Henry ist einer von fast 300.000 Sozialhilfeempfängern in Berlin. Er ist einer von Vielen, die seit Jahren zur Arbeit in sogenannte Maßnahmen mit geringfügiger Vergütung verpflichtet werden. Er ist einer von vergleichsweise Wenigen, die über Sinn und Unsinn solcher Maßnahmen sprechen. Henry ist von Hartz IV unbeeindruckt, denn für ihn ist es längst Alltag.
Mi, 15.6., 20.30

Globalisierungsspot. Sönke Guttenberg. D 2003. 5 Min. Animation
Globalisierungskritik in 5 Minuten: IWF, Weltbank, Wall Street, Konzerne, Ausbeutung, Rassismus, Armut, Genua, Widerstand.

Die großen Alleen / Las grandes Alamades. Colectivo Presente. CH/D 2003/04. OmU. 76 Min.
Chile gilt als wirtschaftliches und soziales Vorzeigemodell Lateinamerikas. Der Film erzählt eine andere Geschichte: Von der Diktatur Pinochets direkt zum heutigen entfesselten Neoliberalismus. Mit dem Putsch 1973 begannen Privatisierungsmaßnahmen und die vollständige Liberalisierung des Marktes. Dies hat praktisch zum Ausverkauf des Landes an multinationale Konzerne geführt.Der Film begibt sich auf die Spur des früheren und heutigen Widerstands.
Do, 16.6.,18.30

Wunder gibt es nicht. Die Verschwundenen von Mercedes Benz in Argentinien. Gaby Weber. Arg 2003. 110 Min.
1977 „verschwanden“ mindestens 14 Mitglieder des unabhängigen Betriebsrates des Mercedes-Werkes in Gonzáles Catán (Buenos Aires). Die aktiven GewerkschafterInnen wurden von den Repressionskräften der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) entführt und ermordet. Nur einige wenige, für deren Verschleppung es viele Zeugen gab, überlebten. Gaby Weber recherchierte, wie die GewerkschafterInnen ins Visier der Todeskommandos des Militärs gerieten und wer dafür die Verantwortung trug.
Do, 16.6., 20.30

Zum CSD: Aus der Reihe Rosa Linse – mit HAKI e.V.

Im Himmel ist die Hölle los
Helmer von Lützelburg. D 1984. 90 Min. Mit Billie Zöckler, Dirk Bach, Ralph Morgenstern, Barbara Valentin, Walter Bockmayer, Kurt Raab, Ortrud Beginnen.
Die Provinz fiebert dem Auftritt von Willie Wunder entgegen: Deutschlands beliebtester Showmaster kommt nach Käseburg … „Grelle Farben, einfältige Liedchen und albernste Einfälle“ diagnostizierte das Katholische Lexikon des Internationalen Films. Genau: Die Kölner Szene um Walter Bockmayer hob in der Zeit des erwachenden schwulen Selbstbewusstseins das Chaos-, Tunten-, Trash- und Sexmusical aus der Taufe mit einem Rundumschlag auf die Welt des Unterhaltungsfernsehens. Das die Protagonisten von damals heute maßgeblich mit prägen …
Fr, 3.6., 20.30 + Sa, 4.6., 22.30

Mit der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für MigrantInnen

Hotel Ruanda
Terry George. GB/Südafrika/USA/It 2004. 121 Min. OmU. Mit Don Cheadle.
Zwischen April und Juli des Jahres 1994 ermordeten Hutu-Milizen fast eine Million Tutsi und damit jeden vierten Einwohner des Landes. Anlass war ein nie aufgeklärter Anschlag auf den Präsidenten, der aber der Hutu-Mehrheit Gelegenheit gab, den seit Jahren schwelenden Konflikt mit der politisch und wirtschaftlich dominierenden Minderheit der Tutsi eskalieren zu lassen. In diesem Szenario beschränkt sich die Handlung des Films auf das belgische Luxushotel Des Milles Collines in Kigali. Paul Rusesabagina, der Hotelmanager, selbst ein Hutu und verheiratet mit einer Tutsi, nahm dort, ohne Unterstützung von UN-Beobachtern und -Militärs zu erfahren, 1268 Flüchtlinge auf und rettete ihnen das Leben. – Terry George, der als Nordire genügend Erfahrungen mit Bürgerkrieg hat, ist zurückhaltend in der Darstellung des Grauens. – Am Sonntag, den 12.6. anschließend Gespräch mit Anamie Bakundukize, Vorstand ZBBS.
Do, 9.6., 20:45 + Fr, 10.6. – Sa, 11.6., 18.15 + So, 12.6., 20.30

Filmtournee unterwegs – Kurzfilme aus SH

Die Filmtournee präsentiert alljährlich herausragende Produktionen, die mit Unterstützung der Kulturellen Filmförderung S.-H. oder von der LAG Jugend und Film entstanden sind. Viele liefen bereits erfolgreich auf den Nordischen Filmtagen oder beim Kieler Filmfest Augenweide, und die meisten haben schon auf nationalen und internationalen Festivals Anerkennung und Preise gewonnen. Durch das etwa 70-minütige Programm führt Claus Oppermann.
Mi, 1.6., 20.45

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