47. Nordische Filmtage Lübeck

Zarter Ton der Erinnerung

„Kim Novak badete nie im See von Genezareth / Kim Novak badade aldrig i Genesarets sjö“ (Martin Asphaug, SWE 2005)

Jugend-Erinnerungen an einen Feriensommer am See, die Freundschaft zwischen den 14-jährigen Erik und Edmund, Schwärmereien für die hübsche Lehrerin und ein Mord sind die Eckpfeiler in Martin Asphaugs Film nach einem Roman von Hakan Nesser. Der Pressetext bemüht einen Vergleich mit Stephen Kings „Das Geheimnis eines Sommers / Stand By Me“, doch der hinkt. Während bei der King-Verfilmung die Gefahr und das Verhängnis stets präsent sind, dominiert in Asphaugs Film der leichte, melancholisch-zarte Ton der Erinnerung. Mit satten Farben und lichtdurchflutet präsentiert er die ländliche Idylle im Jahre 1962 als Rückblick Eriks aus einer grau-blauen Gegenwart. Geschickt gestaltet der Regisseur die Wechsel zwischen den beiden Erzählzeiten, nimmt Gesten oder Geräusche als Auslöser für einen weiteren Erinnerungsschub oder lässt auch mal verspielt eine 60er-Jahre-Limousine mit einem aktuellen Modell durch die selbe Einstellung fahren.

Unbeschwerte Ferien und ein Mord …: „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“ (Foto: NFL)

Asphaug zelebriert die Unbeschwertheit der Jugend, die umso deutlicher zu Tage tritt, sobald sie der Tragik der Erwachsenenwelt gegenübergestellt wird. Eriks Mutter kämpft mit dem Krebs-Tod und auch Edmunds Familienverhältnisse sind durch die Alkoholkrankheit der Mutter zerrüttet. Doch wie für alle Jungs in ihrem Alter verdrängen Erik und Edmund diese Belastungen zu Gunsten ungebremster Neugier gegenüber dem Leben im Allgemeinen und dem anderen Geschlecht im Besonderen. Die Ersatzlehrerin Ewa hat große Ähnlichkeit mit Kim Novak, nur hübscher ist sie. Und unerreichbar. Das ändert sich, als sie die Geliebte von Eriks Bruder Henri wird und in der Hütte am See übernachtet. Als der vor Eifersucht schäumende und für seine Brutalität bekannte Verlobte von Ewa auftaucht, kündigt sich ein Drama an und Asphaugs Film schlägt die Richtung zum Krimi ein. Ewa flüchtet sich schwer verprügelt in Henris Arme. Am nächsten Morgen liegt der Verlobte erschlagen vor der Seehütte. Der Täter wird nie gefunden. Erst Jahrzehnte später, Erik fährt nach Edmunds Tod zurück an den See, lüftet sich das Geheimnis um einen Mord aus Freundschaft und Liebe. (dakro)

 

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