Sprachlos sprechende Kurzfilmbilder

„Jugend kulturell“ präsentierte „Kino-Träume der jungen Filmszene in Schleswig-Holstein“

Kurzfilm-Kleinode junger schleswig-holsteinischer Filmemacher stellten Traum-Kino und die Reihe „Jugend kulturell“ der Hypovereinsbank vor. Moderiert von Traum-Kino-Leiter Andreas Steffens war unter anderem Christoph Dobbitschs „Eine Schachtel für die Schrauben“ zu sehen. Ein poetisch-märchenhaftes Drama über den Tod erzählte der Kieler Regisseur. Als Schnitter und Schnitzer der Schraubenschachtel, die auch ein kleiner Sarg für die sprachlos gewordene Lebensuhr ist, hatte er dafür keinen Geringeren als Christian Brückner vor die Kamera geholt.
„Psst! Feind hört mit!“ steht beziehungsreich an der Bunkerwand, Szenerie für ein balletthaftes Liebesspiel mit Hindernissen, das die dafür mit dem Medienpreis S.-H. 2011 ausgezeichnete Kielerin Julia Witzsche in „O soave Fanciulla“ als Stummfilm inszenierte. Denn ihr Romeo und Julia sind taubstumm und werden zur Musik aus „La Bohème“ gebärdensprechend dennoch ein Paar.
Psst! Nicht sprechen, sondern Gebärde spüren. Foto Julia Witzsche
Um die beredte Sprachlosigkeit der Liebenden ging es auch in zwei mit dem Jugend-Film-Preis S.-H. 2011 ausgezeichneten Kurzfilmen. Der Flensburger Lasse Callsen zeigte in „Mit und ohne Ton“ die komische Variante misslingender, weil stumm bleibender Kommunikation zweier,
Zwei, die sich mit und ohne Ton finden. Foto Lasse Callsen
die in Jasper Stratils (St. Peter-Ording) „Sprachlos“ zur sprechenden Stille der Bilder finden.
„Zwischen den Zeilen“ liest Veronica Santos, kolumbianische Filmstudentin an der Kieler FH, das Nichtsprechbare ins gleichwohl Bildbare. Wie Lasse Bruhn und Marc Schulz (Üsofilm) in ihren „SchnittSpuren“ drei Frauen auf ihren jeweiligen Suchen meist sprachlos, dafür berückend bildreich folgen.
Sprachlos still im Schnitt der Begegnung. Foto Lasse Bruhn et al.
Nina Kahrens, René Schulz und David Wischerhoff, Studenten der Multimedia Production an der FH Kiel, porträtierten in „Le Veston de Nantes“ ihre Kommilitonin Aurélie, die aus der Partnerstadt Nantes zum Studium an die Förde gekommen ist – in ein fremdsprachiges Land, wo sie „eine Melange aus Wehmut, Hoffnung, Orientierungslosigkeit und Glück“ zugleich erlebt.
Aus Nantes fremd in Kiel, Sprache und Straßen erfassend. Foto Nina Kahrens et al.
Ein Dokumentarfilm über die Fremde, die dem eigenen Sein, wenn auch sprachschwierig fremdelnd, doch so nahe kommt. (jm)
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