Aktuelle Filmpremieren

„Holunderblüte“

Volker Koepp. Kamera Thorsten Plenert. D 2007. 89 Min., OmU. Gefördert von der Filmwerkstatt Kiel der FFHSH

Mit einem Zitat aus einem Andersen-Märchen beginnt der Film seine Reise in das Land der Kindheit, jenen magischen Ort, an dem noch alles vorstellbar und denkbar ist, wo Sehnsüchte und Wunschbilder gleichberechtigt zur sozialen Wirklichkeit sind. Holunderblüte erzählt aus dem Leben von Kindern im Kaliningrader Gebiet, der russischen Exklave, die vor dem Zweiten Weltkrieg zum nördlichen Ostpreußen gehörte. Seit Beginn der 90er Jahre beschreibt Volker Koepp Geschichte und Gegenwart dieser Region, dokumentiert die politischen und sozialen Veränderungen, die Verelendung der Menschen nach dem Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Strukturen, die Entvölkerung der Dörfer und Zersplitterung der Familien – aber er zeigt auch eine Landschaft, die für Kinder ein riesiger Abenteuerspielplatz ist. Sie erzählen in diesem Film von ihrem Leben, ihren Wünschen und Träumen. Kinder, die häufig ohne die Eltern aufwachsen, die die Verantwortung für sich und ihre Geschwister übernehmen, die von Alkoholismus und Gewalt ebenso selbstverständlich erzählen wie von Freundschaft und Liebe. Kinder, die sich die Natur spielerisch und kreativ aneignen, die mit Lebenslust und Witz eine kindliche Gegenwelt entwerfen, in der ihre Hoffnungen und Sehnsüchte aufgehoben sind. Der Film begleitet die Kinder des Kaliningrader Gebiets ein Jahr lang durch den Kreislauf der Jahreszeiten und bleibt dabei konsequent in ihrer Perspektive. – Am 10. April zu Gast: Volker Koepp. Eine Besprechung des Films erscheint in der April-Ausgabe des Newsletters von infomedia-sh.de.

  • KoKi Lübeck: In Kooperation mit der Academia Baltica, Mi, 9.4., 20 Uhr – in Anwesenheit des Regisseurs Volker Koepp. Sa, 12.4. – So, 13.4., 18 Uhr, Mo, 14.4. – Di, 15.4., 20 Uhr
  • KoKi Kiel: Do, 10.4., 18.30 Uhr – in Anwesenheit des Regisseurs Volker Koepp. So, 13.4., 18.30 Uhr

„Der Häuserfilm“

Das Kommunale Kino hat einen Dokumentarfilm zum Film des Monats gemacht. Es geht um ein ein Dokument Kieler Stadtgeschichte und die miltanten Proteste der frühen 80er Jahre.

Kiel hatte Anfang der 80er eine ganze Reihe besetzter Häuser. Die Filmgruppe Chaos näherte sich diesem Phänomen mit Super-8 Kamera und tragbarem Tonbandgerät. Was als Kurzflilm geplant war, verselbstständigte sich. Einige der Filmer zogen in die besetzten Häuser ein, richteten sich einen Arbeitsraum ein und eröffneten ein Super-8 Kino. Das Material wuchs unablässig und erst die Räumung der Häuser ermöglichte 1984 die Fertigstellung des mehr als zweieinhalbstündigen Dokumentarfilms „Der Häuserfilm“.

Nach zahllosen Vorführungen verschwand dieses Werk in den Schubladen der Filmemacher. Der für eine Veranstaltung vor einigen Jahren wieder hervorgeholte Film hatte durch die Lagerung und den häufigen Lauf durch den Projektor stark gelitten.

Also wurde beschlossen dieses zeithistorische Dokument zu restaurieren. Nach aufwendiger Arbeit an Bild und Ton ist es nicht länger ein Werk nur für Hartgesottene.

Die alten Recken, die sich selbst in jugendlichem Alter wiedersehen wollen, werden darauf gestoßen, dass es nicht nur eine aufregende Zeit war, sondern dass man seinerzeit weitaus tiefer gehend philosophierte und politisch diskutierte, als es in Erinnerung blieb.

Die Neukieler werden es kaum glauben, dass es an der Stelle eines bekannten Einkaufzentrums wunderschöne historische Gebäude gab und im Zentrum der tristen Fördestadt einst Barrikaden brannten.

Die Premiere der (mit Unterstützung der Filmwerkstatt Kiel der FFHSH) restaurierten Version des Films findet am 12. April 2008, 20 Uhr am gleichen Ort statt, in dem er vor 24 Jahren seine Uraufführung hatte: im großen Saal der Pumpe.

„From Kiel to east of Warsaw“

Für seine Fans in Europa, Nordamerika und Ostasien ist der Australier Phil Conyngham der beste Didgeridoo-Spieler der Welt. Seine internationalen Konzerterfolge schlagen sich jedoch nicht immer auf seinem Bankkonto nieder. Die Einladung zu einem Musikwettbewerb in Polen erreicht ihn zu einem denkbar ungünstigen Moment. Phil möchte aber unbedingt daran teilnehmen. Ohne Geld für Benzin und mit einem 20 Jahre alten, rostzerfressenen Bus gilt es, durch winterliche Kälte und Dunkelheit von Kiel bis zu einem kleinen Ort irgendwo hinter Warschau zu reisen.

Auf der Fahrt durch Kiel, Berlin und Warschau versucht Phil, sich mit Straßenmusik das Geld für die Tour zu erspielen. Eingepackt in sechs Textilschichten und mit aufgerissenen Lippen trotzt Phil den eisigen Minustemperaturen. Auf glitzernden und düsteren Großstadtstraßen sowie in tiefster Provinz erlebt Phil gemeinsam mit dem Kieler Filmteam Moses Merkle und Elisabeth Saggau skurrile Abenteuer. Fast wie nach Drehbuch begegnen ihm archetypische Warner, Widersacher, Hinderer und Helfer: Das wahre Leben wie im Spielfilm.

Phil hat sein Instrument zu Hause bei den Aborigenes spielen gelernt. Als echter Crossover-Musiker entlockt er dem Didgeridoo jedoch nicht nur traditionelle Stammensklänge: Er sieht sich selbst als Rockmusiker, komponiert Technobeats ebenso wie halluzinatorischen „Noise“. Bei seinen Straßenkonzerten mischt sich rhythmisches Didgeridoo mit melodisch kreischenden Straßenbahnen. Phils Repertoire reicht von ruhigen Stücken auf glühweinseligen Weihnachtsmärkten bis hin zu einer psychedelischen Session in der größten Ruine des Kalten Krieges auf dem Berliner Teufelsberg.

Hinter Warschau lernt Phil die polnische Variante des Didgeridoos, die Ligawa, sowie andere traditionelle Hirteninstrumente kennen und fürchten. Hier sieht er sich einer starken Konkurrenz osteuropäischer Musiker gegenüber … Doch ganz am Ende fließt der Wodka, und es wird getanzt! Na zdrowie!

„From Kiel to east of Warsaw” (Von Kiel bis hinter Warschau), D 2008, 58 Min., OmU, Produktion: Moses Merkle, Elisabeth Saggau. Mit Phil Conyngham.

Premiere im KoKi Kiel: Mi, 16.4., 20.30 Uhr. Anschließend Gespräch und Musik. Eine Besprechung des Films erscheint in der April-Ausgabe des Newsletters von infomedia-sh.de.

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