Finnisches Beziehungsdrama gewinnt Regiepreis des Filmfestivals Münster

Der Finne Aleksi Salmenperä ist der Gewinner des Regiepreises im Europäischen Spielfilmwettbewerb des 12. Filmfestivals Münster 2007. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde von der hochrangig besetzten Jury einstimmig an „Man’s Job” vergeben. Der thematisch zum Thema Arbeit „Work! Don’t Work!” ausgerichtete Wettbewerb, kuratiert von Festivaldirektorin Barbara Fischer-Rittmeyer, ist einzigartig in der Festivallandschaft Deutschlands. Das Beziehungsdrama über einen Finnen, der seinen Job verliert und der Familie schließlich das Geld als Callboy nach Hause bringt, ist von kompromissloser Komik und schroffer Tristesse. In der sechsköpfigen Jury entschieden die niederländische Schauspiellegende Rutger Hauer („Blade Runner”, „Türkische Früchte”), die Schauspielerinnen Nursel Köse („Auf der anderen Seite” von Fatih Akin) und Franziska Weisz („Hotel” von Jessica Hausner), der niederländische Kameramann René Begas und Sabina Zakelj, die Leiterin des Media Büros in Slowenien, sowie Jens Schneiderheinze, Geschäftsführer des mehrfach auszeichneten Münsterschen Programmkinos „Cinema & Kurbelkiste”. Der deutsche Beitrag „Gegenüber” des Regisseurs Jan Bonny erhält eine „Lobende Erwähnung”.

Die Jurybegründung: „Die Jury zeichnet „Man’s Job” von Aleksi Salmenperä aus, weil er mit Fingerspitzengefühl und fein-wohldosiertem Humor ein ernstes Thema anfasst. Ohne Mitleidsgefühle zu produzieren, lässt er die Zuschauer am Schicksal eines Mannes teilhaben, der, um seine Familie zu ernähren, sich und seinen Körper verkauft. Dabei bricht „Man’s Job” gleich mehrere Tabus ohne Effekthascherei oder moralischen Zeigefinger. Der Film verzichtet gänzlich auf Klischees und Schwarz-Weiß-Malerei. Zu erwähnen sei zudem die herausragende Leistung des Hauptdarstellers.”

Preise in Höhe von 8.500 Euro wurden im deutschsprachigen Kurzfilmwettbewerb vergeben, für den die stellvertretende Festivalleiterin Nicky Schulte verantwortlich war. Unter den 52 Arbeiten entschied sich die Jury einstimmig für „Hochhaus”. Nikias Chryssos schrieb das Buch und führte Regie bei diesem Wildwest-Abenteuer im seelenlosen Plattenbaughetto. Der zwölfjährige Daniel und sein Bruder vegetieren eltern- und haltlos im ostdeutschen Niemandsland, aus dem sich Daniel mit dem Cowboy-Junkie Bernd davon träumt. Die überzeugende Regie, die das Milieu trotz der unter die Haut gehenden Problematik humoristisch bearbeitet, hat die Jury ebenso beeindruckt wie die herausragende Kameraarbeit und die starken Darsteller. Ungebrochen bleibt die Hoffnung in dieser Tristesse erhalten. Der „Große Preis der Filmwerkstatt Münster” für den besten Kurzfilm ist mit 5.000 Euro dotiert, gestiftet von G+P Immobilien Consult. Außerdem bekommt der Sieger erstmals eine Trophäe in Form einer Kleinplastik des Künstlers Benjamin Greber.

Die Kurzfilm-Jury war besetzt mit „Wilsberg”-Darstellerin Ina Paule Klinik, Kunstakademie-Professorin Hildegund Amanshauser, ZDF/ARTE-Redakteurin Anke Lindenkamp, Tobias Brand, Executive Producer von „Schwarze Schafe” sowie Kameramann Ergun Cankaya.

Der Förderpreis des WDR in Höhe von 2.500 Euro geht an den Kurzfilm „Hilda & Karl” von Toke Constantin Hebbeln. Die Werktätigen-Romanze wird von einem berührenden Kaurismäki-Humanismus getragen.

Zum Publikumsliebling avancierte Nico Zingelmanns „15 Minuten Wahrheit”. Die 1.000 Euro Preisgeld, gestiftet von den Münsterschen Filmtheaterbetrieben, gewinnt ein Wirtschaftskrimi, der mit Blick-Duellen und Doppel-Bluffs geradezu genial ökonomisch inszeniert wurde.

Erstmalig hat beim Filmfestival Münster eine Schülerjury im Kurzfilmwettbewerb „Jugend und Arbeit” des Schulprogramms einen Preis vergeben. Christa Pfafferott ist verantwortlich für Buch und Regie des Dokumentarfilms „Frl. Pabst & Frl. Wüst”. Zwei zwanzigjährige Mädchen arbeiten als Bestatterinnen, die in ihrem Berufsalltag begleitet werden. Die Zuschauer nehmen Teil an den Gedanken der Mädchen zu Leben, Tod und Zukunftswünschen. Die jungen Jurymitglieder formulierten ihre Entscheidung selbst: „Der Film hat das Tabuthema Tod angesprochen, das in Deutschland häufig „untergraben” wird (im wahrsten Sinne des Wortes). Dieser Film gab uns Einblicke in das Arbeitsleben zweier Bestatterinnen, wodurch wir einen ersten Eindruck von einem etwas ungewöhnlicheren Beruf bekommen haben. Besonders schön fanden wir, wie frei, offen und selbstsicher die beiden Mädchen in dem Film über ihren Beruf, aber auch über ihre ganz persönlichen und privaten Empfindungen und Gedanken erzählt haben. Dies wurde sehr schön durch die Montage untermauert.” Der Preis ist verbunden mit der Übergabe des Schnittprogramms Avid Xpress Pro, gestiftet von Avid Technology Deutschland. Jury-Mitglieder sind: Isabel Grothe (Hauptschule Hiltrup), Marie Weiper, Lennart Lofink  (Erich-Klausener-Realschule), Lena Robitzer, Mohamed Hassan (Geschwister-Scholl-Realschule), Diana Münsterteicher (Hauptschule Hiltrup), Filipa da Silva (Hauptschule Fürstenbergschule).

Lobende Erwähnungen erhielten im Kurzfilmwettbewerb der Animationsfilm „Mr. Schwartz, Mr. Hazen & Mr. Horlocker” von Stefan Müller und der Film „Kobe” von Rainer Komers, eine faszinierende Dokumentation über die japanische Hafenstadt Kobe, außerdem im Schülerwettbewerb die Arbeit von Enno Reese mit dem Titel „Jede Sekunde” über einen Zivi im Rettungsdienst.

(nach einer Pressemitteilung des Filmfestivals Münster)

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