54. Internationale Filmfestspiele Berlin
Die Schöne als das Biest
Monster (Patty Jenkins, USA 2003)
Dass der Täter oder die Täterin eigentlich das Opfer sei, ist eine alte Geschichte sozial nicht unbewegten Kinos. Patty Jenkins erzählt sie uns noch einmal neu am realen Beispiel der lesbischen Serienmörderin Aileen Wuornos, einer Prostituierten, die im Oktober 2002 in Florida hingerichtet wurde. Sechs Männer hat sie dafür büßen lassen, was die und andere ihr angetan haben.
Es fließt viel Blut in diesem Film, auch Herzensblut, denn Aileen, ungemein authentisch dargestellt von Charlize Theron, die dafür einen Silbernen Bären erhielt, mordet nicht nur, sie liebt auch einen frühreifen Teeny, Selby Wall (süß und verführerisch wie einst Dominique Swain in der Neuverfilmung von „Lolita“: Christina Ricci). Die beiden gehen auf Tour, besser: sind auf der Flucht. „Monster“ zeigt sie dabei in der Verwirrung der Leidenschaft füreinander, die immer wieder – außerhalb der zärtlichen Beziehung – Gewaltakte erzeugt. Als würde die Liebe nicht ohne den Tod auskommen, um wirklich groß zu sein.
Liebe nicht ohne Tod: Christina Ricci und Charlize Theron in „Monster“
Die Schönen werden so zu den Biestern, die sie zum Auto-Sex einkaufen wollen und dafür nicht nur mit Dollars, sondern mit dem Leben bezahlen. Wenn auch schlüssig erzählt und bestechend gut dargestellt, scheint diese Verbindung von Täterinnen und Opfern zuweilen recht kurzschlüssig. Die Frage danach, ob das Gute eventuell auch böse sein könnte und umgekehrt, das Biest oder Monster schön und die Schönheit monströs, wird allzu parteilich beantwortet.
So entsteht zwar ein eindringlicher Film, nicht aber eine wirkliche Klärung der Frage nach den Hintergründen des Mörderischen, es sei denn olle Kamellen wie schwere Kindheit inklusive Missbrauch. Dennoch besticht Jenkins mit ihrer Zeichnung der Figuren gerade in jener Mehrdimensionalität, die die ZuschauerInnen nicht einfach so Partei ergreifen lässt, wie es der Film tut. (gls)