Die Preisträger*innen: (v.l.n.r.) Sander Wolfgang Schaper (Publikumspreis BLICKFANG), Maria Muro (Nicht Silberner Hering – Muthesius Kunsthochschule), Ann Carolin Renninger (Preis für den besten mittellangen Film), Hilke Roennfeldt (Publikumspreis Kurzfilm), Kathrin Seward und Ole Elfenkaemper (Gesa-Rautenberg-Preis für den besten Langfilm) (Foto: Jens Kramer)

 

Am 13. April 2024 endete in der Kieler Pumpe das 28. Filmfest Schleswig-Holstein 2024 mit der Verleihung von zwei Jury-Preisen und zwei Publikumspreisen sowie der Verleihung der Preise für Studierende der Muthesius Kunsthochschule („Nicht Silberner Hering“) und der FH Kiel („Peter K. Hertling-Filmpreis“).

Preise von Jury und Publikum

Die diesjährige Fach-Jury bestand aus:

  • Martina Harand, Referentin für Film im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur Schleswig-Holstein,
  • Dennis Stormer, Regisseur und Produzent aus Kiel, und
  • Britta Wilkening-Barnsteiner, Verleih und Vertriebsagentur Barnsteiner-Film.

Die Fach-Jury des FFSH 2024 vergab den Gesa-Rautenberg-Preis und den Preis für den besten mittellangen Film: (v.l.). Britta Wilkening-Barnsteiner, Martina Harand und Dennis Stormer (Foto: Jens Kramer)

 

Sie vergab folgende zwei Jury-Preise und eine Lobende Erwähnung:

Der Gesa-Rautenberg-Preis 2024 für den besten Langfilm geht an:

An Hour from the Middle of Nowhere
(Deutschland 2023, 83 Min., Dokumentarfilm, Regie: Ole Elfenkaemper, Kathrin Seward)

Begründung der Jury: „Was kann einem Hoffnung geben, an einem Ort an dem es keine Hoffnung gibt? An dem Menschen ihrer Rechte beraubt werden, weil sie auf der Suche nach einem besseren Leben Landesgrenzen übertreten haben. Marty Rosenbluth, Menschenrechtstanwalt, kämpft mit Sanftmut und leidenschaftlicher Hingabe für Menschen in Migrationshaft. Den Filmschaffenden gelingt dabei mit ihrer genauen Beobachtung eine grandiose Erzählung. Kunstvoll werden verschiedene Plots miteinander verknüpft, die Perspektiven gewechselt. Respektvoll und zurückhaltend geben die Filmschaffenden ihren Protagonist*innen Raum in einer fesselnden Bildsprache. Der Film fühlt sich an wie der Ort – idyllisch und verloren. Kathrin Seward und Ole Elfenkaemper haben aus diesem erdrückenden Thema einen Film erschaffen, der empowert und inspiriert.“

Kathrin Seward und Ole Elfenkaemper, Preisträger*innen des Gesa-Rautenberg-Preises (Foto: Jens Kramer)

 

Eine Lobende Erwähnung geht an:

Return – Wiederkehr
(Deutschland 2022, 61 Min., Dokumentarfilm, Regie: Katja Fedulova)

Begründung der Jury: „Katja Fedulovas Dokumentarfilm thematisiert die Repression der Krimtataren und zeigt eindrücklich und schonungslos die Grausamkeit repressiver Systeme. Die Arbeit brilliert durch Fedulovas Handwerk. In der filmischen Begrenztheit der Räume spiegelt sie die Lebenssituation von Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft nahezu ausgeschlossen sind. Das Werk mahnt, dass der Einsatz für Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Pressefreiheit ein unermüdlicher sein muss.“

Katja Fedulova (im Hintergrund) erhielt in Abwesenheit von der Jury (Mitte) eine Lobende Erwähnung (Foto: Jens Kramer)

 

Der Preis für den besten mittellangen Film geht an:

Der Wind nimmt die mit
(Deutschland 2023, 26 Min., Dokumentarfilm, Regie: Ann Carolin Renninger)

Begründung der Jury: „Irgendwo in Schleswig-Holstein werden wir behutsam in eine andere Zeit entführt. Irgendwo zwischen dem Ende der Menschheit und ihrem Beginn fängt die Künstlerin Ann Carolin Renninger die Gedanken von zwei Forschenden ein. Mit spielerischer Neugier entdecken ihre Bild und Tonfragmente die kindliche Welt von Rovin und den Wissensschatz Marias. So experimentell und roh der Film auch anmutet, so kurzweilig ist die Arbeit und berührt auf nahezu meditative Weise durch die einfache Parabel, wie kurz unsere Menschheitsgeschichte ist.“

Ann Carolin Renninger, Preisträgerin für den besten mittellangen Film (Foto: Jens Kramer)

 

Ferner vergab das Publikum zwei Publikumspreise:

Der Publikumspreis für den besten Kurzfilm geht an:

A Study of Empathy
(Deutschland 2023, 14:35 Min., Kurzspielfilm, Regie: Hilke Roennfeldt)

Katalogtext: Dana möchte Empathie zeigen. Penelope möchte Empathie erforschen. Penelopes künstlerisches Experiment entfaltet sich und Danas Gefühle geraten in Aufruhr.

Die Festivalleiter Christoph Zickler (l.) und Daniel Krönke im Gespräch mit der Preisträgerin des Publikumspreises Kurzfilm, Hilke Roennfeldt (Foto: Jens Kramer)

 

Der Publikumspreis für den besten Film in der Sektion BLICKFANG (Experimentalfilme) geht an:

Irgendwo zwischen Leonardo und Löwentraut
(Deutschland 2023, 7:40 Min., Experimentalfilm, Regie: Sander Wolfgang Schaper)

Katalogtext: Unter all den großen Namen, die die zeitgenössische Kunst hervorgebracht hat, und unter all den Dingen, die sie taten, ist es zunehmend schwieriger (und für den Kunststudenten eine Qual), das zu tun, was man möchte, da es schon getan wurde.

Kuratorin Eugenia Bakurin übergibt Sander Wolfgang Schaper den BLICKFANG-Publikumspreis (Foto: Jens Kramer)

 

Preise für Filme von Studierenden

Eine lange Tradition beim Filmfest SH haben die Screenings von Film- und Medienarbeiten von Studierenden an Hochschulen in SH, namentlich an der Hochschule Flensburg sowie an der Fachhochschule und der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Letztere beide lobten auch Preise aus, die im Rahmen des Filmfests SH vergeben wurden.

Der „Nicht Silberne Hering“ ist ein Filmwettbewerb der Muthesius Kunsthochschule, der von Prof. Stephan Sachs gegründet wurde. In diesem Jahr bestand die Jury aus Julia Gläsker, Prof. Friederike Rückert und Laura Carlotta Cordt. Den Preis gewann Maria Muro mit Trilogia de Territorios.

Maria Muro, Preisträgerin des „Nicht Silbernen Herings“ (Muthesius Kunsthochschule) (Foto: Jens Kramer)

 

Der Peter K. Hertling-Filmpreis wurde in drei Kategorien verliehen – Preisträger*innen:

Kategorie Kurzfilm:

  • Entfremdet (Team: Lorenz Golombiewski, Johann Nordquist)
  • Verbindung (Team: Eric Engel, Jonathan Suchocki, Lisa Landgraf, Leon Rohrwild, Nick Hanke, Anne Hanß)

Kategorie Corporate Video:

  • AHEAD OF LIFE – Schoof und Jensen GmbH
    (Team: Lorenz Golombiewski, Johann Nordquist)

Kategorie Non-Fiction:

  • Struktur – Stress – Selbstregulation: Leben mit weiblichem Autismus
    (Team: Jule Kecker, Julia Fels, Kaya Huffmeyer)

Preisträger*innen des Peter K. Hertling-Filmpreises (Foto: Jens Kramer)

 

Erstes Resümee

Rund 70 Filme vom Kurzfilm, Medieninstallation bis zum abendfüllenden Dokumentarfilm liefen (inklusive Rahmenprogramm 23. März bis 14. April 2024) beim 28. Filmfest Schleswig-Holstein vom 9. bis 13. April 2024. „Wir sind sehr glücklich, dass die neuen Programmpunkte wie die Retrospektive, die Blickfang-Ausstellung im Kunstraum B oder der Animations-Workshop für Kids auf Anhieb so gut angenommen wurden“, so der künstlerische Leiter Daniel Krönke und der Festivalleiter Event Christoph Zickler.

Zwar liegen die Besucher*innenzahlen aus dem Festivalkino Kino in der Pumpe, den Kieler Kinos STUDIO-Filmtheater am Dreiecksplatz, METRO Kino im Schloßhof, Traumkino in der Traum GmbH, Hansa Filmpalast, KulturForum in der Stadtgalerie Kiel und Kunstraum B (Spielorte des Rahmenprogramms) sowie für das Streaming des Kurzfilmabends und der Preisverleihung in das Kommunale Kino Lübeck, das Lichtblick Inselkino auf Amrum und das Kino im Pellwormer Bürgerhus noch nicht endgültig vor, aber die Festivalleiter rechnen mit „einem leichtem Zuwachs gegenüber dem letzten Jahr, auch wenn man die neuen Programme außer acht lässt. Die Wahrnehmung des Filmfestes SH und seines Programms zu erhöhen bleibt aber unsere größte Herausforderung“, resümiert Christoph Zickler.

Hand in Hand beim Filmfest und Auge in Auge auf der Leinwand: Filmfest-Team und Preisträger*innen (Foto: Karolina Först)

 

Das Filmfest SH, so Daniel Krönke, habe „nach innen wie nach außen seinen Horizont, den Blick vom kleinen Filmland Schleswig-Holstein in die Welt und zu den großen gegenwärtigen Fragen, erweitert“. Das betreffe nicht nur die gesteigerte Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung durch die Hauptförderer Land und Kommune, sondern auch die „roten Fäden, die das Festivalprogramm durchsponnen haben und sich auch in den mit Preisen ausgezeichneten Filmen widerspiegeln“.

Mit dem Gewinner des Gesa-Rautenberg-Preises und der Lobenden Erwähnung seien „zwei Filme, die sich mit staatlicher Repression und dem Widerstand dagegen auseinandersetzen, gewürdigt“ worden. Im Gewinner des Preises für den besten mittellangen Film werde „der Blick vom kleinen Hiesigen auf das große Ganze von einer ganz anderen Ebene aus gerichtet“. Der Gewinner des Kurzfilmpreises sei „ein Plädoyer für das miteinander Fühlen, statt des gegeneinander Kämpfens“, und mit dem Preisträger in der Sektion Blickfang habe „die Kunst des über des Tellerrand Blickens ein wundervoll ironisches Augenzwinkern“.

Ebenso freuen sich die Festivalleiter über den sehr guten Publikumszuspruch zur FilmLounge, der Masterclass für Filmemacher*innen sowie dem Animations-Workshop für Kids. Letztere konnten am letzten Tag des Filmfests Filme nicht nur sehen, sondern unter Anleitung der Illustratorin des diesjährigen Festival-Artworks Sarah Gorf-Roloff auch selbst mittels Legetrick gestalten.

 

Fabian Driehorst, Referent der Masterclass „Packaging your project: Von der Entwicklung bis zur erfolgreichen Auswertung“ (Foto: Jens Kramer)

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