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Die Hoffnung stirbt zuletzt – namentlich die auf ein Ende der Pandemie und damit der Einschränkungen bei Veranstaltungen im Kino. Dennoch geht es in diesem Newsletter fast ausschließlich um Festivals und Wettbewerbe. Denn auch wenn uns die Pandemie mit ihrer nun schon vierten Welle manchmal wie das ewig grüßende Murmeltier und ein endloser Kreisel erscheint, so hat sich bei der Veranstaltung von Festivals doch einiges getan, was im Festivalherbst des Jahres Zwei nach Covid-19 eine Erweiterung der „Notlösung“ Online ermöglichte. Mit konzentriertem Programm, hybriden Anteilen und guter Planung der Kinobesetzung unter größtmöglichen Sicherheitsstandards konnten auch im Norden Festivals wieder in Präsenz und „fast normal“ stattfinden. Dem 25. Filmfest Schleswig-Holstein haben die Beschränkungen als Anlass für Konzentration auf den Kurzfilm sogar recht gut getan. So gewann Pola Rader mit ihrer poetischen Kurz-Doku „and died together one day” gleich beide Preise, den Gesa-Rautenberg-Preis 2021 (diesmal für Kurzfilme ausgeschrieben) und den Publikumspreis. Mit der lobenden Erwähung der Jury für „Tischrebellen“ von Merlin Slamanig und Johann Schultz schlug das Filmfest zudem die Brücke zum zweiten von Filmkultur SH ausgerichteten Wettbewerb – zum Drehbuchpreis SH 2021.

Zum vierten Mal überzeugte letzterer mit dem Format „Kopfkino”, sprich Drehbuchlesungen von Filmen, die erst noch gedreht werden wollen (und auch sollten!). Quasi als Bonustrack wurde hier „Tischrebellen“ als Beispiel dafür gezeigt, wie aus einem guten Drehbuch („Tischmanieren“, Publikumspreisträger 2019) mit guter Vernetzung guter Teamworker*innen (das Team fand sich noch bei der Drehbuchlesung 2019 spontan zusammen) ein guter Kurzfilm entstehen kann. Die enge Verzahnung von Filmfest als Bühne für den Film aus Schleswig-Holstein und dem Drehbuchpreis als „Hebamme“ für aussichtsreiche und auch im kleinen Filmland Schleswig-Holstein realisierbare Projekte dürfte in der Republik einmalig sein. Auch mit der Flankierung des Drehbuchpreises SH durch Coaching und die Masterschool liegt im nördlichsten Bundesland die Latte inzwischen so hoch, dass es weder Jury, noch Publikum leicht fiel, das beste der drei für das Finale nominierten Drehbücher zu küren, wie Jörg Meyer in seiner Review des Finales beobachtet und auch begründet.

Der für das Filmschaffen Schleswig-Holsteins also recht erfolgreiche und agile Monat November begann allerdings mit einem traurigen Ereignis. Am 12. November 2021 verstarb im Alter von 82 Jahren eine der „Vaterfiguren“ der schleswig-holsteinischen Filmkultur und als solcher nimmermüder Förderer des Filmnachwuchses – Dr. Kurt Denzer. Kurt Denzer zählt zu den prägenden Persönlichkeiten der Filmszene in Schleswig-Holstein. Seine mehrfach preisgekrönten archäologischen Filme über die Wikinger (z.B. „Die Welt der Wikinger“, 1986) erreichten im Museums-Kino in Haithabu und in TV-Ausstrahlungen ein großes Publikum. Mit seinem abendfüllenden Dokumentarfilm „Mit Shangri-La auf Wikingerkurs“ (1987) lieferte er nicht zuletzt einen Beitrag zum noch jungen Forschungszweig der praktischen Archäologie. Mit dem 1994 von ihm ins Leben gerufenen Internationalen Archäologie-Film-Festival CINARCHEA bot er dem archäologischen Film eine in Deutschland und Nordeuropa einzigartige Leinwand.
Als Mitbegründer der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein (heute Filmkultur SH) war Kurt Denzer 1989 maßgeblich an der Institutionalisierung eines Filmförderinstruments im nördlichsten Bundesland beteiligt. Ebensolche Pionierarbeit leistete er in der Förderung des Filmnachwuchses: ab den 1970er Jahren als langjähriger Leiter der Arbeitsgemeinschaften im Studentenwerk Schleswig-Holstein sowie als Gründer und Leiter der Arbeitsgruppe Film an der CAU, in der Generationen von schleswig-holsteinischen Filmemacher*innen das Filmhandwerk erlernten. Nicht minder einflussreich wirkte er in den 1980er Jahren als Seminarleiter beim Schmalfilmer-Treffen Schleswig-Holstein (später Video-Film-Fest), veranstaltet von der LAG Film (heute Landesverband Jugend und Film) in der Internationalen Jugendbildungsstätte Jugendhof Scheersberg. Weitere Verdienste für den Nachwuchs erwarb sich Kurt Denzer mit der Ausgestaltung und Konzeption des Dr.-HansHoch-Filmpreises in Neumünster, lange Jahre der höchstdotierte Nachwuchs-Filmpreis in Deutschland.
Ins kollektive filmische Gedächtnis Schleswig-Holsteins haben sich viele weitere Filmarbeiten Kurt Denzers einbeschrieben, so der Dokumentarfilm „Wer befreite Helgoland?“ (1992) über die abenteuerliche „Befreiung“ Helgolands nach dem 2. Weltkrieg durch zwei studentische Aktivisten und die satirischen Filme „Floret Academia“ (1965) und „A propos Haithabu … noch Fragen?“ (2015).
Einen ausführlicheren Nachruf aus verschiedenen Quellen hat Helmut Schulzeck für diesen Newsletter zusammengestellt.

Viel Spaß beim Klicken und Lesen wünscht

eure infomedia-Redaktion

 


 

Festivals & Wettbewerbe

 

Nach innen geblickt

Drei Drehbücher konkurierten in einer szenischen Lesung um den Drehbuchpreis SH 2021
30 Einreichungen gab es zum vom Verein Filmkultur SH bereits zum vierten Mal ausgeschriebenen Drehbuchpreis SH. Eine Vorjury hatte daraus drei Drehbücher für Kurzfilme von maximal 15 Minuten Länge nominiert, die am 28. November 2021 im Kieler Studio Filmtheater in einer szenischen Lesung vorgestellt wurden. Nachdem diese Lesung im letzten Jahr wegen der Pandemie „nur“ als Online-Podcast stattfinden konnte, kam jetzt das „Kopfkino wieder zurück ins Kino“ … Weiterlesen

 

Kopfkino kehrt ins Kino zurück

Finale des Drehbuchpreis Schleswig-Holstein 2021: 28.11.2021 im Studio Filmtheater am Dreiecksplatz in Kiel
Kinos sind seit jeher Orte der grenzenlosen Fantasie. Bis ein Abenteuer auf der großen Leinwand landet, muss viel geschehen. Am Anfang steht immer das Drehbuch. Und genau dem möchte der Drehbuchpreis Schleswig-Holstein einen Kinoabend widmen. Im Studio Filmtheater am Dreiecksplatz Kiel werden am Sonntag, 28.11.2021 ab 18 Uhr die Final-Drehbücher des Wettbewerbs in einer szenischen Lesung von bekannten Stimmen zum Leben erweckt. Die Leinwand bleibt aus – dafür geht das Kopfkino der Zuschauerinnen und Zuschauer an … Weiterlesen

 

Filmfest SH 2021: Preisträger*innen

Beim 25. Filmfest SH (27. – 30.10.2021) gewann Pola Rader den Gesa-Rautenberg-Preis 2021 und den Publikumspreis für „and died together one day”. Lobend erwähnt wurde „Tischrebellen“ von Merlin Slamanig und Johann Schultz … Weiterlesen

 

51. Internationales Studierendenfilmfestival Sehsüchte – Call for Entries

Vom 20. bis 24. April 2022 findet die 51. Ausgabe des internationalen Studierendenfilmfestivals Sehsüchte an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF statt. Sehsüchte ist das größte Studierendenfilmfestival in Europa und damit eine wichtige Plattform für den internationalen Filmnachwuchs, um ihre Werke einem breiten Publikum zu präsentieren und mit anderen Filmschaffenden in Kontakt zu kommen. Internationale Nachwuchsfilmemacher:innen können bis zum 9. Januar 2022 ihre Arbeiten und Debütfilme einreichen … Weiterlesen

 

Kurzfilm-LOLA für Hamburg

Erst Locarno, nun Kurzfilm-LOLA: Am 25.11.2021 wurde der HFBK-Absolvent Nicolaas Schmidt mit dem Deutschen Kurzfilmpreis für seinen Film „First Time (The Time For All But Sunset – Violet)“ ausgezeichnet … Weiterlesen

 

Flensburger Kurzfilmtage 2021 – Preise vergeben

75 Kurzfilme an vier Tagen, rund 1.300 Besucher*innen, 34 filmschaffende Gäste, sieben Preise und drei lobende Erwähnungen – so lautet das zahlenmäßige Fazit der Flensburger Kurzfilmtage 2021 … Weiterlesen

 

Flensburger Kurzfilmtage 2021: Das Programm steht

Vom 17. bis 21. November gibt es endlich wieder Kurzfilmtage in Flensburg. Ein Blick ins Programm verspricht erneut qualitative Vielfalt bei dem nördlichsten Kurzfilmfestival der Republik … Weiterlesen

 

Meeres-Musik-Video-Projekt „Unter_Wasser / Under_Water“

Im Rahmen des Projekts „UNTER_WASSER / UNDER_WATER“ wurde die Zusammenarbeit zwischen Kieler Musik- und Meeresfilm-Künstler:innen gefördert. So haben die vier lokalen Künstler:innen Amplitudes, Asōka, Jan Marxsen und Sven Miesner von dem Kieler Musiklabel Empore zu Unterwasser-Filmaufnahmen der international bekannten Kieler Filmemacher Daniel Opitz und Christian Howe eigene Musikstücke entwickelt und komponiert … Weiterlesen

 

Preisträger*innen der 63. Nordischen Filmtage Lübeck

„The Gravedigger’s Wife“ zweifach ausgezeichnet
Am Abend des 6. November 2021 wurden die Filmpreise der 63. Nordischen Filmtage Lübeck – zehn Auszeichnungen im Wert von 58.000 Euro – im Theater Lübeck verliehen. Gleich zweifach wurde „The Gravedigger’s Wife“ von Khadar Ayderus Ahmed ausgezeichnet: Die finnisch-französisch-deutsche Koproduktion gewann den mit 12.500 Euro dotierten NDR-Spielfilmpreis sowie den Kirchlichen Filmpreis INTERFILM (5.000 Euro) … Weiterlesen

 

19. FiSH – Filmfestival im StadtHafen Rostock – Call for Entry

FiSH – das Filmfestival im StadtHafen Rostock – ist seit 2004 das Frühlingsevent der jungen deutschen Filmszene. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen der bundesweite Wettbewerb JUNGER FILM und der internationale Wettbewerb OFFshorts – Young Baltic Cinema mit den besten Kurzfilmen eines Jahrgangs und den sich öffentlich austauschenden Juries. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2022 Weiterlesen

 


 

Filmcommunity SH

 

Filmpionier, Filmemacher, Förderer des Filmnachwuchses

Nachruf auf Dr. Kurt Denzer
(4.8.1939 – 12.11.2021)

Am 12.11.2021 verstarb Kurt Denzer im Alter von 82 Jahren in Kiel. Er war eine der prägenden Persönlichkeiten im doch recht überschaubaren Terrain des schleswig-holsteinischen Filmgeschehens der letzten 50 Jahre. Eine der besten Darstellungen über Kurt Denzers vielfältiges Schaffen und Wirken schrieb sein langjähriger Freund und Mitstreiter Ulrich Ehlers zu Denzers 65. Geburtstag 2004, die wir hier anstelle eines Nachrufs noch einmal dokumentieren … Weiterlesen

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