Kurt Denzers Solo-Abend
mit seinen Kieler Filmproduktionen 1964 – 1989, moderiert von Christoph Munk, am 11. September 2018, 19.30 Uhr in der Landesbibliothek Kiel, (Wall 47-51)
Kurt Denzer: Bio-Filmografie
In der Gesamtaufnahme der Filmszene Schleswig-Holstein nimmt er eine zentrale Position ein, und die Besetzungsliste führt ihn in vielerlei Funktionen: Als Gründer des Archäologie-Filmfestivals Cinarchea holt Kurt Denzer internationale Verbindungen ins Land, als Produzent und Regisseur liefert er bedeutende filmische Beiträge zur Landesgeschichte, als Wissenschaftler hat er ein schwieriges Kapitel der deutschen Kulturgeschichte bearbeitet, als Pädagoge und Förderer belebt er Einrichtungen wie die Landesarbeitsgemeinschaft Film, die Kulturelle Filmförderung oder die AG Film der Kieler Universität, als Fachmann wird sein Urteil in vielen Gremien und Jurys geschätzt. Nicht unbedingt großes Kino, aber ein Leben, das in vielen Linien verläuft und immer wieder dramaturgisch geordnet in ein Thema mündet.
Kurt Denzer ist in Berlin geboren und erzählt schon als Schüler seine ersten Geschichten im 8 mm- oder 16 mm-Format. Das Studium der Germanistik und Altphilologie wird er mit einem filmhistorischen Thema abschließen: Untersuchungen zur Filmdramaturgie des Dritten Reiches. Der Praktiker Denzer schließt sich unterdessen den künstlerischen Arbeitsgemeinschaften im Kieler Studentenwerk an, es entstehen Streifen wie „B-JJ 459“, ein Slapstick-Vergnügen mit einem 2 CV als Hauptdarsteller. Denzer wird Gymnasiallehrer in Neumünster. „Ich bin mit Leib und Seele Pädagoge“, sagt er, mag sich aber von der Welt des Films und seiner Festivals nicht lösen. So wird er 1974 Mitbegründer der LAG Film, über die erstmals eine finanzielle Förderung des filmischen Nachwuchses im Lande etabliert wird. Auch später, bei der Gründung der Kulturellen Filmförderung und der Kieler Filmwerkstatt, spielt Denzer eine entscheidende Rolle.
1984 lässt sich Kurt Denzer, inzwischen längst promoviert, aus dem Schuldienst als Leiter der Arbeitsgemeinschaften am Studentenwerk abordnen und erhält Aufträge, Filme für das neue Schleswiger Haithabu-Museum herzustellen: „Vom Baum zum Einbaum“ oder „Die Welt der Wikinger“ entstehen als die wichtigsten Titel, professionell gemachte, spannend-informative Dokumentarfilme. [Es folgen auch seine beiden abendfüllenden Dokumentarfilme „Mit Shangri-La auf Wikingerkurs“, ein Expeditionsfilm, der die Route von Leif Erikson nachsegelt und die entsprechenden Landmarken aus den Sagas zitiert, sowie „Wer befreite Helgoland?“, die riskante Besetzung des Bombenziels der Engländer in der Nordsee als pazifistisches Zeichen gegen die Bombardierung. – K.D.] Die fruchtbare Arbeit kann Denzer fortsetzen, zum Beispiel mit dem Universitäts-Porträt „Wasser – Wolken – Wissenschaft“, obwohl die Film AG in ihrer bisherigen Form aufgelöst und stattdessen die Arbeitsgruppe Film der Universität gegründet wird und bis 2004 besteht.
Kurt Denzer hat sich inzwischen als archäologischer Dokumentarfilmer internationale Preise und einen so guten Ruf eingehandelt, dass an der Gründung eines eigenen Filmfestivals kein Weg mehr vorbeiführt. Cinarchea versammelt 1994 erstmals die Fachleute des Archäologie-Dokumentarfilms in Kiel und für den Initiator und Leiter dieses Festival bedeutet längst die Anerkennung der Kollegen aus der ganzen Welt eine weit stärkere Motivation als die Unterstützung aus der einheimischen Kulturpolitik. (Text aus: Christoph Munk in den Kieler Nachrichten zum 70. Geburtstag von Kurt Denzer am 4.8.2009)
Titel des Einladungs-Flyers
Programm
1. „B – JJ 459“: Slapstickkomödie um eine 2 CV-Ente; D 1964, 16mm SW, 5 min.; Festivalteilnahmen und Einladungen: Paris 1967, Montreal, exposition mondiale 1968, London BBC
2. „Floret Academia“: Satire zum 300. Geburtstag der CAU; D 1965, 16mm SW, 10 min.; Festivals und Auszeichnungen: Cinestud Amsterdam 1967; Internationales Festival der Filmhochschulen Spanien 1967; European Documentary Film Symposium, Riga 1999. Der Film wurde im Programm „Dokumentarfilm am Beispiel Studentenbewegung in Europa“ Teil des Europäischen Film-und Fernsehjahres 1988
3. „Hände hoch!“: Experimentalfilm – Endlosschlaufe mit Zuschauerbeteiligung; D 1969, 16mm Farbe, ca. 3 min.; Festivalteilnahmen: XVIII. Internationale Filmwoche Mannheim 1969, Infoprogramm; Kurzfilmfestival Krakau 1970
4. „Die Glocke von Haithabu“: Fund und Nachguss einer mittelalterlichen Bronzeglocke; D 1981, 16mm Farbe, 23 min. In der traditionsreichen Glockengießerei Rincker in Sinn im Westerwald wurde ein dem Original entsprechender Nachguss für das WikingerMuseum Haithabu hergestellt. Der Film dokumentiert alle Phasen bis zum „ersten Schrei“. Wissenschaftliche Beratung: Dr. h.c. Hans Drescher. 1. Preis beim Festival „Deutsche Handwerksfilmtage“ (Profis) Augsburg 1991, FBW-Prädikat: wertvoll
5. CINARCHEA-Trailer 1994: D 1994, 35 mm Farbe, 1 min.; Animation: Michael Zamjatnins; Musik: Thilo v. Westernhagen; FBW-Prädikat: wertvoll: „Ein Filmchen, das Vorführungen des Internationalen Archäologie-Film-Festivals vorausgeschickt wird und quasi Markenartikel-Qualität anstrebt – der Bewertungsausschuß kann nicht umhin, es als amüsanten, seinem Thema gerecht werdenden Spot zu bezeichnen. Mit optischen Signalen seines Fachgebiets, skandinavischen Felszeichnungen, aufgenommen von einem ’neolithischen’ Kameramann, stellt er augenzwinkernd die Verbindung von der Steinzeit zum 20. Jahrhundert her, und gerät zu einem unterhaltsamen Beispiel für einen fachbezogenen PR-Film.“ (FBW Wiesbaden, 1.11.1994)
6. „Geophysiker auf den Spuren der Wikinger – Seismische Untersuchungen im Hafen von Haithabu“: D 1980, Farbe, 17 min., wissenschaftliche Beratung: Dr. Harald Stümpel. 1. Preis für Text und Didaktik bei der Rassegna Internazionale di Cinematografia Arceologica, Verona 1986
7. „Vom Baum zum Einbaum“: D 1989, col., 16:30 min. Harm Paulsen, international renommierter Experte für experimentelle Archäologie, zeigt an historischer Stätte mit Werkzeugen, die denen aus dem frühen Mittelalter nachgeschmiedet sind, wie aus einer frisch gefällten Eiche ein Einbaum der Wikingerzeit entsteht, und gibt ein eindrucksvolles Bild handwerklicher Fertigkeit vor 1.000 Jahren. Auszeichnungen: Prix pour le meilleur film archéologique experimentale a Bordeaux ICRONOS 1994; Mention d’honnneur beim 3ème Festival International du Film archéologique, Paris 1989; Mention d’honneur beim XXIIIème Festival Internationale du Film Maritime et d’Exploration, Toulon 1991; FBW-Prädikat: wertvoll
Moderation: Christoph Munk, Kurt Denzer
Gesamtdauer: ca. 90 min.
(nach einer Ankündigung von Kurt Denzer)