2. Int. Ocean Film Festival CineMare 2017

Träume aus der Tiefe

Drei schleswig-holsteinische Filme tauchten bei CineMare in die Tiefen des Meeres und der Seele

“Wo Wissenschaft und Kunst verschmelzen, entsteht eine neue filmische Realität”, sagt der Kieler Filmemacher Gor Margaryan über seinen Essay-Film “Hydrographie”. Darin träumt er sich in die Tiefe des Meeres, wohin auch in Björn Kurtenbachs Hochglanz-Doku “Virtual Vents” Wissenschaftler abtauchen, um im Südpazifik die bizarre Welt eines unterseeischen Vulkans zu erforschen. Ebenso bringen die Kieler Submaris-Taucher von ihren Expeditionen faszinierende Bilder auf die CineMare-Leinwand.
Erinnert sich in “Hydrographie” an das Meer im Ich: Gor Margaryan (Foto: dakro)
Im Rahmen der Zusammenarbeit der Muthesius Kunsthochschule und des Exzellenz-Clusters “Ozean der Zukunft” war Gor Margaryan Gast an Bord des Forschungsschiffs “Alkor”. Keine Doku über die Reise durch Nord- und Ostsee hat er dabei gedreht, sondern Material gesammelt für “einen Film über das Denken an eigene Träume, Erinnerungen, Identität und an den Verlust”. Das Meer kannte der aus Armenien stammende Margaryan “nur aus Fernsehbildern”. Die zweiwöchige Tour auf dem Schiff war für ihn eine “magische Situation”, zumal er “die ganze Zeit seekrank” war, “ein Zustand, in dem man auf sich selbst zurückgeworfen ist”.
Der Mensch träumend vor dem gewaltigen Meer – Selbstporträt von Filmemacher Gor Margaryan in “Hydrographie” (Foto: Gor Margaryan)
In “Hydrographie” ist “kein einziger Mensch zu sehen” – bis auf eine Szene, in der sich der Filmkünstler selbstporträtiert: in Rückenansicht und gleichsam verloren in Mitten des gewaltigen Meeres. In dessen stoischem Wellenschlag, visualisiert durch träumerisch unwirkliche Unterwasseraufnahmen, entstand “eine innere Rhythmik”, die den Film auch in der Sound-Montage von Meeresgeräuschen, poetischem Off-Kommentar und armenischen Gesängen durchzieht. Margaryan will und hat damit “eine neue Form des Dokumentarischen” gefunden – im Meer, einem Ort, “den ich immer vermisste, obwohl ich ihn vorher nie gesehen hatte”.
Nicht minder faszinierend ist die fremde Tiefseewelt, die ein internationales Team auf dem Meeresforschungsschiff “RV Falkor” in der Nähe der Fidschi-Inseln entdeckte. Geologen, Geo-Chemiker und Meeresbiologen, zum Teil vom Kieler Geomar, erforschten hydrothermale Quellen, so genannte “Black Smokers”, und kartierten sie für ein 3D-Modell. Der Kieler Meeresfilmer Björn Kurtenbach hat die Forschungsreise in “Virtual Vents” dokumentiert und traumhafte Bilder von solchen “Aliens” und ihrer Bewohner eingefangen. Sein Film zeigt einmal mehr, dass die Tiefsee uns ferner liegt als der Mond, über den wir weit mehr wissen als über das Meer.
Vulkanische “Aliens” in der Tiefsee (Foto: Björn Kurtenbach)
Bewusst salopp und manchmal augenzwinkernd porträtiert Thomas Mauchs NDR-Doku “Bei Auftrag – Abenteuer!” die Arbeit der Kieler Submaris-Taucher. Die Meeresbiologen Philipp Schubert, Robert Marc Lehmann, Uli Kunz, Christian Howe und der Archäologe Florian Huber, allesamt ausgebildete Forschungstaucher, werden immer dann angefragt, wenn es unter Wasser knifflig wird. Sei es beim Algen Zählen in der Kieler Bucht, einer Bestandsaufnahme der Korallenriffe der Malediven oder mit U-Boot “Jago” im Fluttunnel des Walchensee-Wasserkraftwerks. Nicht nur jeden solchen Auftrag nehmen die “fünf Freunde” an, sie “haben auch immer die Kameras dabei”. Ein Drittel der Aufnahmen für die Doku haben sie selbst “geschossen” und dabei traumhaft berauschende Bilder aus unterseeischen Tiefen eingefangen. (jm)
Fünf Freunde tauchen tief – die Forschungstaucher von Submaris (v.l.: Christian Howe, Florian Huber, Robert Marc Lehmann, Philipp Schubert, Uli Kunz) (Foto: Robert Marc Lehmann / submaris.com)
Links:
CineMare zeigt noch bis 3.9.2017 Filme über “Meer und Mensch”. Programm: www.cinemare.org. Sonder-Screening von “Hydrographie” am Sa, 2.9.2017, 15 Uhr im Kino in der Pumpe.
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