Führungswechsel bei der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein:

Die Ermöglicherin

Wenn Eva Hubert Ende dieses Jahres die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) verlässt, liegen fast 25 Jahre Arbeit für die Film- und Kinokultur im Norden hinter ihr. Ein bewegtes und bewegendes Berufsleben mit Höhen und Tiefen: In ihre Amtszeit fallen die größten Erfolge, zwei einschneidende Etatkürzungen und die Zusammenlegung mit der Filmförderung in Schleswig-Holstein 2007.
Seit 1997 führt Eva Hubert die Geschäfte der Filmförderung und setzt die Arbeit ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger (Helga Bähr, Dieter Kosslick, Torsten Teichert, Michael Eckelt und Alfred Hürmer) erfolgreich fort. Es war der heutige Berlinale-Chef Dieter Kosslick, der die damalige Redakteurin am Hans-Bredow-Institut 1991 zu sich ins Team des FilmFonds holte. Mit medienpolitischem Sachverstand, einer großen Portion Kämpfergeist und Beharrlichkeit vor allem in Gesprächen mit der Politik, setzte sich Eva Hubert, in den 80er Jahren Gründungsmitglied der Grünen und Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, bis heute nicht nur mit finanziellen Mitteln für Filmemacherinnen und Filmemacher und für den Film- und Fernsehstandort ein. Ihre Stärken sind die persönlichen Gespräche mit spannenden Menschen, der Glaube an neue Geschichten und an ungewöhnliche Erzählformen, die das Kino immer wieder zu einem Erlebnis werden lassen. „Meine Arbeit hat mich jeden Tag herausgefordert. Es ist eine große Freude, Talente bei der Umsetzung ihrer Geschichten zu unterstützen und sie auf ihrem filmischen Weg zu begleiten“, sagt die gebürtige Münchnerin, die vor ihrem Leben für den Film bereits mit 23 Jahren als Berufsschullehrerin zunächst Maschinenschlosser, dann Friseure unterrichtete.
„Wir müssen uns auf die Socken machen“, hieß es damals in der so genannten „Hamburger Erklärung“, in der so namhafte Regisseure wie Werner Herzog, Wim Wenders, Volker Schlöndorff und Hark Bohm 1979 ihre Forderungen für eine selbstbestimmte Filmförderung propagierten. Diesen Aufbruchsgeist und die von Hamburg ausgehenden Impulse für eine Förderpolitik mit bis heute zwei Gremien hat Eva Hubert verteidigt und fortgesetzt: „Wir haben stets an den Forderungen von damals festgehalten und Genre-Vielfalt und Talente gefördert.“ Vor allem die Netzwerke mit Skandinavien sind über die Jahre intensiviert worden. Diese engen Verbindungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Filmförderung in Hamburg: Von den Nordic Coproduction Workshops des FilmFonds Hamburg 1993 und 1994 über Koproduktionsreisen nach Dänemark, Irland und Schweden, die Unterstützung des beim Danish Film Institute (DFI) angesiedelten Drehbuchprogramms „North By Northwest“ bis hin zur Dänisch-Deutschen Development Initiative, die 2014 mit dem DFI gestartet wurde. Danach unterstützen die FFHSH und das DFI deutsch-dänische Produzententeams bei der Entwicklung von bis zu drei Drehbüchern pro Jahr. „Nach wie vor blicken wir über den Tellerrand und möchten in alter Tradition auch heute noch mit unseren Netzwerken, Kooperationen, Koproduktionstreffen, Förderprogrammen und Weiterbildungsinitiativen wie ’Film und Recht“˜, ’Nordlichter“˜, dem deutsch-türkischen und deutsch-dänischen Projektentwicklungsprogrammen, dem Grünen Drehpass und mit der Initiative ’Hamburg Loves Film“˜ von Hamburg und Schleswig-Holstein aus neue Impulse für die Filmbranche setzen“, sagt Eva Hubert.
In Eva Huberts Amtszeit von 1997 bis 2015 sind in Hamburg – seit 2007 in Hamburg und Schleswig-Holstein – knapp 3.000 Projekte mit rund 172,7 Mio. Euro gefördert worden. Zahlreiche Filme wurden mit Preisen und Nominierungen bedacht, zuletzt unter anderem mit dem Studenten-Oscar für SADAKAT, mit dem Goldenen Bär, dem Deutschen und Europäischen Filmpreis für GEGEN DIE WAND und mit einem Oscar für die deutsch-österreichische Koproduktion DIE FÄLSCHER. Zu den an der Kinokasse erfolgreichsten Filmen gehören unter anderem HONIG IM KOPF, BIBI & TINA, FÜNF FREUNDE, HÄNDE WEG VON MISSISSIPPI, GEGEN DIE WAND, DIE ROSENSTRASSE, MÄNNERPENSION, ROSSINI, DIE WEISSE MASSAI, AIMEE UND JAGUAR, NIKO – EIN RENTIER HEBT AB und BARFUSS.
Neben den Blockbustern sind es vor allem geförderte Kurz-, Experimental- und Dokumentarfilme, sowie koproduzierte Arthouse-Filme, die weltweit auf Festivals Beachtung finden. „Film ist Wirtschafts- und Kulturgut, für beide Bereiche stehe ich“, sagt Eva Hubert, die mehrmals in ihrer Amtszeit für den Fortbestand der Fördermittel kämpfen musste. Hilfreich waren dabei vor allem ihre Kontakte zu allen politischen Parteien in der Stadt, aber auch der Rückhalt einer starken Film- und Fernsehbranche. „Ich bin stolz auf die vielen Menschen und Talente, die sich, wie auch die Nachwuchsinitiative ’Hamburg lebt Kino“˜ für die Filmstadt Hamburg einsetzen und mit ihren Ideen den Standort beleben. Wir haben mit der Hamburg Media School und der Hochschule für Bildende Künste, deren Studentenfilme wir finanziell unterstützen, zwei hervorragende Ausbildungsinstitutionen vor Ort, Absolventen beider Hochschulen gewinnen mit ihren Filmen Preise und sind auf nationalen und internationalen Festivals präsent.“ Als positiv bewertet Eva Hubert rückblickend die Fusion mit Schleswig-Holstein: „Zwar ist die finanzielle Beteiligung des Landes Schleswig-Holstein nach wie vor äußerst gering, aber wir profitieren natürlich von den wunderbaren Drehorten, von der Nähe zu den skandinavischen Nachbarn und von der Filmwerkstatt Kiel mit dem Schwerpunkt auf Nachwuchsförderung auch für Quereinsteiger.“
Ende des Jahres 2015 endet die Amtszeit von Eva Hubert. „Ich möchte mich bei der Film- und Fernsehbranche, bei den Behörden in Hamburg und Schleswig-Holstein und bei den Sendern NDR und ZDF für ihr großes Vertrauen bedanken. Ein großer Dank gilt auch meinen wunderbaren Kolleginnen und Kollegen. Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein ist mit ihnen für die Zukunft bestens aufgestellt. Meiner Nachfolgerin Maria Köpf wünsche ich alles Gute, viel Freude und Erfolg.“

(nach einer Pressemitteilung der FFHSH)
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