„Slapping, Bullying, Snuffing!“
MA HSH legt Studie zu Pornografie und Gewalt auf Handys von Jugendlichen vor
Vor rund hundert Gästen hat am 27.9.2007 in Hamburg die MA HSH die Studie „Pornografie und Gewalt auf Handys“ vorgestellt. Die von Prof. Dr. Petra Grimm, Hochschule der Medien, Stuttgart, im Auftrag der MA HSH erstellte Studie bietet eine kommunikationswissenschaftliche Untersuchung von jugendgefährdenden Inhalten auf Handys unter qualitativen und quantitativen Aspekten, stellt rechtliche Problemlagen dar und zeigt Handlungsoptionen auf. Anlass für die Studie war die steigende Zahl von jugendgefährdenden Inhalten, die in Form von pornografischen oder gewalthaltigen Videoclips immer häufiger den Weg auf die Handydisplays von Jugendlichen finden. Im Anschluss an die Präsentation der Studie durch die Autorin diskutierten unter der Moderation von Judith Fell, Journalistin aus Hamburg, Dr. Christian Böhm, Leiter der Beratungsstelle Gewaltprävention, Landesinstitut für Lehrerbildung, Hamburg, Martin Pinkerneil, Berater für Kommunikation und Medien und Leiter des Projekts www.handysektor.de, Köln, Friedemann Schindler, Leiter von jugendschutz.net und Otto Vollmers, Referent für Suchmaschinen und Mobilfunk bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM), Berlin, mit dem Publikum über die Ergebnisse der Studie und suchten nach Möglichkeiten, um den Problemlagen begegnen zu können.
Der stellvertretende Direktor der MA HSH, Dr. Wolfgang Bauchrowitz, erklärte anlässlich der Vorstellung der Studie: „Nicht nur über Mobiltelefone, sondern durch die unterschiedlichsten Medien kommen Kinder und Jugendliche mit immer mehr gewalthaltigen und anderen problematischen Inhalten in Kontakt, konsumieren sie teilweise unreflektiert oder imitieren sie sogar. Nachdem ein völliges Handyverbot von vornherein ausscheidet, steht für die MA HSH als einer der für die Kontrolle des Jugendmedienschutzes im Rundfunk und in den Telemedien zuständigen Stellen die Frage im Vordergrund, wie problematischen Inhalten auf Handys von Jugendlichen ansonsten entgegengewirkt werden kann. Die jetzt vorliegende Studie liefert hier wertvolle Informationen.“ Ein ganz wichtiger Faktor für einen effektiven Jugendmedienschutz bei Handys sei die Nutzung technischer Möglichkeiten, um zu verhindern, dass problematische Inhalte überhaupt auf die Handys gelangen können. Deshalb sei es ausdrücklich zu begrüßen, dass vor Kurzem der erste Hersteller ein Handy mit Vorsperrung auf den Markt gebracht habe und diese Technik anderen Herstellern kostenlos zur Verfügung stellen wolle. „Alle Handyhersteller müssen sich möglichst bald ihrer besonderen Verantwortung für den Jugendmedienschutz stellen und ihre Handys technisch kindersicher machen“, appellierte Bauchrowitz. Bis dahin bleibe die effektivste und nachhaltigste Gewaltprävention in diesem Bereich die Vermittlung von Medienkompetenz. Kinder und Jugendliche müssten in die Lage versetzt werden, Medieninhalte zu bewerten, um sie gezielt auszuwählen und sich bewusst gegen gefährdende Inhalte zu entscheiden. „Ganz generell müssen wir unsere Kinder dazu erziehen, „Nein“ zur Gewalt zu sagen, denn wer dies tut, den können auch gewalthaltige Inhalte in den Medien nicht reizen oder gar zur Nachahmung anregen“, so Bauchrowitz.
Ausweislich der Studie besitzen 93,5 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen ein eigenes Handy, 68,6 Prozent nutzen es täglich. 76,8 Prozent verfügen über ein Handy mit integrierter Kamera, mit Infrarot- bzw. Bluetoothschnittstelle sind 58,7 Prozent bzw. 51,8 Prozent der Handys ausgestattet. 82,8 Prozent der Eltern fragen nicht nach den Inhalten, die ihre Kinder auf ihren Handys gespeichert haben. 93,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben von Videos mit problematischen Inhalten zumindest schon einmal gehört. 42,5 Prozent haben solche Videos schon einmal gesehen. 5,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, selbst Videos mit problematischen Inhalten auf ihrem Handy zu haben bzw. gehabt zu haben. Als eine mögliche Handlungsoption stellt die Studie die anbieterseitige kindersichere Vorkonfiguration von Handys vor, bei denen über die Basisfunktionen hinausgehende Sonderdienste standardmäßig blockiert und gesondert angefordert werden müssen. Daneben rät die Studie, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen sowie die Handykompetenz der Erziehungsverantwortlichen zu stärken.
Die Studie „Slapping, Bullying, Snuffing! Zur Problematik von gewalthaltigen und pornografischen Videoclips auf Mobiltelefonen von Jugendlichen” ist als Band 1 der MA HSH-Schriftenreihe im VISTAS Verlag, Berlin, erschienen. ISBN 978-3-89158-467-5, 17 EUR.
(nach einer Pressemitteilung der MA HSH)