24. Dokumentar- und Videofest Kassel
Zum 24. Mal lädt vom 13. bis 18. November das Dokumentarfilm- und Videofest in die documenta-Stadt Kassel ein, um eine Vielfalt und aktuelle Tendenzen des dokumentarischen Schaffens zu präsentieren. Hier kommen nicht nur „klassische“ lange Dokumentarfilme zur Aufführung, sondern auch solche, meist kurze Werke, die insbesondere die formalen Herangehensweisen des Dokumentarischen aufbrechen und beispielsweise animierte Elemente mit dokumentarischen verbinden. Diese Hybride erweitern das Spektrum des Dokumentarfilms und ermöglichen ein vielfältiges und spannendes Programm.
Zusammen mit seinen drei weiteren medienübergreifenden Festivalsäulen ist das Profil des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes einzigartig: Mit der Präsentation von Medieninstallationen in der Ausstellung MONITORING wird das Medium Film aus dem Kinosaal in den Ausstellungskontext überführt; ergänzt durch ein audiovisuelles Live-Programm in der DokfestLounge sowie die interdisziplinäre Fachtagung interfiction. Abgerundet wird das Profil in diesem Jahr durch das Sonderprojekt SPLICE IN, das die aktuelle Situation in Afghanistan, seinen Nachbarländern und Europa anhand der Themenfelder Gender und Politik beleuchtet.
Das Kasseler Dokfest bietet auch in diesem Jahr eine besondere Programmvielfalt und erwartet zu seiner diesjährigen Ausgabe über 8.000 Besucher/innen und zahlreiche Gäste zur Diskussion.
Im Festivalprogramm sind aus der Rekordzahl von insgesamt über 2.500 Einreichungen ausgewählt:
- 235 Filme und Videos, darunter 41 Lang- und 194 Kurzfilme aus 29 Ländern
- 16 Medieninstallationen – Ausstellung MONITORING
- 15 audiovisuelle Live-Performances in der DokfestLounge
- 17 Projektvorstellungen zum Thema „PATCH_WORK“ im Rahmen der Fachtagung interfiction
Mehr als ein Drittel der gezeigten Arbeiten erleben ihre Premiere in Kassel.
Auf die 51 nominierten Beiträge und 16 Medieninstallationen aus dem Programm warten drei mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Preise sowie das A38-Produktions-Stipendium im Wert von 8.000 Euro.
Ein stetes Anliegen des Dokumentarfilms – und damit auch des Kasseler Dokfestes – ist es, auf fremde Welten aufmerksam zu machen. Einen entsprechenden Schwerpunkt bildet dieses Jahr der Kontinent Afrika. DER WEISSE MIT DEM SCHWARZBROT von Jonas Grosch erzählt die Lebensgeschichte seines Onkels Christof Wackernagel in Mali, Mo Asumang sucht nach den ROOTS GERMANIA und arbeitet dabei ihre eigenen Erfahrungen mit Vorurteilen gegenüber Farbigen auf, MAIMOUNA – LA VIE DEVANT MOI von Fabiola Maldonado und Ulrike Sülzle greift das heikle Kapitel der Beschneidung junger Mädchen in Burkina Faso auf und SISTERS OF NO MERCY von Lukas Roegler zeigt Nigerianerinnen, die in der trügerischen Hoffnung auf eine bessere Welt in Italien als Prostituierte arbeiten.
Im Vordergrund steht außerdem filmisches und künstlerisches Schaffen. Neben dem Auftaktfilm des Festivals, COMRADES IN DREAMS – LEINWANDFIEBER von Uli Gaulke, der Menschen zeigt, die das Kino zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben, widmen sich weitere cineastische Programme unter anderem der homosexuellen Filmgeschichte, Wim Wenders und in Filmen von Klaus Stern und Olaf Saumer zwei „Filmverrückten“. In THE CATS OF MIRIKITANI verbindet Linda Hattendorf das Leben eines japanischen Straßenkünstlers mit politischer Geschichte. BALAKLAVA ODYSSEY von Sebastian Kaiser dokumentiert ein Kunstprojekt in der ehemaligen Militärbasis der Krim. Ein Kurzfilmprogramm präsentiert Annäherungen an die vergangene documenta 12.
Das Phänomen Arbeit und deren Bedingungen steht ebenfalls im Fokus des diesjährigen Programms. Dies wird besonders in EISENFRESSER von Shaheen Dill-Riaz über die Schwerstarbeit an den Schiffsabwrackwerften von Bangladesch dargestellt. Das Kurzfilmprogramm BERUFSWELTEN gibt einen Ausblick auf eine mögliche Zukunft der Arbeit.
Quasi als Festival im Festival zeigt das Projekt SPLICE IN – kuratiert von Sandra Schäfer, Regine Dura und Elfe Brandenburger – zum Thema „Gender und Politik in Afghanistan, seinen Nachbarländern und Europa“ historische und aktuelle Dokumentar- und Spielfilmproduktionen. SPLICE IN stellt lokale Initiativen von Filmemacher/innen, Schauspieler/innen und Frauenorganisationen vor. Diese Perspektiven werden durch Filme über vergleichbare politische Anliegen aus den Nachbarländern Iran und Indien ergänzt und mit Gästen aus Afghanistan, Indien und Deutschland diskutiert. Insgesamt werden 18 Filme – darunter 11 deutsche Erstaufführungen – präsentiert. Auftaktfilm ist KABUL TRANSIT, der von der Regisseurin und jetzigen Afghanistan-Botschafterin Maliha Zulfacar persönlich vorgestellt wird. Weitere Infos: www.mazefilm.de.
Ein weiterer Programmbestandteil ist die Ausstellung MONITORING, deren 16 internationale Medieninstallationen – darunter Arbeiten von Com&Com, Aurélie Garon, Melanie Manchot, Julius Popp und Christine Schulz – sich dieses Jahr schwerpunktmäßig mit Medienreflexion und -kritik befassen. MONITORING versammelt neben großformatigen Projektionen, raumgreifenden Installationen und performativen Projekten auch computergestützte und interaktive Werke.
Performance-Kunst und Clubkultur sind auch beim 24. Dokfest die Eckpfeiler für das audiovisuelle Live-Programm in der DokfestLounge, das eine hochkarätige Auswahl deutscher und internationaler Größen sowie sehenswerter Neuentdeckungen präsentiert.
Die interdisziplinäre interfiction-Fachtagung mit Vorträgen, Präsentationen und Workshops widmet sich in diesem Jahr unter dem Titel „PATCH_WORK: Auf welchen Grundlagen arbeiten?“ der Kunst-, Kultur- und Wissensproduktion zwischen (Creative) Commons und DRM (Digital Rights Management). Die insgesamt 17 Projektvorstellungen nähern sich in erster Linie der Frage nach Sinn und Zweck des Urheberrechts. Mit dabei sind unter anderem das Medien-Kollektiv bitnik, das jüngst Wanzen in der Zürcher Oper installierte, um die Vorstellungen per Telefon zu übertragen, und C. Cay Wesnigk, der die Distributionsplattform ONLINEFILM.org vorstellen wird. Programm und Hintergrundinformationen unter: www.interfiction.org.
Weitere Programminfos unter: www.filmladen.de/dokfest.
(nach einer Pressemitteilung des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest)