Von Radiergummies, Kettenraucherinnen und Komponisten

Maria Reinhardt drehte „Der Bleistift-Weg-Mach“

Kaum hatte Maria Reinhardt für „Frau Kubinsky“ als besten Kurzfilm im Filmforum Schleswig-Holstein den ComLine-Preis auf den 48. Nordischen Filmtagen Lübeck erhalten, war aus ihrem Munde wieder vermehrt „Bitte“ und „Danke“ zu vernehmen. Nicht, dass sich die Physikstudentin ansonsten durch Unhöflichkeit auszeichnet, vielmehr gab die Regisseurin mit diesen Worten ihrem Kameramann Torben Sachert und dem übrigen 20-köpfigen Filmteam bei den Dreharbeiten das Zeichen, wann die Kamera ein- bzw. auszuschalten war. Seit März diesen Jahres steckte die 24-jährige in Planungen für ihr neuestes Filmprojekt mit dem Arbeitstitel „Der Bleistift-Weg-Mach“, das von der LAG Jugend und Film gefördert wurde. Zusammen mit ihrem Vater Henning Schöttke konzipierte sie das Drehbuch, das vom 11. bis 17. November in Kiel und Umgebung auf dem qualitativ hochwertigen Filmformat HD realisiert wurde. In diesem Kurzfilm geht es um den introvertierten Komponisten Sebastian, der glaubt, dass seine Frau Katrin sein Radiergummi aufgesaugt hat.

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Wurde gerade bei den Nordischen Filmtagen Lübeck mit dem Comline-Preis für den Kurzfilm „Frau Kubinsky“ ausgezeichnet: Maria Reinhardt (24) bei den Dreharbeiten zu ihrem neusten Filmprojekt: „Der Bleistift-Weg-Mach“ (Fotos: Yvonne Neubauer)

Der freiberufliche Schauspieler Nickel Bösenberg aus Köln (früher Kiel), der die Hauptrolle spielt, erklärt: „Sebastian will zwar den Zuhörer in seine Welt mitnehmen, verstrickt sich aber allein schon bei dem Versuch zu zeigen, wie kompliziert Komponieren ist. Die Figur ist in einem ständigen Arbeitsprozess.“ Die Hamburger Schauspielerin Jessica Zang, die die Ehefrau und Mutter verkörpert ergänzte: „Und ich versuche dann, das Chaos meines Mannes einzuschränken.“ Im Film mutiert sie zur Dauerraucherin: Von der Wasserpfeife über Zigaretten bis zu Pfeife wird alles gepafft. „Dabei bin ich doch Nichtraucherin“, so die 30-Jährige amüsiert.

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Nickel Bösenberg (35) verkörpert die Rolle des introventierten Komponisten Sebastian, während Jessica Zang (30) als seine Ehefrau versucht, sein Chaos einzudämmen.

„Neu bei der Umsetzung des Films ist, dass mein Kameramann Torben Sachert und ich dieses Mal bewusst keine komplizierten Kamerafahrten eingesetzt haben. Wir wollten der Geschichte damit mehr Raum geben. Die Auflösung der Szene war nicht vorher festgelegt, sondern hat sich oftmals erst beim Drehen entschieden“, sagt Maria Reinhardt. Bei der Besetzung ihrer Filmcrew setzte sie allerdings auf ihr alt- bewährtes Konzept, so dass viele Mitglieder inzwischen zu ihrem festen Filmstab gehören.

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Kameramann Torben Sachert ist mittlerweile festes Mitglied der Filmcrew von Maria Reinhardt. Auch beim Dreh zu „Der Bleistift-Weg-Mach“ war er wieder bei der Umsetzung des Drehbuchs beteiligt.

„Der Bleistift-Weg-Mach“ spielt mit verschiedenen Filmelementen. Der Film wechselt dabei die Humorebenen, die sich vom Wortwitz und Slapstick Loriotscher Prägung zum Sarkasmus à la Monty Python steigern. Als klar wird, dass der verlorene Radiergummi wichtiger ist als die Nachricht von einer Hungerkatastrophe, an der allenfalls die politisch korrekte Formulierung interessiert, entwickelt sich der Film zu einem sarkastischen Kommentar zur Mediengesellschaft. (Yvonne Neubauer)

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