Mediatage Nord 2006
ULR-Medienwerft zur Grundverschlüsselung beim Satellitenfernsehen: „Privates Fernsehen gegen Gebühr – Echter Mehrwert oder nur Mehrkosten?“
Mit den Plänen des führenden europäischen Satellitenbetreibers SES Astra, privates digitales Satellitenfernsehen zu verschlüsseln und eine monatliche Gebühr zu verlangen, beschäftigte sich die ULR-Medienwerft „Privates Fernsehen gegen Gebühr – Echter Mehrwert oder nur Mehrkosten?“ im Rahmen der Mediatage Nord 2006 in Kiel.
Der Vorsitzende des ULR-Medienrats, Jörg Howe, der die ULR-Medienwerft eröffnete, erteilte den Verschlüsselungsplänen und der damit zusammenhängenden Kostenpflichtigkeit eine klare Absage. „Es darf keine zusätzlichen Gebühren für Free-TV geben, anderenfalls werden die Zuschauer über Gebühr belastet“, so Howe. Letztlich wäre die Grundverschlüsselung und die damit verbundene Kostenpflichtigkeit für die Zuschauer der Anfang vom Ende des frei empfangbaren Fernsehens.
In der anschließenden, von Götz Hamann, Wirtschaftsredakteur der ZEIT, Hamburg, moderierten Podiumsdiskussion verteidigte Nicole Agudo Berbel, Direktorin Regulierung der APS Astra Platform Services GmbH, Unterföhring, die Pläne ihrer Gesellschaft. Die Grundverschlüsselung sei der einzige Weg, beim Satellitenempfang neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf anderen Übertragungswegen längst möglich und damit für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit erforderlich sind, so Agudo Berbel.
Für Dr. Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik der RTL Television GmbH, Köln, ist die Grundverschlüsselung angesichts der europaweiten Programmverbreitung via Satellit insbesondere mit Blick auf Sportrechte unverzichtbar, um urheberrechtliche Probleme zu lösen. Auch der Veränderbarkeit von Daten ließe sich anders nicht begegnen.
Aus Sicht der Verbraucher kritisierte Michael Bobrowski, Referent für Telekommunikation/Medien/Post des Verbraucherzentrale Bundesverbands e.V., Berlin, die Verschlüsselungspläne. Die Zuschauer zahlten für Fernsehen schon genug. Selbst wenn die zusätzlichen Gebühren niedrig angesetzt würden, mutierten dadurch die privaten Programme vom Free- zum Pay-TV. Überdies seien viele Verbraucher gezwungen, sich für den Empfang der verschlüsselten Programme neue Dekoder anzuschaffen, da diese über ein Common Interface verfügen müssten.
Der stellvertretende Justiziar des Norddeutschen Rundfunks, Horst Brendel, Hamburg, zeigte sich besorgt, dass die Einführung zusätzlicher Gebühren für den digitalen Satellitenempfang die Digitalisierung weiter verzögern könnte. Angesichts des großen analogen Angebots sei für die Zuschauer nicht ohne weiteres erkennbar, warum sich der Umstieg auf digitalen Empfang mit den damit verbundenen Einstiegskosten lohnen sollte.
(nach einer Pressemitteilung der ULR)