FilmTrain 2004-2006

Die Puppen tanzen lassen

„Dreams of a Diva / Diva Drømme“ (Morton Blaabjerg, DK 2006)

„Für mich geht es darum, etwas richtig gut zu machen, nicht nur so eine halbe Sache“ – Die junge Dänin Sofie Krog ist eine Puppenspielerin, die sich vorgenommen hat, die beste der Welt zu werden. Sie lacht über die eigene Zielvorgabe, doch sie meint es ernst. Nach dem Studium steckte sie ihre gesamte Habe in ihr Puppentheater, schaffte Computer, Mischer, Licht und Werkzeug an. Eigentlich hätte sie ihren Studentenkredit zurückzahlen müssen. „Fuck that“ war ihr Kommentar zu sich selbst. Sofie erfüllte sich den lang gehegten Traum eines eigenen Puppentheaters mit eigenen Figuren und Geschichten. Mit denen ist sie den Film über auf dem langen Weg von Dänemark nach Lodz in Polen. Ein Festival lockt mit einem Wettbewerb, aber vor allem mit neuen Kontakten zu Agenten in ganz Europa. Denn Sofie weiß, das Leben als Puppenspielerin ist kein leichtes. „Man muss hart sein. Oder talentiert. Am besten beides.“

Morton Blaabjerg, 33-jähriger Student der Universität Süd-Dänemark, teilt sein Portrait der jungen Dänin Sofie in Road Movie, Interviews und Auszüge aus Sofies Puppenspiel. Diese drei Fäden verzwirbelt Blaabjerg und lässt sie dramaturgisch auf den Wettbewerb in Lodz zulaufen. Auf dem Weg dorthin bringt er uns der sympathisch-enthusiastischen Sofie Schritt für Schritt näher. „Dreams of a Diva“ vermittelt nicht nur einen Eindruck von den Härten des Geschäfts, sondern formt nach und nach das Bild eines Multitalents, das sein Leben der Kunst unterordnet.

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Traum von und mit dem Puppenspiel: Sofie Krog

Sofie Krog arbeitet hart an ihrer Show, sie macht am liebsten alles selber, von den Puppen und Bühnenaufbauten bis hin zum Licht. Auf die Bühnentechniker vor Ort mag sie sich nicht verlassen, denn alles spielt eine wichtige Rolle, alle Register wollen gezogen werden, damit das Publikum in den Bann gezogen wird. „Ich möchte die Zuschauer so umhauen, dass sie wochenlang den Fernseher nicht mehr einschalten. Aber das ist nicht einfach bei den vielen coolen Cartoons, die dort laufen.“ Sofie ist sich bewusst, dass Puppenspiel in Zeiten eines multimedialen Overkills eine untergeordnete Rolle im Freizeit- und Kulturangebot spielt. Doch wer ihre Show sieht, wird eines besseren belehrt. Sofies überbordende Fantasie manifestiert sich in abgefahrenen Sets mit witzigen Mechaniken, skurrilen Figuren und sowohl komischen als auch anrührenden Geschichten.

Auch wenn der Film insgesamt kurzweilig ist, so hätte an einigen Stellen eine Straffung nicht geschadet und die Zuspitzung auf den Wettbewerb unterstützt. Das tut dem lebendigen Portrait insgesamt aber keinen Abbruch. Sofie wird den 2. Preis gewinnen, aber, wichtiger noch, viel Lob von professioneller Seite erhalten und sogar Auftritte verkaufen können. Ein stückweit erfüllt sich der Traum der jungen Puppen-Diva. (dakro)

Dreams of a Diva / Diva Drømme, DK 2006, 42 Min., DV. Regie, Schnitt & Buch: Morton Blaabjerg, Kamera: Henrik Bille-Hasen, Sound: Poul Gejel. Trailer: http://rzglab15.rz.uni-kiel.de/geotv/filmtrain/diva.wmv

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