FilmTrain 2004-2006

Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

„Fragments of Me / Fragmenter af mig“ (Kasia Larsen, DK 2006)

Das Bild einer jungen Frau mit stets suchendem Blick dominiert „Fragments of Me“. Es ist die Regisseurin selbst, die sich auf die Suche nach ihren familiären Wurzeln in Krakau begibt. Die Kamera, und mit ihr der Zuschauer, verfolgen sie auf der Reise von Odense bis in die Heimat ihrer Großmutter in Polen. Die eigentliche Reise tritt Kasia aber innerlich an. Ihr Off-Kommentar ist eine Assoziationskette, die von ihrem jetzigen Leben und ihren noch unformulierten Lebenszielen zu fast vergessenen Kindheitserlebnissen zurückreicht. „Habe ich vergessen, nach meinen Wurzeln zu suchen? (…) Wer bin ich?“ Keine Zukunft ohne Vergangenheit.

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Wer bin ich, woher komme ich? – Kasia Larsen

Kasia Larsen, die Tochter eines dänischen Vaters und einer polnischen Mutter reflektiert in ihrem knapp 20-minütigen filmischen Essay die Bedeutung von kultureller und familiärer Herkunft für die eigene Identität. Sie findet dafür mit sicherem Gespür für Bilder, Rhythmus und sprachlichen Duktus eine passende Form. Auch die Spielszenen mit einem kleinen Mädchen fügen sich nahtlos in den bebilderten Erinnerungsstrom ein. Den inhaltsreichen, von ihr selbst gesprochenen Text unterlegt Larsen mit gekonnt gestylten, aber nicht zu sehr vom gesprochenen Wort ablenkenden Einstellungen. Die Protagonistin wie die Kamera sind stets in Bewegung, stets suchend. Wenn sie einmal zur Ruhe kommen, gerät der (Kamera-) Blick schnell in eine Schräglage, immer etwas misstrauisch, ob das Gesehene etwas mit dem eigenen Ich zu tun hat.

Diese Kameraführung wirkt allerdings etwas manieriert, wenn Kasia und ihre Mutter das alte Familienhaus in Krakau betreten und sich die ehemaligen Arbeitsräume der malenden Großmutter in Erinnerung rufen. Mit dieser Szene und Ausschnitten aus einem alten Video, das die Großmutter bei ihrer Arbeit an Ölbildern zeigt, schließt der ansonsten sehr gelungene Essayfilm und die Suche nach der Herkunft findet ein Ende. Ganz unvermutet setzt Larsen mit den Bildern der Großmutter einen sehr persönlichen, emotionalen Höhepunkt, der sich auch auf den Zuschauer überträgt. „Sie ist mein Polen, meine Wurzel, ich vermisse sie. Großmutter wo bist du? Zu Hause.“ (dakro)

Fragments of Me / Fragmenter af mig, DK 2006, 19 Min., DV/Betacam. Regie, Schnitt & Buch: Kasia Larsen, Kamera: Henrik Bille-Hasen, Kasia Larsen, Musik & Sound: Christian Hülnhagen. Trailer: http://rzglab15.rz.uni-kiel.de/geotv/filmtrain/fragments.wmv

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