52. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen: PODIUM – Die neue Diskussionsreihe

Die Kurzfilmtage haben eine lange Geschichte als diskussionsfreudiges Festival, wo politische und gesellschaftliche Konflikte nicht nur in den Filmen ausgetragen wurden. Die heutige Informationsgesellschaft wirft jedoch viele Fragen nach Meinungsbildung, Medienwissen und Informationszugang auf, die sich in den 60er oder 70er Jahren nicht einmal entfernt stellten.

In der neuen Diskussionsreihe Podium finden Gespräche statt, die ästhetischen, technologischen, kulturpolitischen und wirtschaftlichen Fragen nachgehen und deren Relevanz für (nicht nur) die kurze Formen heute ausleuchten. Es diskutieren u.a. Catherine David und Fareed Armaly zum Thema „Künstler als Agenten des Sehens“, Vertreter von Ifilm und Google Europe über Internetfernsehen als Zukunft der kurzen Form, Anita Beckers und Bjørn Melhus über „For Sale – Bewegte Bilder zum Verkauf“ und Vertreter verschiedener europäischer Projekte über Kurzfilm und Medienpädagogik.

5. bis 9. Mai, täglich zwischen 10 Uhr und 12.30 Uhr, offen für alle Interessierten.

5. Mai: Kulturklima 2006 – Kulturschaffende, Fördergelder und Publikum auf getrennten Wegen?

Wird die aktuelle Kulturpolitik den Ansprüchen des Publikums gerecht? Welche Strategien bieten sich an, um dem veränderten Rezeptions- und Konsumverhalten des Publikums zu begegnen?

Teilnehmer: Adrienne Goehler, Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds Berlin; Dr. Susanne Keuchel, stellv. Direktorin des Zentrums für Kulturforschung, Bonn; Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn; Dr. Elisabeth Schweeger, Intendantin des Frankfurter Schauspielhauses; Dr. Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen; Moderator: Prof. Dr. Hansjürgen Rosenbauer, freier Autor, Moderator und Filmemacher, Berlin.

6. Mai: Früh übt sich … – Kurzfilm und Medienpädagogik

Welche Rolle spielt und kann der Kurzfilm in der Medienerziehung spielen? Konzepte und Möglichkeiten zur Integration von Kurzfilm an Schulen, in edukativen TV-Programmen, Internet und DVD.

Teilnehmer: Oddbjørn Egeland, ICT-Koordinator für www.skolefilm.no, Kristiansand (NOR); Carolien Euser/Nathalie Faber, cut-n-paste, für das Projekt „groote kunst voor kleine mensen“, Amsterdam; Tommi Laitio, Media Programme Officer European Cultural Foundation für das Projekt „The One Minutes Junior“, Amsterdam; Nina Rippel, Dozentin an der Universität Lüneburg, für das Projekt „Die Kurzfilmschule“, Hamburg; Tilman Scheel, Geschäftsführer reelport GmbH, für das Projekt „schoolport“, Köln; Moderatorin: Tessa Biermann, Beauftragte für die Medienausbildung an den Hochschulen NRW, Köln.

7. Mai: Künstler als Agenten des Sehens – über Kriege, politische und Territorialkonflikte

(Diese Diskussion ist Teil des Programms „Radical Closure / Send me to the seas of love, I’m drowning in my blood“)

Hier werden Arbeiten von KünstlerInnen und AutorInnen diskutiert, die sich mit der Produktion und Reproduktion von Dokumenten im Kontext kriegerischer, politischer und territorialer Konflikte auseinandersetzen. Die Teilnehmer werden anhand von fotografischen Arbeiten, Filmen und Videos dem subversiven Potential von Dokumenten nachgehen, die unter den Bedingungen solcher Konflikte entstanden sind, und nach den Kräften fragen, die diese Darstellungsformen prägen. Jenseits einer bloßen Kritik der Glaubwürdigkeit und des Beweis-Charakters von Dokumenten im Allgemeinen werden die Künstler und Autoren hier diskutieren, inwiefern ein Aufgreifen von bzw. Eingreifen in vorgefundene Dokumente möglich ist, welchen Stellenwert dabei das Wissen um ihre Quellen und Hintergründe einnimmt, was insbesondere auch das Verhältnis von Politik und Ästhetik betrifft -, und wie dies die Art und Weise beeinflusst, in der wir Bilder lesen und/oder konstruieren.

Teilnehmer: Fareed Armaly, Künstler, stellt eine Untersuchung über Tawfiq Salehs Filmklassiker „The Dupes“ (1972) vor, der auf einer Geschichte des palästinensischen Schriftstellers Ghassan Kanafani basiert, um damit Vorstellungen von Repräsentation und Identität am Schnittpunkt von Kunst und Filmindustrie zu thematisieren. Catherine David, Kuratorin, Documenta X, analysiert die vornehmlich im Internet verbreiteten Kriegsbilder aus dem Irak vor dem Hintergrund der Frage, ob hier ein Archiv entsteht, das andere Einblicke in den Krieg vermittelt als die von den Massenmedien verbreiteten (oder versteckten); Einblicke, die sich auch vom ersten Golfkrieg (nach der Invasion Kuwaits durch Saddam Hussein) unterscheiden, der als „bilderloser Krieg“ im Gedächtnis geblieben ist. Lonnie van Brummelen, Künstlerin, spricht über ihre Erfahrung bei der Entstehung ihres Filmtriptychons „Grossraum“, das die Komposition der Landschaften entlang der derzeitigen Randgebiete Europas untersucht, wo ohne offizielle Erlaubnis nicht fotografiert werden darf. Stephen Wright, Kunstautor, präsentiert und diskutiert das fotografische Werk von Bahman Jalali und Rana Javadi (Iran), welches eine Chronik der ersten Tage der Islamischen Revolution von 1977 darstellt. Wright untersucht die Möglichkeiten der Bildproduktion außerhalb des Bildermarktes und außerhalb allgegenwärtiger Ideologien. Moderator: Akram Zaatari, Künstler und Kurator des Programms.

8. Mai: For Sale – Bewegte Bilder zum Verkauf

Die Qual der Wahl für Künstler, Verleiher und Galeristen: Exklusivität oder flächendeckende Präsenz? Urheberschutz als Wertschöpfung oder Verwertungshindernis? DVD-Distribution als Wundermittel in der Film- und Videokunst?

Teilnehmer: Anita Beckers, Galerie Anita Beckers, Frankfurt; Stuart Comer, Tate Modern, London; Christopher Eamon, Kurator für die Kramlich Collection, Napa Valley; Bjørn Melhus, Künstler und Professor an der Kunsthochschule Kassel; Lori Zippay, Electronic Arts Intermix, New York; Moderator: Ian White, Kurator und Kunstkritiker, London.

9. Mai: Internetfernsehen – Eine Zukunft für kurze Formate?

Liegt die Zukunft in der Konvergenz von Internet und Fernsehen? Welche Rolle werden zukünftig „On-demand“-Optionen spielen? Bietet das so genannte Internet-TV seriöse neue Verwertungsmöglichkeiten für kurze Formate?

Teilnehmer: David Brocca, Producer Ifilm, USA; Gert Jan Kuipers, Projektmanager VPRO Digitaal, Hilversum (NL); Gerard O’Malley, Interactive Executive BBCi, London, Großbritannien; Laure Prouvost und Philine von Guretzky, tank tv, London; F. Scott Woods, Manager Strategic Publishing Google Europe, Hamburg; Moderation und Impulsreferat zu IPTV: Daniel Schmitt, Analyst Screen Digest, Großbritannien.

(nach einer Pressemitteilung der Kurzfilmtage Oberhausen)

Cookie Consent mit Real Cookie Banner