Dokumentiert:

Erklärung der Einrichtungen der Filmkultur NRW: Fatale Vorschläge aus der Staatskanzlei

Anlässlich der 51. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen meldet sich das Netzwerk Filmkultur NRW zu Wort. Das Netzwerk wendet sich gegen die erneut laut gewordenen Zentralisierungspläne der Staatskanzlei NRW und fordert die zukünftige Landesregierung auf, die einzigartig vielfältige, das ganze Land NRW umfassende Filmkultur in Zukunft finanziell zu stabilisieren und auszubauen.

Erste Zahlen einer Studie widerlegen den von Minister Kuschke behaupteten Optimierungsbedarf in der Festivallandschaft.

Die von Minister Kuschke am 13. April dieses Jahres vor der Presse geäußerten medienpolitischen Ansichten der Staatskanzlei und der SPD werden, was die Filmkultur NRW angeht, von einer Studie widerlegt, die von den filmkulturellen Institutionen in Auftrag gegeben wurde. Erste Zahlen belegen, dass die filmkulturellen Einrichtungen des Landes mit wenig Mitteln hohe Effekte erzielen. Die 16 beteiligten Institutionen (Filmfestivals, Filmhäuser und Filmwerkstätten sowie die Filmothek der Jugend, die Dokumentarfilminitiative und das Filmbüro NW) erreichen mit einem Gesamtetat von 4,5 Mio. Euro im Jahr ein Publikum von ca. 120.000 Besuchern. Als Vergleichszahl: Die Ruhrtriennale besuchten im Jahre 2004 25.000 Menschen bei einem Etat von rund 14 Mio. Euro (bezogen auf den 3-Jahresetat 2001-2004).

Erste Ergebnisse machen allerdings deutlich, dass alle Einsparmöglichkeiten in den Ausgabebereichen der Organisationen, wie z.B. Personal, Druckvergaben, Technikankauf und -ausleihe, bereits optimal genutzt werden. Erwirtschaftet wird dieser allerdings durch zum Teil unbezahlte, im Regelfall fast immer unterbezahlte Arbeit. Ein weiteres Drehen an der Kostenschraube steht in keinem Kosten-Nutzenverhältnis und würde den Fortbestand einiger Organisationen de facto gefährden man kann Kultur auch tot sparen. Es bedurfte also nicht der “Mahnungen” des Ministers, Optimierungspotentiale in den Institutionen und Initiativen der Filmkultur zu definieren.

Die Zahlen belegen deutlich und beeindruckend, dass der kulturwirtschaftliche Effekt der Filmkultur hoch ist. Dagegen steht der hohe soziale Nutzen der filmkulturellen Aktivitäten. Erwähnt seien nur die verschiedenen film- und medienpädagogischen Angebote, die vor allem auch für Kinder und Jugendliche gemacht werden und wichtige Faktoren sozialpolitischer Integration sind. Wenn Medienkompetenz gefordert wird: Die Filmkultur realisiert sie, an allen Orten des Landes, über das ganze Jahr. Diese Arbeit mag nicht so grell leuchten wie die Gründungsfeuerwerke diverser “Medienkompetenzzentren” aber ihre Ausstrahlung ist beständiger.

Das Land NRW hat sich immer dadurch definiert und ausgezeichnet, seine Vorteile als dezentrales Flächenland nutzen zu können. Daher ist uns umso unverständlicher, dass im Bereich der Filmkultur erneut der Versuch einer Zentralisierung unternommen wird.

Wir fordern, dass sich das Land NRW zu seiner gewachsenen, von ihm inspirierten Filmkultur bekennt, deren Substanz finanziell verstärkt und alle Versuche eines egalisierenden Zentralismus zurückweist.

Für das Netzwerk Filmkultur NRW:

dfi Dokumentarfilminitiative, Mülheim/Ruhr
Duisburger Filmwoche
Feminale, Köln
femme totale,Dortmund
Filmbüro NW e.V.
Filmfestival Münster
Filmhaus Bielefeld
Filmhaus Köln
Filmothek der Jugend, Duisburg
Filmwerkstatt Düsseldorf
Filmwerkstatt Münster
Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
KinderKinoFest Düsseldorf
Kunstfilm Biennale Köln
short cuts cologne

Oberhausen, 9. Mai 2005

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