Atemwegscamp in St. Peter Ording: Drehbericht einer Dokumentation
Kay Otto (26), Kameramann, Nachwuchsfilmemacher und Student der Medienwissenschaft aus Kiel hat im Auftrag einer Firma aus dem Gesundheitswesen eine Dokumentation gedreht und schildert hier seine technischen und inhaltlichen Erfahrungen:
Im September ist die Firma Pfizer Consumer Healthcare auf mich zugekommen und hat freundlich angefragt, ob ich ein Atemwegscamp, welches das Unternehmen komplett finanziert, dokumentieren könnte. In dem Camp sollte es insgesamt 50 atemwegskranken Kindern aus ganz Deutschland ermöglicht werden, eine Präventivmaßnahme wahrzunehmen, die sie sich so nicht leisten konnten bzw. die die Krankenkassen schlichtweg unter den momentanen Sparzwängen nicht mehr bezahlen. Das Unternehmen erwies sich dabei als äußerst offen für Vorschläge und Ideen und ließ mir jegliche geforderte Unterstützung in Bezug auf Vorbereitungsmaterialien, aber auch Finanzierung zukommen. Ernsthaft, habe ich selten so eine angenehme und unkomplizierte Zusammenarbeit wie mit dieser Firma erlebt. Angedacht war ein Film mit einer Länge von 10 Minuten, der das Camp für Pfizer intern, vor allen Dingen aber für Pädiater dokumentiert! Dabei sollte die Arbeit im Camp dokumentiert werden, um Kinderärzten einen Eindruck und eine Hilfe zu vermitteln bei der Auswahl von Kindern für spätere Camps, aber auch das soziale Engagement des Unternehmens.
In St. Peter Ording selbst erfolgte die Unterbringung der Kinder im Kinderkurheim Tannenberg und auch hier ließ man uns jegliche geforderte Unterstützung und Hilfe zukommen. Die Bedingungen für den Film waren also optimal und aus meiner Sicht mehr als erfreulich!
Dreharbeiten am Strand von St. Peter Ording
Ich hatte zuvor noch nie mit Kindern gedreht und war mir ein wenig unsicher, gerade was die Interviewsituationen und das Verhalten der Kinder vor der Kamera anbelangte. Wobei mein Ansatz war, möglich wenig zu stellen oder zu inzenieren, sondern das Camp mit der Kamera aus der Beobachterperspektive zu dokumentieren. Da nur noch 14 Tage Zeit waren bis zum Beginn des Camps, beschloss ich zu Übungszwecken vorher noch einen Beitrag für den Wettbewerb “Shortcuts Schleswig Holstein” mit Kindern zu drehen. In diesem Fall mit Grundschülern aus der ersten Klasse, die in “Dingsda” Manier den Begriff “Schleswig Holstein” umschreiben sollten, während einer 23 sekündigen Zufahrt.
Drei Tage nach Einsendeschluss erfolgte die Eröffnung des Camps in St. Peter Ording. 50 Kinder mit Atemwegserkrankungen aus ganz Deutschland waren mit Ihren Eltern angereist, ebenso Vertreter des Unternehmens PSH und sämtliche Mitarbeiter des Kinderkurheims Tannenberg, nicht zu vergessen ich! Meine Überlegung war, dass sich das Camp für mich besser dokumentieren ließe, wenn ich einen Kameramann mitnehmen würde. Zwei Vorteile ergaben sich für mich daraus: Zum einen konnte ich wo benötigt mit zwei Kameras filmen und so problemlos Schuss und Gegenschuss oder Halbnahe und Nahe gleichzeitig mitnehmen, zum anderen hatte ich mehr Zeit und Luft sozusagen redaktionelle Arbeiten zu erledigen, Interviews vorbereiten, während der Kameramann aufbaut etc.
Für die erste von drei Wochen, konnte ich Christian Theede aus Hamburg gewinnen, für die restliche Zeit Torben Sachert aus Kiel. Mit beiden verlief die Zusammenarbeit reibungslos, insbesondere mit Torben, mit dem ich mittlerweile an einer ganzen Reihe von Projekten gearbeitet habe und es sicherlich auch weiterhin tun werde.
An der Kamera: Torben Sachert
An Kameras haben wir verwendet für die erste Woche: Sony VX 1000, Sony PC 105 E (mit Weitwinkel der Firma Kenko); Woche zwei und drei: JVC GY-500, Sharp VL-Z7 (plus den Kenko Weitwinkel). Also jeweils mit einer besseren 3 Chip Kamera und einem kleineren 1 Chip Camcorder. Als Bänder habe ich durchgehend Panasonic AY-DVM63PQ verwendete, die sich in Fünferpacks erheblich günstiger als etwa Sony DV Excellence erwerben lassen und mindestens genausogut sind! Allerdings und das mag einige abschrecken, zicken manche Sony DVCAM Player beim Abspielen und nun sind Sony Player und Recorder ja nicht gerade eine Seltenheit in den Schnittplätzen dieser Welt. Auf sämtlichen Kameras liefen die Bänder aber problemlos und auch Dropouts konnte ich keine feststellen.
Als Stative hatten wir für die größeren Kameras ein Sachtler und ein Manfrotto Stativ mit, sowie ein Tonstativ mit Mikro für die Gruppeninterviews, für die Einzelinterviews habe ich die Funkstrecke der Filmwerkstatt Schleswig-Holstein genutzt. Vorsichtshalber habe ich zunächst einen Styro sowie ein Akkulicht mitgenommen, beides ist allerdings nicht zum Einsatz gekommen.
Der Großteil der Aufnahmen fand draußen statt, bei strahlendem Sonnenschein. Tatsächlich sind aus den eingeplanten 4 Drehtagen schließlich 7 geworden, da das Wetter bisweilen keine Aktivitäten der Kinder an der frischen Luft zuließ.
Das Drehen im Kinderkurheim selbst besaß vor allem ein Manko: Gelb! Nun ist es zum einen eine Geschmacksfrage, ob man seine Einrichtung weitestgehend gelb streicht, zum anderen sieht gelb auf DV einfach nicht gut aus, Licht war da weniger ein Problem und auch das Spielen mit dem Weißabgleich brachte uns nicht wirklich voran.
Draußen gestaltete sich die Arbeit weitaus angenehmer, die Kinder, die ja wegen der besonderen Luft, einem sogenannten Reizklima, nach St. Peter Ording gekommen waren, erledigten Teile ihrer Physiotherapie, aber auch Wanderungen, Spiele, Piratenfahrten und Muschelsammeln an der frischen Luft und erwiesen sich in den ersten zwei bis drei Drehtagen als unbeeindruckt von und eher neugierig auf die Kameras. Insbesondere mit den kleinen Camcordern ließen sich so schnell nette, natürliche Bilder holen. Insgesamt haben wir den Großteil des Films mit allen Kameras aus der Hand gedreht, um schnell und flexibel reagieren zu können. Ab dem vierten Tag stellte sich tatsächlich eine gewisse Genervtheit, ob der häufigen Anwesenheit von Kameraleuten ein, nicht durchgängig, aber insbesondere bei einigen der älteren Kinder. Andere hingegen erblühten förmlich vor der Kamera und ließen keine Gelegenheit aus, sich im Bild zu postieren. Die Kinder waren in drei Gruppen nach Alter getrennt, wobei die Alterspanne zwischen 8 und 12 Jahren lag. Dennoch blieben die Dreharbeiten unproblematisch und alle Kameras lieferten anständige Bilder, insbesondere die kleine Sony und der Sharp Camcorder wurden durch den verwendeten Weitwinkel aufgewertet und lieferten deutlich räumlichere Bilder von überraschender Qualität. Der Weitwinkel, den ich zuvor günstig bei “ebay” erstanden hatte, war mit Sicherheit die beste Investition des Drehs. Bei der Sharp überraschten darüber hinaus noch die satten Farben, die bei Rot und Blau bisweilen ein wenig auszubrechen drohten, aber insgesamt überzeugen konnten. Ferner verfügt die Kamera über eine Vielzahl manueller Einstellungen, die zwar nur über das Menü zugänglich sind, aber immerhin vorhanden und nutzbar sind.
Schwieriger als die Dokumentation des Alltags im Camp, erwiesen sich die Interviews, weniger mit Betreuern und Mitarbeiter, mehr mit den Kindern, insbesondere den jüngeren. Bei vielen war die Auskunftsfreude begrenzt und es überwog die Unsicherheit, was denn hier mit ihnen geschehen würde. Hier hat es sich bewährt, eine Vertrauensperson der Kinder, etwa die Betreuerin oder den Heimleiter hinzuzunehmen und sie oder ihn die Fragen stellen zu lassen.
Schlussendlich bleibt mein Eindruck, dass es eine gute und sinnvolle Sache der Firma PCH ist, den Kindern diesen Aufenthalt kostenlos zu ermöglichen und das der Spaß und das Vergnügen, das die Kinder während der Kur hatten, nicht durch unsere Dreharbeiten gemindert wurden. Was bleibt sind 15 Stunden Material, die gesichtet, selektiert und geschnitten werden wollen. (Kay Otto)