Schlaf der Kunst nach langem Weg
Natascha Bindzus zeigt eine neue Rauminstallation
Noch bis zum 20. Juni 2004 ist in der Jugendstilschwimmhalle Schloss Plön die neue audiovisuelle Arbeit der Künstlerin und Architektin Natascha Bindzus in besonderer Form zu sehen. In der Ausstellung „K+k“ werden hier neben ihrer jetzt erstmals gezeigten aktuellen Arbeit „Der Schlaf der Kunst“ (nach „Fading“ und dem Brandanschlag in der Stadtgalerie Kiel, der die Folgeausstellung in Paris vorerst verhinderte) noch einmal die Wurzeln ihrer künstlerischen Formfindung in dem Bildungsweg „via regia – via ductus“ gezeigt, der neben ihrem documenta X-Projekt in Kassel 1997 die Prüfungsordnung der Muthesius-Hochschule mit dem ersten interdisziplinären Diplom „Versuch über den Umbau des historischen Narrenschiffs“ ändern konnte – für die Hochschule ein Schritt in Richtung des nun erlangten Akademiestatus – für Natascha Bindzus das Teilstück eines konsequenten Weges, in dessen Anfängen zu Zeiten ihres Abiturs ihr Portrait bereits den Prospekt für das gerade entwickelte Kunst- und Musikinternat(sgymnasium) Schloss Plön zierte. Ein weiter Weg, auf dem sie gegenwärtig – wie schon zu Schulzeiten – nach gewonnenem internationalen Wettbewerb wieder Station in Paris macht.
Dort realisiert sie gemeinsam mit ihrem Partner Holger Trülzsch die künstlerische Gestaltung für den neuen Parc des Cormailles mit einer dauerhaften Skulptur und akkustisch animiertem Lichtspektakel des Belvédère: „et la Nuit illuminait la Nuit – und die Nacht erhellte die Nacht“.
In gleicher Konsequenz dem gegenüber Schleswig-Holstein – Kiel, Plön, der dem Weltenlauf gesellschaftlich verborgene Ort – und die „Gleichzeitigkeit des Ungleichartigen“ auf einem Teilstück jenes parallel geführten schleswig-holsteinischen Plattenweges (keine Waschbetonplatten, wie die Kieler Presse vom 10.06.2004 in dem Artikel „Kunst mit Potential“ berichtete), auf dem sie weitergeht – einfach und unvermessen – aus der malerischen Reflexion im collagierten „Hier und Jetzt“ unserer Region zur zeichnerischen Formensuche, mit der man sich der ganzen Welt stellen kann – auch wenn diese vielleicht noch geweckt werden müsste.
„Der Schlaf der Kunst“ heisst also ihre neue Rauminstallation, in die dieser Weg nun mündet: seine Übersetzung in Konstruktionen, mit denen sie den Raum zerspringen und neu ordnen lässt, ob im „offenen Fenster zur Allerweltstadt“ oder auf dem „Leinwandlager für die schlafende Kunst“, die bewegten Bilder einer weiten klingenden Welt scheinen ihren Ort gefunden zu haben – vor den Kulissen der aufwändigen Ideen- und Stadtmodelle, in denen sie das „Narrenschiff“ umgebaut und „musike techne“ – die Kunst der Musen für „Fading“ – wiedergefunden hat, kommt die Kunst wie im Schlaf zu sich.
Und der Besucher kommt zur Kunst – ins Schlafzimmer der kommenden Kunst sozusagen, der kommenden Stadt vielleicht sogar, denn immerhin lässt ihre Arbeit „durchaus eine Logik der Form erwarten“, wie es in dem entsprechenden wissenschaftlichen Gutachten dazu heißt.
Auf jeden Fall tut sich etwas, wenn Natascha Bindzus im Spiel ist; ob sie ihren Weg hier am Ort einstiger Schwimmerfolge zwischen anderen Künstlern „ihrer Herkunft“ auch in einer Performance (wie es eine ihrer Besonderheiten ist – „via ductus“) führen wird (vielleicht zur Finissage?) bleibt in schwierigen bildungspolitischen Zeiten für ein musisch ausbildendes Gymnasium so hohen Niveaus nach Verlust seines geschichtsreichen Internates durch den Schlossverkauf an ein Optikerunternehmen unbedingt zu hoffen. (jvd)
Finissage am 20. Juni 2004, 17 Uhr. Öffnungszeiten: täglich 14 bis 18 Uhr. „Der Schlaf der Kunst“ und bereits „Fading“ wurden mit Unterstützung der Kulturellen Filmförderung S.-H. realisiert.