Highlights im Kieler KoKi

Tödliche Roman(z)e

Gerald Grote. D 2004. 9 Min. Kamera: Claus Oppermann
Das unentdeckte Leben der Bücher in einem Regal: Als die Taschenbüchin Madame Bovary aus den beengten Verhältnissen ihrer tristen Ehe entflieht, lässt sie der eifersüchtige Ehegatte Felix Krull durch einen Detektiv beschatten. Der Kieler Autor und Filmemacher Gerald Grote und sein Team entwickeln in ihrem kuriosen Animationsfilm ohne Animation einen dramatischen Plot, der zu einem denkbar schlimmen Ende führt …
1. und 5. – 6.4., 18.30, 2. – 4.4., 20.30 (als Vorfilm zu “Nói Albinói”)

Die Nacht singt ihre Lieder

Romuald Karmakar. D 2003. 95 Min. Mit Anne Ratte-Polle, Frank Giering
Der Film (nach dem gleichnamigen Drama des Norwegers Jon Fosse) beginnt dort, wo in herkömmlicher Dramaturgie ein Höhepunkt erreicht ist, auf den andere Filme lange hinarbeiten: “Ich halte das nicht mehr aus. Wir können so nicht weiterleben”, sagt die junge Frau. Der Angesprochene, ihr Mann, ein erfolgloser Schriftsteller, sitzt derweil auf dem Sofa im Wohnzimmer des eleganten Apartments, vergraben in die Lektüre eines dicken Buches. Und damit ist der Alltag auch schon fast beschrieben. Nur gelegentlich gibt das Baby des Paares einen Laut von sich, und am Nachmittag schauen die Eltern des Ehemanns kurz vorbei, um aber eiligst wieder aufzubrechen. Die übrige Zeit erscheint wie ein endlos gedehnter Moment, in dem das Paar sich zwischen immerzu wiederholten Vorwürfen fest redet. Als die Frau schließlich allein zu einem Clubbesuch aufbricht und spät abends zurück kehrt, scheint ihr Entschluss endgültig fest zu stehen, ihren Mann zu verlassen … Bereits nach fünf Minuten sind die Argumente der Streitenden erschöpft, der Streit aber setzt sich mechanisch fort. Das macht diesen Film unbequem; man muss sich einlassen auf die subtile Partitur feinster Nuancen, in denen sich die beredte Sprachlosigkeit seiner Protagonisten ebenso offenbart wie die Bequemlichkeit, lieber Worthülsen zu bemühen, als sich den wirklichen Problemen zu öffnen.
22., 25., 27. und 28.4., 18.30; 23.4., 18.15; 24.4., 20.30

Lange Filmnacht: La ville cinématographique

Le fabuleux destin d’Amélie Poulain
Jean-Pierre Jeunet. F/D 2001. 120 Min OmU. Mit Audrey Tautou.
Im Zentrum des malerischen Paris liegt ein kleines Café am Montmartre. Hier lebt und arbeitet Amélie – und hilft all den skurrilen Existenzen, die schwer an ihren Schicksalen tragen: den Einsamen, den Eifersüchtigen, den Gescheiterten. Regisseur Jean-Pierre Jeunets naiv-surrealer Stadt-Kosmos ist ein überbordender Ort fantastischer Bildeinfälle und poetischer Ideen. Kaum ein Zuschauer, der sich von Amélie und ihrer Welt nicht verzaubern ließ!
À bout de souffle
Jean-Luc Godard. F 1959. 90 Min. OmU. Mit Jean-Paul Belmondo, Jean Seberg.
Die Geschichte des Autodiebs und Filou Michel, der auf der Flucht vor der Polizei noch eine kurze Zeit in Paris verbringt, ehe sich das Netz der Verfolger immer enger um ihn legt. Godards Film ist ein Manifest der Nouvelle Vague, das gerade heute wieder im Kontext ungezählter Authentizitätsexperimente seine Frische und Aktualität beweist.
Chacun cherche son chat
Cédric Klapisch. F 1996. 91 Min. OmU. Mit Garance Clavel, Zinedine Soualem.
Chloé muss ihr ausgebüchstes Kätzchen wieder einfangen und lernt auf dieser Suche viele Bewohner des Viertels kennen, dessen Ende naht: denn schon stehen Abrissbagger bereit … Mit ethnologischem Blick inszeniert Klapisch (“L’auberge espagnole”) eine Liebeserklärung an Katzen, an Paris und ans Kino überhaupt.
23.4., 20.00

Wissenschaftsfilme – Zur Natur der Schönheit

Begleitend zu einem Seminar von Prof. Norbert Schmitz (Muthesius-Hochschule) zeigt das KoKi eine dreiteilige Reihe zur Geschichte des wissenschaftlichen Films. Der erste Teil steht unter dem Motto Die Anfänge des Wissenschaftsfilms: Zwischen Staunen und Erkenntnis und umfasst z.B. Produktionen aus den 20er Jahren, die mit Zeitraffertechnik Wachstumsprozesse sichtbar machten, sowie Kompilationsfilme, die Material solcher Pioniere wie Muybridge, Anschütz oder Demney zusammentragen, in denen Bewegungsabläufe und Zeitfotografie erfasst wurden.
20.4., 20.30

Film-Kino-Werkstatt – mit der Kulturellen Filmförderung S.-H.

Eclipse
Herbert Brödl. D 2002. 86 Min. Kamera: Volker Tittel
Die Schriftstellerin Pia und der Maler Gil leben am Rio Negro im Inneren Amazoniens. Als Pia ermordet wird – ausgerechnet während einer Mondfinsternis, stürzt Gil buchstäblich in eine Schattenwelt. Der Mord bleibt unaufgeklärt. Erst als Gil, nach wie vor von den Bildern Pias verfolgt, nach Jahren zurückkehrt, deutet sich an, wer Pia umbrachte – und wer Gil aus seiner Finsternis befreien könnte … “Eclipse” ist eine sinnliche Abhandlung über Traum und Wirklichkeit – und ein visuelles Meisterwerk, das als Lehrbuch der Filmfotografie hergenommen werden kann. Ständiger Hauptdarsteller dabei: das Licht, das zentrale Stilmittel in dieser Variante von Orpheus und Eurydike. – Zu Gast: Volker Tittel.
1.4., 20.30

Filmtournee “unterwegs”

9 Kurzfilme aus Schleswig-Holstein. ca. 90 Min.
Wie jedes Jahr präsentieren LAG Jugend und Film und die Kulturelle Filmförderung S.-H. auch dieses Jahr im Rahmen der Filmtournee “unterwegs” eine Auswahl schleswig-holsteinischer Kurzfilme: Mindestens drei Hände bräuchte ein Mann, um “Die Tür” von Maria Reinhardt bedienen zu können; die “Sängerknaben” von Frank D. Müller wollen alte Damen abzocken, erleben aber ihr blaues Wunder; “Diskrepanzen” von Saskia Rüter sind in einem eleganten Café zu beobachten; “Die große Operation” von Till Franzen führt zwei alte Männer zum Geheimnis eines Koffers; “Grand Prix” von Rasmus Greiner wirft einen Blick auf das Abenteuer Konsum; der Puppentrickfilm “Masquerade” von Sarah Roloff erzählt von dem Wagnis, sein Herz zu öffnen; das Wesen des Establishing Shots in TV-Serien wird in “Transitions” von Kai Zimmer erkundet; “Lass den Himmel nicht fallen” von Nika Shek handelt von einem Maler, der seine Bilder lieber verschenkt, als sie zu verkaufen; und im Trickfilm “Worm” von Krystof Tuszynski lehnen sich Angler und Wurm gegen den Ausverkauf der Natur auf.
6.4., 20.30

FilmArchitektur – mit Architekten- und Ingenieurkammer S.-H.

Mon Oncle
Jacques Tati. F 1958. 109 Min. Bauten: J.T., Henri Schmitt, Jacques Lagrange.
Während Monsieur Hulot in der Dachwohnung eines bizarr verschachtelten alten Gebäudes lebt, repräsentiert das Einfamilienhaus seines Schwagers Arpel den neuesten Stand des Wohnens. Aus jenem hypermodernen Refugium holt Hulot regelmäßig seinen kleinen Neffen ab, der sich in Gesellschaft seines verschrobenen Onkels viel wohler fühlt, als bei seinen dem Diktakt der Moderne verpflichteten Eltern. – “Tatis Film lebt von dem Kontrast des altmodischen Paris und zeitgenössischer Architektur. Das weiße, kubische und furchtbar unpraktische Haus, in dem dem Auto der wichtigste Platz gebührt, erinnert an Häuser der Moderne, allen voran Le Corbusier und Mallet-Stevens. Mit großem Ernst bemühen sich seine Bewohner, den Vorgaben ihres Architekten gerecht zu werden, können jedoch ihre bürgerlichen Angewohnheiten nicht abglegen. So entlarvt Tati den Bedeutungswandel der Formen klassischer Moderne vom avantgardistischen Statement zum kleinbürgerlichen Modeartikel.” (Dietrich Neumann) – Mit Einführung.
25.4., 20.30

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