7. Filmfest Schleswig-Holstein – Augenweide
Sinfonie schöpferischer Hände
„A Love Supreme“ (GB 2001, Nilesh Patel)
Als eine „Kombination aus Rezept und Musikvideo“ bezeichnet Nilesh Patel seinen in artifiziellem Schwarz-Weiß gedrehten Kurzfilm „A Love Supreme“, dessen Titel auf eine Liebeserklärung an die Kochkünste und Fingerfertigkeit seiner Mutter hindeutet, der er den Film ebenso widmet wie „allen Müttern“.
Mütterliche Hände sind ein Topos in der Kunstgeschichte, Patel und Kameramann Nick Matthews fangen ihre Bewegungen beim Zubereiten des indischen Teigtaschengerichts „Samosa“ in konsequenten Makroaufnahmen ein. Die Regie von Licht und Schatten wie der Bewegungen erinnern dabei an keinen Geringeren als Eisenstein. Die Bilder werden hier, nicht nur wegen der Zitate der ästhetischen Versatzstücke aus zeitgenössischen Musikvideos (z.B. abrupte Schnitte, Bewegungsunschärfen, Makrozooms), geradezu sinfonisch komponiert.
Schöpferisch agierende Hände – „A Love Supreme“
Wenn die mit schamanenhaft zauberhaften Bemalungen geschmückten Hände den Teig walken, ihn zu Bällchen rollen, ihn vorsichtig auseinanderzupfen, hat das durchaus auch eine zärtliche, wenn nicht erotische Komponente. Leben (als Speise) spendende Hände werden zum Symbol für die Schöpfung an sich, eines Aktes, der gleichwohl auch seine Brüchigkeit zeigt – denn die Hände von Patels Mutter sind von Arthritis gezeichnet.
Der Kurzfilmbeitrag aus dem Programm des Festivals in Sheffield, das mit einer Auswahl bei Augenweide gastierte, zeigt das hohe Niveau britischer (Kurz-) Filmkunst. „A Love Supreme“ wurde bei diversen Festivals ausgezeichnet. Bei Augenweide lief der Film außer Konkurrenz, nicht zuletzt als anfeuernde Messlatte dafür, welche Intensität gerade in einer hochkonzentrierten Reduktion der filmischen Mittel erreichbar ist. (Gudrun Lübker-Suhre)
„A Love Supreme“, GB 2001, 35mm s/w, 9 Min., Regie: Nilesh Patel, Kamera: Nick Matthews, Schnitt: Faye Jackson, Musik: Lata Mangeshkar, Niraj Chag, Baluji Srivastav, Produktion: Les Beauchistes.