Es kann nicht sein, was nicht sein darf

„Tot in Lübeck“ (D 2003, Katharina Geinitz und Lottie Marsau)

Der 107-minütige Dokumentarfilm „Tot in Lübeck“ von Katharina Geinitz und Lottie Marsau (gefördert von der Kulturellen Filmförderung S.-H.) ist ein kämpferischer Film, der aus seiner im Grunde genommen einseitigen Position keinen Hehl macht. Er beschreibt die verfehlte staatsanwältliche Aufarbeitung des Brandanschlages auf das Asylbewerberheim in der Lübecker Hafenstraße am 18. Januar 1996.

Der Film vertritt die Position, dass es zu einer den Tatsachen Genüge tragenden rechtsstaatlichen Aufarbeitung der Vorgänge nicht kommen konnte, weil es staatspolitisch nicht gewollt und opportun war. Drei Jugendliche aus neonazistischen Kreisen durften zehn ausländische (!) Menschenleben nicht auf dem Gewissen haben. Um diesen „in Kauf genommenen“ Justizirrtum zu belegen, geht der Film minutiös den Fakten nach. Die Darstellungen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung des vermeintlichen Täters (eines Libanesen, der im Asylbewerberheim wohnte) begleitet als Moritatensänger ironisch-sarkastisch der Kabarettist Dietrich Kittner. Sein ätzender Spott über die staatliche „Nicht-Aufarbeitung“ des Falles verleiht dem Film eine besondere Note. Kamera und Schnitt tun ein übriges, um den Generalstaatsanwalt Erhard Rex vom Oberlandesgericht Schleswig ein ums andere Mal als Opfer seiner eigenen Rolle dastehen zu lassen, wenn er die Richtigkeit seiner die drei wahrscheinlichen Täter entlastenden Argumente beteuert und Belastendes gegen diese gebetsmühlenartig, aber nicht sehr glaubwürdig zu entkräften versucht.

Moritatensänger Dietrich Kittner in „Tot in Lübeck“

In seinem moralischen Impetus, mit seinem aufklärerischen Anspruch und in seiner bisweilen schon verzweifelt wirkenden Kritik erinnert „Tot in Lübeck“ an die vielen Protestfilme über die Anti-AKW-Bewegung, die Friedens-Bewegung und andere Gruppen der APO-Nachfolge aus den 70er und 80er Jahre. (Helmut Schulzeck)

Eine weitere, ausführlichere Besprechung zu „Tot in Lübeck“ findet sich in der Februar-Ausgabe von infomedia-sh.de. Bei „Augenweide“ läuft der Film am Samstag, 24. Mai, 20.30 Uhr.

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