Mediatage Nord 2002

„Vom Konsumenten zum Produzenten“

Die Fachtagung „STRING: Jugendarbeit und Bürgermedien“ setzte Hoffnung in selbstgemachtes TV und Internet.

„Was du mir erzählst, vergesse ich, was du mir zeigst, erinnere ich, was ich selbst tue, das verstehe ich“, wusste schon Konfuzius. Als „handlungsorientiertes Lernen“ schreibt sich das moderne Jugendarbeit auf die Fahnen. Gleichwohl wird sie von der Gesellschaft oft nur als „Reparaturbetrieb für schief gelaufene Integrationen“ verstanden, so Beatrix Niemeyer von der Uni Flensburg in ihrem Einleitungsreferat bei der Fachtagung „STRING: Jugendarbeit und Bürgermedien“, die im Rahmen der Mediatage Nord in der Kieler Pumpe stattfand. Nicht bloße „Bewältigungskompetenz“ dürfe Jugendarbeit vermitteln, sondern vor allem „Gestaltungskompetenz“.

„Learning by doing“ und damit eigene Gestaltungsräume bietet vor allem die Arbeit mit Medien, wie Holger Jentsch-Alwardt vom Offenen Kanal Kiel darstellte. Dennoch ist die Brücke zwischen Bürgermedien und Jugendarbeit eine noch zu selten begangene. Denn Pädagogen sahen früher in den elektronischen Medien vor allem eine Gefährdung von Jugendlichen und versuchten sie davon fern zu halten. Erst allmählich setzt sich eine „emanzipatorische Medienpädagogik“ durch, die im Umgang Jugendlicher mit TV und Internet im Gegenteil große Chancen sieht. „Vom Konsumenten zum Produzenten“, lautet die Botschaft – und, so Peter Willers, Beauftragter für die Offenen Kanäle der ULR: „Medienpartizipation ist Gesellschaftspartizipation“.

Neue Möglichkeiten zu mehr Vernetzung von Jugendarbeit und Bürgermedien bietet die 1998 ins Leben gerufene südwestbaltische STRING-Region, die Dietrich Seele aus der Kieler Staatskanzlei vorstellte. Von den skandinavischen Nachbarn kommen nicht nur neue Impulse in der Jugendarbeit wie zum Beispiel Projektarbeit, die Sandra Weidemann vom Ostseejugendbüro skizzierte. Durch die Brückenschläge über Öresund und Großen Belt sind Bürgersender etwa in Kopenhagen oder Malmö so nah gerückt, dass „man auf einen Kaffee vorbeischauen kann“, sagt Peter Willers. Trotz schnellen Datenaustauschs übers Internet bedarf es nämlich bei Kooperation von Sender zu Sender vor allem des „Faktors Mensch“. „Man muss sich mal gesehen haben.“

Das von Henning Fietze vorgestellte „Rollende Mediencamp“ des OK zeigte, wie gut Medienarbeit bei Jugendlichen ankommt. „Der Zuspruch war hammermäßig“, erinnert sich Willers an die diesjährige Tour durch den Kreis Pinneberg. Auch das vom Kreisjugendring Stormarn initiierte Videoprojekt „Klappe auf“ setzte ungeahnte Energien frei. Über 30 „Spots gegen Gewalt“ produzierten junge Videofilmer zum Thema.

Wo Medienarbeit Jugendlichen den Einstieg in gesellschaftliche Partizipation erleichtert, hilft sie Senioren, aus ihr nicht auszuscheiden. Die bei der Tagung „Senior@media“ vorgestellten Projekte waren wie die der Jugendlichen Beispiele für die Emanzipation der Konsumenten zu selbstbewussten Produzenten. (jm)

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