Nordische Filmtage Lübeck 2002
Träge Traumwelten
Dream Dream Dream
“Am nördlichsten Punkt, am Nordpol habe ich die Orientierung verloren”, raunt der Erzähler aus dem Off am Beginn von Anne Alix’ “Dream Dream Dream” (D 2002, 93 Min., 35 mm). Zwecks erneuter Orientierung geht es in diesem jüngsten Beispiel der aus unerfindlichen Gründen immer noch hippen Gattung Road-Movie fortan nach Süden. Am neblig pastellenen Nordkap (bemüht schöne Bilder) starten Joachim (Manuel Blanc), Forscher in Sachen der Lebensgeschichte des gerade verstorbenen Vaters, und Franco (Franco Belviso), Dolce-Vita-Italiener, wie er im Drehbuche steht, in Richtung Hamburg. Am Wegesrand in den Einsamkeiten des Nordens treffen sie dabei auf ulkige Typen wie den verhinderten Weihnachtsmann Jukka.
Auf 3257 träge ge- und erzählten Kilometern sind die Figuren einem (unausgesprochenen) Generalthema der diesjährigen “Nordischen” auf der Spur: Familie und Väter. Eine Sinnsuche mit Rückwärtsblick auf die eigene Geschichte, die in diesem Film nicht so recht voran kommen will. Mythos rulez in der Reise aus dem Traum zurück in die Realität eines pittoresken Puffs im Sündenbabel Reeperbahn.
Dass ihre Figuren “lost people” seien, dem geheimnist Anne Alix allzu symbolträchtig nach. Die Odyssee steht Pate, der Norden gerät zur kühlen Szenerie der Traumwelten, die im Mercedes nach Süden mitfahren. “Südlich des Südens ist nur noch Süden”, heißt die Verheißung und bleibt doch eine bloße Tautologie. Ein schöner Film zum Träumen, nicht zuletzt über ambitionierte Stillstände in der Traumfabrik Kino. (jm)