Nordische Filmtage Lübeck 2002

Offene Quellen

Der Code (Lunuxin Tarina)

Er sieht aus, wie man sich einen “Nerd” vorstellt, ein bisschen schwammig bleich im Gesicht, beschienen eher vom Bildschirm, denn von der Sonne, ein bisschen unscheinbar. Linus Torvalds hat mit dieser Haltung eines stets ebenso verschmitzten wie offenen Lächelns ein Computer-Betriebssystem geschaffen, das seit Anfang der 90er Jahre seinen Siegeszug gerade auf den IBM-Maschinen “des Feindes” angetreten hat: Codename “Linux”.

Hannu Puttonens Dokumentation “Der Code” (FIN 2001, 59 Min., Beta SP) zeichnet die Erfolgsstory, die aus dem Underground der Hacker kam, nach, präzise wie ein Algorithmus, aber auch mit einem Gestus, der die Menschen hinter den Programmzeilen sichtbar werden lässt. Diese sind imgrunde Anarchisten, beharrliche Kämpfer gegen Machtmonopole via Betriebssystem und erklärte Gegner des Microsoft-Imperiums. Wo dieses seinen Code hütet wie einen Gral, setzen die Apologeten der “Open Source” auf die Freiheit der Distribution und damit auf den Brainpool vieler statt nur weniger. Ein radikaldemokratisches Prinzip, das, so betont die Dokumentation immer wieder, auch Gesellschaftsmodell sein könnte.

“Linus the Liberator” zeigt sich darin als biederer Familienvater ebenso wie als Kind einer Generation, die mit den ersten Homecomputern aufgewachsen ist und damit, weit über 30, schon fast am Aussterben ist. Doch solche “Saurier” vor ihrer Zeit, für die Puttonens Kamerablick unbedingte Sympathie hegt, sind dennoch ein Modell für die Zukunft, für das Betriebssystem Mensch als Kunstwerk, den “ästhetischen Sex eines guten Codes”. (jm)

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