Kommunales Kino Lübeck vor der Schließung? – Reaktionen
Das Kommunale Kino Lübeck
Das Kommunale Kino besteht unter diesem Namen seit September 1994, seine Ursprünge reichen aber über 20 Jahre zurück (Kino im Zentrum). Es ist ein Ausstellungsort für Filmkunst und präsentiert ein regelmäßiges, nach kulturellen Gesichtspunkten gestaltetes Filmprogramm. Dabei versteht es sich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den kommerziellen Kinos am Ort. Es spielt (grob gesagt) die Filme, hinter denen keine großen, kapitalkräftigen Produktions- und Verleihfirmen stehen, die sie mit großem Werbeaufwand und hoher Kopienzahl starten können, bzw. Filme jenseits des Mainstream, die sich thematisch oder stilistisch an kulturelle Minderheiten wenden. Das sind Werke des europäischen Autorenkinos oder amerikanischer Independents, Filme aus Asien, Afrika oder Lateinamerika, Klassiker der Filmgeschichte oder erste Arbeiten von Nachwuchs-Regisseuren, aber auch Dokumentar- oder Kurzfilme.
Ziel ist es, die Vielfalt der Filmkultur zu präsentieren und ein Gegengewicht zu schaffen zum Angebot der kommerziellen Kinos, das von den Großproduktionen Hollywoods dominiert wird. Im Kommunalen Kino wird ein Publikum bedient bzw. herangebildet, das sich für Filmkunst und Filmgeschichte interessiert und Lust auf ungewöhnliche Entdeckungen hat.
Wichtig sind die regelmäßigen Kinderkinoveranstaltungen, die junges Publikum zu Taschengeldpreisen an Qualitätsfilme heranführen und das Gemeinschaftserlebnis “Kino” vermitteln, aber auch Sondervorführungen für Schulklassen und Jugendgruppen. Die Zusammenarbeit mit anderen Bildungs- und Kulturinstituten, zu deren Ausstellungen und Schwerpunktthemen das Kommunale Kino begleitende Filmprogramme anbietet, dient der engeren Verbindung zu anderen Kunstformen. Die Kooperation mit den in der Stadt tätigen ausländischen Kulturvereinigungen trägt dazu bei, das Verständnis für andere Kulturen zu fördern und Vorurteile abzubauen. Fremdsprachige Filme werden im Kommunalen Kino möglichst in ihrer Originalfassung mit Untertiteln gezeigt, um das Sprachverständnis zu fördern und um ausländischen Mitbürgern und Gästen der Stadt die Teilnahme am Kulturleben zu ermöglichen.
Darüber hinaus dient das Kommunale Kino als logistisches Zentrum für die Nordischen Filmtage Lübeck und ist mit mehreren Angeboten (Filmforum Schleswig-Holstein, Medienpädagogisches Begleitseminar, Betreuung der Kinderjury, Tagung des Empfehlungsausschusses Medien, Präsentation der Preisträger) an der inhaltlichen und künstlerischen Ausgestaltung des Festivals beteiligt.
Ausstattung
Ausbau und Einrichtung des Kinos erfolgten im Jahr 1991 in den Räumlichkeiten des damaligen “Zentrums” mit Eigenmitteln des Zentrums und Stiftungsgeldern (20.000 DM Stiftung Haus der Jugend) und dem Einsatz ehrenamtlicher Arbeit. Damit hat die Stadt quasi zum Nulltarif ein gut funktionierendes Kino erhalten, das hohen technischen Ansprüchen genügt.
Das Kommunale Kino verfügt über einen Saal mit 80 Sitzplätzen, 16mm- und 35mm-Projektion und ein Klavier zur Begleitung von Stummfilmen. Mobiliar und technische Geräte stammen aus stillgelegten Kinos zwischen Ostsee und Hunsrück oder alten Beständen der Hansestadt Lübeck. Sie wurden in weitgehend ehrenamtlicher Arbeit restauriert und funktionsfähig gemacht und nach und nach durch moderne Einbauten (Dolby-SR) ergänzt. Das Kino hat zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen, die für Konzeption, Planung und Durchführung des Kinoprogramms verantwortlich sind und auch für die Nordischen Filmtage tätig werden. Designerin und Filmvorführer werden auf Honorarbasis beschäftigt. Für Programmverteilung, Kasse etc. werden Honorarkräfte und ehrenamtliche Helfer eingesetzt. Hausmeister und Reinigungskräfte teilt sich das Kommunale Kino mit den im gleichen Komplex untergebrachten Jugendeinrichtungen.
Angebotsstruktur und Besucherzahlen
Das Kommunale Kino ist eine der kleinsten und effektivsten Kultureinrichtungen der Stadt. Zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen gewährleisten über 46 Wochen im Jahr ein kontinuierliches Programmangebot mit mindestens sechs Abendvorstellungen und einen Kinderkinotermin pro Woche. In den Vor- und Nachmittagsstunden können zusätzliche Veranstaltungen für Schulklassen oder Gruppen vereinbart werden, von Zeit zu Zeit werden Spätvorstellungen angeboten. Seit Herbst 2001 gibt es einen weiteren regelmäßigen Vorführtermin am Dienstag Nachmittag.
Das Angebot des Kommunalen Kinos wird sehr gut angenommen. Die Zuschauerzahlen sind in den vergangenen Jahren beständig gestiegen. Bei besonders attraktiven Filmen müssen spontan Zusatzveranstaltungen angeboten oder Besucher abgewiesen werden, weil die Saalkapazität nicht ausreicht. Im Jahr 2000 wurden im Kommunalen Kino 193 Filme in 324 Veranstaltungen präsentiert, zu denen 13.220 Besucher kamen (= 40,2 Besucher pro Vorstellung, das entspricht einer Auslastung von 50,2%); hinzu kam das Filmforum Schleswig-Holstein mit 32 Filmen in 15 Veranstaltungen und 1.710 Besuchern. Damit erreichte das Kommunalen Kino im Jahr 2000 mit seinem Angebot von 225 Filmen in 339 Veranstaltungen insgesamt 14.930 Besucher.
Das Kommunale Kino zeigt keine Werbung, aber vor jeder Vorstellung geben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine kurze Einführung in Hintergrund, Thematik und Gestaltung des jeweiligen Films und informieren über Person und Werk des Regisseurs. Von Zeit zu Zeit werden Referenten eingeladen oder Filmemacher stellen sich der Diskussion mit dem Publikum.
Das wichtigste Werbemittel des Kinos ist das monatlich erscheinende Programmfaltblatt, das in einer Auflage von 7.000 Exemplaren gedruckt wird und Terminübersicht, Filmbeschreibungen und Fotos enthält. Es ist über den Lübeck-Server (www.kokihl.luebeck.de) im Internet abrufbar.