Dokumentarfilm „Die letzte Schlacht“ auf ARTE
Der Dokumentarfilm „Die letzte Schlacht“ von Clauia Willke (Deutschland 2007, 52 Min.) hat seine Erstausstrahlung auf ARTE: Samstag, 24. Mai 2008, 18.05 Uhr, Wiederholung: 31. Mai 2008, 3.50 Uhr.
Wenn in den Medien die Rede von Fundamentalisten ist, ist meist der Islamismus gemeint. „Die letzte Schlacht“ hingegen handelt vom christlichen Fundamentalismus und seinen Anhängern in den USA. Ihr angestrebtes Ziel: eine christliche Nation, die auf den wörtlich ausgelegten Gesetzen der Bibel aufbaut. ARTE zeigt, mit welchen Mitteln christliche Fundamentalisten es geschafft haben, sich zu einer der einflussreichsten gesellschaftlichen und politischen Mächte zu entwickeln.
Für christliche Fundamentalisten ist derzeit eine Schlacht im Gange – ein geistiger Krieg zwischen den wahren Gläubigen, den wiedergeborenen Christen, und jenen, die ihrem Todfeind, dem Antichristen, folgen. Was für manche an Fanatismus grenzt, ist für viele Menschen in den USA der Weg, den sie gehen möchten. Doch was macht diese Bewegung für sie so attraktiv?
Regisseurin Claudia Willke analysiert in vier Etappen, mit welchen Mitteln die christlichen Fundamentalisten es geschafft haben, sich zu einer der einflussreichsten gesellschaftlichen und politischen Mächte zu entwickeln: Rekrutierung der Basis, Training der neuen Führungselite, Zusammenarbeit mit den Mächtigen und Aufbau eines Kreises von Auserwählten.
Für die erste Etappe ist unter anderem Ron Luce zuständig. Er gehört zu der neuen Generation von evangelikalen Predigern des 21. Jahrhunderts. Er ist smart, selbstsicher, erfolgreich und von großem politischem Einfluss – einer der Topführer der stetig wachsenden Anzahl von Großkirchen. Luce benutzt die Medien, um neue Anhänger zu rekrutieren. Neben der spirituellen Botschaft bietet er Hilfestellungen und Freizeitdienste in kleinen Gruppen an: Jobtraining, Eheseminare und Bibelkreise, Mountainbike-Touren, Jugendversammlungen, Single-Treffs und so weiter. Sobald sie für die Botschaft Jesus’ gewonnen sind, werden die Kirchenmitglieder ermutigt, sich für soziale oder politische Basisarbeit zu engagieren. Dabei stehen der Kampf gegen die Abtreibung und die Schwulenbewegung, Lobbyarbeit für die Einhaltung der Parole „Abstinence Only“ sowie die Unterstützung der so genannten Homeschooling-Bewegung ganz oben auf der Liste der Aktivitäten.
Im Gegensatz zu früher ist die religiöse Rechte heute solide in der Mittelschicht verankert. Sie ermuntert zum Unterrichten der Kinder zu Hause und hat ein christliches Elite-College gegründet, um den religiösen Kindern eine gute Weiterbildung zu ermöglichen. Schließlich wollen die christlichen Fundamentalisten vor allem, dass „ihre“ Jugend aktiv ins politische Geschehen eingreift und dazu ist eine gute Ausbildung nötig. Das Patrick Henry College ist eines dieser aufstrebenden christlichen Elite-Colleges. Schon während ihres Studiums können interessierte Studenten durch Praktika im Weißen Haus oder die Mitarbeit in Wahlkampfteams konservativer Abgeordneter erste politische Erfahrungen sammeln. So bekommen sie Einblick in die hohe Kunst des „Networking“, für sie eine wichtige Voraussetzung, um „das Königsreich Gottes“ voranzutreiben.
Einer der einflussreichsten christlichen Fundamentalisten in den USA ist James Dobson, Gründer des ultrakonservativen Medienimperiums „Focus on the Family“ und der Organisation „Family Research Council“. Er arbeitet mit den Mächtigen zusammen und hat sogar Einfluss auf die Wahl des Präsidentschaftskandidaten der republikanischen Partei. Sein Ziel ist es vor allem, die fundamentalistischen Werte innerparteilich stärker voranzutreiben.
Dafür engagiert sich auch die Fellowship Foundation, die den Aufbau eines Kreises von Auserwählten übernimmt. Sie richtet seit über 50 Jahren das jährliche National Prayer Breakfast in Washington DC aus – eine ideale Gelegenheit für Politiker, Staatsoberhäupter, Diplomaten und Industrielle, Netzwerke zu bilden. Leiter der still im Hintergrund operierenden Organisation ist Doug Coe, eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in Washington. Das offizielle Ziel der „Familie“ – wie sich die Organisation selbst nennt – ist es, 200 Weltführer einzusetzen, die von Gott angeführt und in einem Netzwerk von Gebetszellen vereint sind. Bei der Fellowship Foundation gibt es keine Aufzeichnungen, Memos oder Sitzungsprotokolle. Alle Treffen sind streng vertraulich, und nichts dringt vom inneren Kern an die Öffentlichkeit. Somit geht der Einfluss dieser christlichen Organisation weit über die USA hinaus.
(nach einer Pressemitteilung von ARTE)