Preisträger der 53. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, 3.-8. Mai 2007
Preise des Internationalen Wettbewerbs
Preise der Internationalen Jury
Mitglieder der Internationalen Jury: Solvita Krese (Lettland), Irina Leimbacher (USA), Sheryl Mousley (USA), Néstor Olhagaray (Chile), Rod Stoneman (Irland)
Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 Euro
On the Third Planet from the Sun
Pavel Medvedev
Russland 2006, 31 min, 35 mm, Farbe
Begründung: „On the Third Planet from the Sun“ erweitert die Grenzen des kreativen Dokumentarfilms durch die eindrucksvolle Erkundung der Umweltzerstörung und Wiedergeburt einer Gemeinde in Nordrussland.
Zwei Hauptpreise
dotiert mit jeweils 3.500 Euro
Metamorphosis
Clare Langan
Irland 2007, 12 min, DVD, Farbe
Begründung: In „Metamorphosis“ treffen Landschaft und Vorstellungen von der Zukunft in einer visuell bestechenden experimentellen Arbeit aufeinander.
San thu’o’ong
Hà Phong Nguyen
Vietnam 2006, 12,30 min, 35 mm, Farbe
Begründung: „San thu’o’ong“ ist eine rührende, aus dem Herzen kommende Vater-Sohn-Geschichte, in elegantem Stil erzählt.
ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 Euro
Dad
Daniel Mulloy
Großbritannien 2006, 8 min, 35 mm, Farbe
Begründung: „Dad“ liefert eine anspruchsvolle und sexuell aufgeladene Rekonfiguration von Familienverhältnissen.
Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury
Orquesta típica
Nicolas Entel
Argentinien 2005, 5 min, DVD, Farbe
Begründung: „Orquesta típica“ vereint Ironie und soziale Einsicht in einer argentinischen Straßentheater-Episode.
We Will Win
Mahmoud Hojeij
Libanon 2006, 8 min, DV/PAL, Farbe
Begründung: „We Will Win“ stellt den Konflikt im Nahen Osten spielerisch und in menschlichem Maßstab nach.
Mic Jean-Louis
Kathy Sebbah
Frankreich 2007, 26,30 min, 35 mm, Farbe
Begründung: „Mic Jean Louis“ ist eine rührende Geschichte und eine überraschende Synthese verschiedener Genres.
Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 Euro
Mitglieder der Jury: Christiane Heuwinkel (Bielefeld), Michael Girke (Herford), Rainer Komers (Mülheim/Ruhr), Ulrike Sprenger (Konstanz)
Capitalism: Slavery
Ken Jacobs
USA 2006, 3 min, Beta SP/NTSC, s/w
Begründung: Die Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen zeichnet einen Film aus, der, von einem schlichten gefundenen Ausgangsmaterial ausgehend, das Publikum auf eine visuelle Reise schickt. Ein stereoskopisches Foto Baumwolle pflückender Sklaven wird vom Filmemacher zu einer komplexen Erzählung animiert. Dabei geht es nicht um die bloße Umwandlung eines unbewegten Bildes in bewegte Bilder, sondern es entsteht etwas ganz Neues: Dauer und Takt der Bewegung machen die Dauer der Erzählung (wieder) sichtbar. Die filmische Miniatur aktiviert den Blick des Zuschauers und lenkt ihn auf eine Gegenwart, in der die ökonomischen Gesetze der gezeigten historischen Szenen unverminderte Gültigkeit besitzen.
Lobende Erwähnung
On the Third Planet from the Sun
Pavel Medvedev
Russland 2006, 31 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Eine archaisch anmutende Landschaft, verloren herumliegende Metallgegenstände – und Menschen, die anstrengende Wege gehen, um diese Gegenstände aufzusammeln. Die Gegenstände sind Schrott einer Zukunft, die heute vergangen ist; Überbleibsel der Technikgeschichte. Die Gegend, in der der Film gedreht wurde, befindet sich im Norden Russlands, ein ehemaliges Testgelände für Raketen und Bomben. Pavel Medvedevs Dokumentarfilm zeigt nicht nur ein Leben, das primitiv aussieht, aber eines nach der Moderne ist; er schafft es, die physischen Anstrengungen erlebbar, das Kino zum Erfahrungsraum für ein anderes Leben zu machen.
Preis der FIPRESCI (Jury der Internationalen Filmkritik)
Mitglieder der Jury: Oliver Baumgarten (Deutschland), Jonathan Rosenbaum (USA), Alexis Tioseco (Philippinen)
Kramasha
Amit Dutta
Indien 2007, 22 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Ein Appell an die Phantasie der Zuschauer, der die Möglichkeiten des 35 mm Films voll ausschöpft.
Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 Euro
Mitglieder der Jury: Frauke Baymann (Frankreich), Bernd Durst (Deutschland), Lucienne Lanaz (Schweiz), Julia Laggner (Österreich), Eberhard Streier (Deutschland)
Tolya
Rodeon Brodsky
Israel 2006, 9,30 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Ein russischer Gastarbeiter in Israel wird mit der schwindenden Erinnerung an seine Heimat konfrontiert. In einem verfahrenen Moment schafft er es, durch eine überraschende Aktion gemeinsam mit seiner Frau am Telefon zu lachen. Erfrischend, human und liebevoll – ein Erstlingswerk, das überzeugt.
Lobende Erwähnungen
We Will Win
Mahmoud Hojeij
Libanon 2006, 8 min, DV/PAL, Farbe
Begründung: Eine entlarvende Allegorie des arabisch-israelischen Konfliktes, realisiert mit einfachsten Mitteln.
Nemam ti sta rec’ lijepo
Goran Devic
Kroatien 2006, 30 min, DVD, Farbe
Begründung: Der Film stellt sich durch seine schonungslose Bestandsaufnahme den Verdrängungsprozessen in einer kroatischen Kleinstadt der Nachkriegszeit entgegen. Solange keine Auseinandersetzung mit der Wahrheit stattfindet, kann es in dem Ort nicht hell werden.
Preise der Kinojury
verbunden mit zwei Ankaufsoptionen durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierten Arbeiten
Mitglieder der Jury: Jankees Boer (Niederlande), Ingrid Lüdeke (Deutschland), Dirk Steinkühler (Deutschland)
Preis für den besten 35 mm Film unter 15 Minuten im Internationalen und Deutschen Wettbewerb:
Dad
Daniel Mulloy
Großbritannien 2006, 8 min, 35 mm, Farbe
Begründung: „Dad“ zeigt Nähe und Sexualität als normalen Bestandteil des Lebens. Die treffsichere Regie schafft einen berührenden Film, der im Gedächtnis bleibt.
Preis für den besten 35 mm Film unter 15 Minuten im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb:
The Girl Who Swallowed Bees
Paul McDermott
Australien 2006, 9 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Paul McDermott kreiert eine phantasiereiche, ausdrucksstarke eigene Welt. Die poetische Erzählweise in Wort und Bild verführt dabei sowohl Kinder als auch Erwachsene.
Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 Euro
Ägtux
Tania Anaya
Brasilien 2005, 22 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Der Preis der Kurzfilmtage wird an einen Film vergeben, auf den wir vor dem Hintergrund unserer Arbeitserfahrungen hinweisen möchten. In diesem Film werden wir als ZuschauerInnen in einen Prozess der Beobachtung einbezogen, in dem wir partielle Verbindungen eingehen können, ohne dass Distanzen aufgelöst werden. Die Regisseurin Tania Anaya mischt auf kluge Weise Animation und Dokumentarfilm.
Preise des Deutschen Wettbewerbs
Mitglieder der Jury des Deutschen Wettbewerbs: Stefan Hayn (Berlin), Barbara Wurm (Berlin)
Begründung: In der Auswahl von Filmen, innerhalb derer sich eine Jury bewegen soll, ist vieles unbewusst bewusst ausgeschlossen. Wenn sich eine/r gegen Ausschluss wehrt oder auch nur dazu äußert, ist es sehr leicht, das Geäußerte auf sie/ihn als persönliches Problem zurückzuwerfen. Das ist eine Lüge, hinter der ein sehr rigides politisches Programm steht. Wir haben vier Filme ausgewählt, die eine eskalierte gesellschaftliche Wirklichkeit unterschiedlich zeigen:
Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 Euro, zu gleichen Teilen (1.667 Euro pro Film) an drei Filme:
Vali Asr – Juli 2006
Norman Richter
Deutschland/Iran 2007, 14 min, 35 mm, Farbe
Mammal
Astrid Rieger
Deutschland 2006, 7,30min, Beta SP/PAL, Farbe
Three Notes
Jeannette Gaussi
Deutschland 2006, 4 min, DV/PAL, Farbe
3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 Euro, für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet. Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.
Hit the Floor
Kays Khalil
Deutschland 2006, 11,30 min, Beta SP/PAL, Farbe
Preise des Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom Kinderkanal von ARD/ZDF
Mitglieder der Jury: Kyra Buers (11), Sina Feldhoff (10), Laura Freitag (10), Lennard Skoupi (9), Luka Weinberg (9)
Under There
Jeremy Lanni
USA 2006, 3 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Wir haben diesen Film als besten ausgewählt, weil er lustig und traurig zugleich ist. Zwei Meinungen – die eines Erwachsenen und die eines Kindes – treffen aufeinander, aber das Kind lässt sich nicht von dem Mann beeinflussen und behält ihren Glauben. Deshalb geht der Preis für den besten Kinderfilm an Jeremy Lanni für „Under There“.
Lobende Erwähnungen
Ediths glasslott
Tove Cecilie Sverdrup, Sunniva Nervik
Norwegen 2006, 24 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Dieser Film ist eine Lobende Erwähnung wert, weil ein kleiner Junge von einer alten Frau sehr viel über den Tod lernt und so seine Angst davor überwindet. Besonders schön fanden wir das Glashaus und die Kristalle. Die Lobende Erwähnung der Kinderjury geht an „Ediths glasslott“.
Poes en de maan
Suzanne Tuynman
Niederlande 2005, 5 min, DVD, Farbe
Begründung: Die Kinderjury vergibt eine weitere Lobende Erwähnung, weil in diesem Film eine Katze den Mond tröstet, indem sie auf ihren Schnurrbarthaaren musiziert und somit der Sonne einen Streich spielt. Außerdem fanden wir, dass „Poes en de maan“ sehr gut gezeichnet war und schöne Farben hatte.
Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom Kinderkanal ARD/ZDF
Mitglieder der Jury: Daniel Berger (12), Tobias Boland (12), Pia Mölder (13), Marius Waldhelm (13), Julia Wissing (13)
Schnäbi
Luzius Wespe
Schweiz 2006, 12 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Der Gewinnerfilm ist gleichzeitig lustig und etwas ernst. Er erzählt von dem Schulalltag in unserem Alter und entspricht daher unseren eigenen Erlebnissen und Problemen. Der Film ist nicht zu lang und nicht zu kurz und auf gar keinen Fall langweilig. Die Schauspieler waren wie echte Mitschüler von uns und daher haben wir uns selber von dem Film angesprochen gefühlt. Wir können uns gut vorstellen, dass dieser Film auch in Schulen gezeigt werden kann. Und wir sind uns sicher, dass er jedem hier im Saal gefallen wird. Der Gewinnerfilm geht an Luzius Wespe für seinen echt gelungenen, fantastischen, lustigen, interessanten und unterhaltsamem Film „Schnäbi“.
Lobende Erwähnungen
Wir möchten noch zwei Lobende Erwähnungen an zwei Filme aussprechen. Wir haben erst überlegt, einen dieser Filme gewinnen zu lassen, aber nach langer Diskussion sind wir zu dem Entschluss gekommen, die Filme mit Lobenden Erwähnungen zu küren.
Emily’s Song
Thomas Kennedy, Frank Kelly
Irland 2006, 15,30 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Der erste Film ist witzig, spritzig und unterhaltsam und kam dem Gewinnerfilm der diesjährigen Kurzfilmtage sehr nah. Er zeigt, dass ein verrückter Junge auch eine weiche Seite haben kann und ein Familienzusammenhalt ganz wichtig ist. Er hat uns gleichzeitig berührt und zum Lachen gebracht. Die Lobende Erwähnung geht an Frank Kelly und Thomas Kennedy aus Irland für ihren Film „Emily’s Song“.
Emilka placze
Rafal Kapelinski
Polen 2006, 33 min, Beta SP/PAL, s/w
Begründung: Der zweite Film ist dramatisch, gefühlvoll, spannend, informativ und vermittelt eine nostalgische Stimmung. Es ist ein Schwarzweißfilm, der sehr authentisch das Leben von früher zeigt. Daher möchten wir eine lobende Erwähnung für den Film „Emilka placze“ von Rafael Kapelinski aus Polen aussprechen.
9. MuVi-Preis
Die Jury: Tina Funk, Business Consultant, Berlin; Matt Hanson, Autor und Filmemacher, Brighton; Anne Hilde Neset, The Wire, London.
Der erste Preis, dotiert mit 2.500 Euro, geht an:
Oliver Pietsch für Domin, libra nos (The Space Lady)
Wir haben uns für das Video Domin, libra nos von Oliver Pietsch entschieden, weil es konzeptionell rein ist und eine außerordentliche Wirkung entfaltet. Es zeigt, dass das Musikvideo eine erwachsene Kunstform ist. Sie kann kantig und brutal sein, nicht bloß unterhaltsamer Spaß. Hier können sich Mainstream-Popkultur und künstlerische Avantgarde treffen.
Der zweite Preis, dotiert mit 1.500 Euro, geht an:
Luigi Archetti und Bo Widget für I Have Seen You Dancing Better Than This (L. Archetti/B. Widget)
Die Jury hat sich wegen seiner verführerischen Einfachheit und seines Humors für diesen Film entschieden. Sie bilden die vollkommene Ergänzung zur Schönheit und Ehrlichkeit der Musik. Die Musiker, die ihr eigenes Stück inszenieren, fügen der Musik eine neue Dimension hinzu.
Der dritte Preis, dotiert mit 1.000 Euro, geht an:
Mariola Brillowska für H.O.N.D. Aerobic (Felix Kubin)
An H.O.N.D. Aerobic mochten wir besonders, dass es auf sehr humorvolle Weise Performance Art in die Welt
es Videoclips integriert, und seine sehr graphische Do-it-yourself-Ästhetik. Mariola Brillowska hat es geschafft, ihre ganz eigene Bildsprache zu entwickeln, die erfrischend ist und wunderbar skurril.
Der MuVi-Online Publikumspreis, dotiert mit 500 Euro, geht an:
Norbert Heitker für 1., 2., 3. (Bela B. featuring Charlotte Roche)
Der MuVi-Online Publikumspreis wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de (in Kooperation mit www.bunch.tv, www.intro.de und ARTE Tracks), www.myvideo.de/special/muvi.html und www.t-online.de/kurzfilmtage abgeben, ausgewählt. Der Gewinner bekam 1.456 von über 4.000 abgegebenen Stimmen.
(nach Pressemitteilungen der Int. Kurzfilmtage Oberhausen)