Von Kleidervielfalt und Geschlechteridentitäten im nordischen Kino
Die diesjährige Retrospektive erzählt in 14 Filmen aus den Jahren 1921 bis 1981 von Kleidervielfalt und Geschlechteridentitäten. „Weibliche wie männliche Homosexualität konnte in früheren Zeiten des Kinos oft nur in verschlüsselter Form dargestellt werden. Crossdressing war eine Möglichkeit, das Faszinosum gleichgeschlechtlicher Anziehung auf die Leinwand zu bringen“, so der Kurator der Sektion Jörg Schöning.
Dabei entstanden ernsthafte Dramen wie „Hamlet“ (DE, 1921) mit dem dänischen Stummfilmstar Asta Nielsen in der Titelrolle, aber auch Komödien wie „Das Mädchen im Frack“ (SE, 1926), in der die Regisseurin Karin Swanström humorvoll Konformität und Vielfalt, Feminismus und Genderrollen thematisiert. Dass mit dem Kostümwechsel ein Rollentausch einhergeht, muss „The Man from Sysmä“ (FI, 1938) im gleichnamigen Eröffnungsfilm leidvoll erfahren. Es handelt sich dabei um ein turbulentes Mantel-und-Degen-Abenteuer aus Finnland, während „Here’s to Little Märta“ (SE, 1945), eine Musikburleske um ein „Damentrio“, als schwedische Vorwegnahme von Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“ gelten darf.
In der Darstellung queerer Lebensformen ging das schwedische Kino voran. „Das Mädchen mit den Hyazinthen“ (SE, 1950) war als Film Noir ästhetisch ebenso avanciert wie Mai Zetterlings historisches Gesellschaftspanorama „Liebende Paare“ (SE, 1964, mit Harriet Andersson) und Ingmar Bergmans intime Studie „Persona“ (SE, 1966, mit Liv Ullman und Bibi Andersson). Doch auch in Norwegen entstanden mit der lesbischen Liebestragödie „Cecilia“ (NO, 1954) und dem von der Popkultur geprägten Jugenddrama „Equilibrium – It’s Me You Should Love“ (NO, 1965) unvoreingenommene Filme über Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu Außenseitern der Gesellschaft gestempelt wurden.
Weitere Infos auf der Website der Nordischen Filmtage Lübeck.
(nach einer Pressemitteilung der NFL)