Ein Drehbericht über eine kreative Begegnung zwischen bildender Kunst, Musik und Film

Der Bildhauer Giotto Bente modelliert eine Tonplastik nach dem Lebendmodell der Singer/Songpoeten Horn & Seide aus Itzehoe, die live in Bentes Atelier mit ihrem Lied „Sternschnuppen“ auftreten. Diese besondere Kommunikation zwischen bildender Kunst und Singer/Songwriter-Musik wurde von unserem kleinen Filmteam begleitet und anschließend zu einem knapp 4-minütigen Clip montiert. So öffnet sich durch diesen kreativen Dreiklang ein kleines mediales Fenster, das einen intensiven, wenn auch nur kurzen Einblick in einen Teilbereich der vielfältigen Kulturszene Schleswig-Holsteins ermöglicht.

„Tandem“, eine außergewöhnliche, aus Landesmitteln finanzierte kulturelle Förderungsinitiative unter dem Dach des „Kulturfestivals SH 2020“ ermöglichte es, ein kreatives Format von und für Künstler anzubieten. Man brachte in der Regel bildende Kunst und Film zusammen, hier erweitert mit Musik.

Es sollte schleswig-holsteinischen Filmemacher*innen die Möglichkeit gegeben werden, je einen hiesigen Künstler oder eine Künstlerin ausschnitthaft mit seinem bzw. ihrem Werk in einem 3-minütigen Mini-Porträt vorzustellen. Bis heute produzierten acht Filmemacher*innen mit ihren Teams rund 30 Kurzfilme über hiesige bildende Künstler*innen.

Giotto Bente (rechts) modelliert Stephanie Seidenspinner und Peter Horn live beim Singen ihrer „Sternschnuppe“. (Foto: jm)

Auch ich hatte mich erfolgreich für „Tandem“ beworben. Die Produktion „Giotto Bente porträtiert Horn & Seide“, sollte eine besonders interessante Herausforderung für uns werden. Die Idee zu diesem zu filmenden Live-Act stammt von Giotto Bente selbst, der gerade in diesen wieder anschwellenden Corona-Zeiten mit einem zweifachen Crossover der Kunstgenres einen Anstoß auch zu einer Art schöpferischen Solidarität der existentiell betroffenen Künstler untereinander geben wollte.

Angestrebt war eine kameragerechte inszenierte Szene, die ein natürliches Zusammenspiel von Musikern und Bildhauer in harmonischer Atmosphäre beinhalten sollte. Dafür musste auch ein relativ enger Werkstattraum „bewältigt“ werden. Der beweglichen Handkamera von Bernd Fiedler kam die Hauptverantwortung zu. Fiedler musste nicht nur den Aktionen von Bildhauer und Musiker quasi gleichzeitig seine filmische Aufmerksamkeit schenken, sondern sollte auch noch optische Akzente setzen, die die einzelnen Rollen und Aktivitäten ins rechte Licht rücken sollten. Mit Hilfe von zwei weiteren Kameras, einer festen und einer für Totalen und Halbtotalen aus einer halbhohen Perspektive, von Torsten Pinne geführt, wurde Fiedler die Möglichkeit gegeben, seine Standorte flexibel zu wechseln und gestalten. Geschickte Schärfeverlagerungen der Kamera zwischen dem an seiner Skulptur arbeitenden Bente und dem Duo taten ein Übriges.

Mobil am Modellieren: Regisseur Helmut Schulzeck (Mitte) freut sich, wie Kameramann Bernd Fiedler Bildhauer Giotto Bente (rechts) in Szene setzt. (Foto: jm)

Nach sorgfältiger Einrichtung des Originalsets und technischer Prüfung gab es für die Aufnahmen nur eine relativ kurze Probe und anschließend zwei nicht unterbrochene Durchläufe des dreieinhalb-minütigen Liedes, zwei kurze Interviews (die jetzt in die Langversion montiert wurden) sowie ein paar weitere Detail- bzw. Großaufnahmen. Dann hatten wir alles im Kasten, wie man so schön sagt. Ein kurzer, bereichernder Vormittag für alle, auch den Film, was neben der aufmerksamen Beweglichkeit von Bernd Fiedlers antizipierender Kamera auch dem routinierten und zuverlässigen Einsatz von Torsten Pinne zu danken war, der neben dem Ton eine feste und ein halb feste Kamera zu verantworten hatte.

Das Vorhaben gelang außergewöhnlich gut. In einer sehr harmonischen Atmosphäre entwickelten die drei kulturellen Genres Gesang, Bildhauerei und Film konzentriert und reibungslos ihre für diese spezifische Aufgabe geforderten Qualitäten.

Abschließend noch ein Wort zu „Tandem“ und dem „Kulturfestival SH 2020“. Eine solche Kulturförderung, die hiesige Künstler aus allen Bereichen und Genres mit anderen Künstlern und Publikum zusammen bringt und auch neue Kreativ-Hotspots fördert, wünscht man sich öfter, nicht nur als Unterstützung zu Corona-Zeiten, sondern auch als institutionalisierte Förderung für die Subkultur der vielen „kleinen“ Künstler*innen im Lande, die mit ihrem Wirken die Kulturszene auf fruchtbarste bereichern und deren Fundament darstellen, oft aber, wenn es um finanzielle Unterstützung geht, hinten runterfallen.

Links:

Weitere Künstlerinnenporträts von Helmut Schulzeck und Bernd Fiedler:

Ein Bericht von Jörg Meyer über denselben Dreh findet sich auf www.hansen-munk.de.

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