47. Nordische Filmtage Lübeck

Der Sessel zwischen den Stühlen – Punk

Christian Theedes Porträt der Band Superpunk

Carsten Friedrichs weiß, wovon er redet, wenn er seine Band Superpunk irgendwo zwischen den Stühlen, die da heißen Jazz, Pop, Deutsch-Rock und – na klar: Punk – Platz nehmen lässt. In einem Sessel des – jaha! – Easy Listenings.

Christian Theedes Kamera war im Tour-Bus dabei, wenn die Hamburger Jungs von Superpunk mal so daherreden, was das alles soll – vor allem aber nicht soll. Er hat der Band schon manchen Videoclip auf den Leib geschneidert. Jetzt ist er da dabei, wo die Band sozusagen „unplugged“ plaudert, im Café, backstage oder einfach da, wo die Musiker „online“ über die Bedeutung ihres Tuns reden.

„Ich mag den Mann nicht, der ich bin“ heißt das Porträt nach einer Zeile aus einem Song von Superpunk, die das selbstironische Verhältnis der Band zu sich und ihrer Musik auf den Punkt bringt. Etwas zu geradlinig für solche Hintersinnigkeit scheinen da die vielen MTV-mäßigen Konzertmitschnitte, die gut zwei Drittel des Films ausmachen. Dennoch: Theede gelingen ein O-Ton und ein O-Bild, die beide zeigen, wie eine Band, ein Wohnzimmer-Konvolut, zu dem wird, was Fans schafft. Irre, wirr, aber die Jungs um Friedrichs wissen, warum.

Die Band Superpunk

Weil Punk das ist, was nicht ist, weil er eine Geste ist, nichts, aber auch gar nichts ernst zu nehmen. Es sei denn den Ernst der eigenen Sache. Den verfilmt Theede mit der Band vor Studio-Palmen, wo sie sagen kann, dass sie nicht surft, aber das Brett ist. „Die perfekte Welle“ würde das Quintett nicht tsunamien, aber kurz davor taucht es ein. Superpunk ist ein frei gewählter Superlativ. Hier wird er zum Zeichen. Lustig lustvoll ist auch das Material auf der Bonus-DVD, das die Hamburger in Umlauf bringen. Beim Filmforum Schleswig-Holstein auf den Nordischen Filmtagen laufen nur das Bild und der O-Ton. Geradewegs ins Abseits, ganz bewusst. Und so wird der Punk echt super. (jm)

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