Highlights von der Kieler Filmgruppe Chaos
„Film Freestyle“ heißt ein Workshop des Masterminds der Kieler Filmgruppe Chaos, Karsten Weber, der „für Attacken auf Filmemulsion und Netzhaut“ steht: 2.-3.4.2005 sowie 4.-5.5.2005 im Offenen Kanal Kiel. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen unter Tel.: 0431-640040.
Ferner präsentiert die Filmgruppe Chaos im April folgende Off-Kino-Veranstaltungen:
Dennis Nyback: Aus dem Gepäck eines Filmesammlers
Der New Yorker Filmesammler und Filmhistoriker Dennis Nyback stellt seit Jahren aus seinem unerschöpflichen Fundus Programme zusammen, deren Skurilität oder auch politische Brisanz ein großes Publikum in Korea, den USA oder Island gefunden hat. Er ist ein Einzelkämpfer einer Underground-Kinokultur und bereist weltweit mit schweren Filmrollen im Gepäck Kinos, verrauchte Kneipen und Konzertsäle. Für seine diesjährige Europatournee verspricht er von ihm selbst moderierte obskure Leckerbissen aus seinem Archiv, Titel: „The World Festival of Puppet Animation“. Als Kommentar zum heutigen Boom der meist computer-animierten Trickfilme stellte Nyback ein Trickfilmprogramm aus weitgehend vergessenen Animationsfilmen zusammen, die zwischen den Jahren 1909 und 1957 entstanden sind. Es ist nicht nur ein Blick in eine Zeit, in der Puppen laufen lernten, sondern auch ein Beispiel dafür, wie die Pioniere des Trickfilms von aktuellen Produktionen nicht erreicht, geschweige denn überholt wurden. Weiter zeigt Nyback: „The Revenge of the Kinomograph Kameraman“ (1912, Wladyslaw Starewicz, Russland), eine Geschichte um Lust, Gewalt und Betrug in der Welt der Insekten. Aktuelle Produktionen berufen sich auf dieses Werk (bzw. bedienten sich da ausgibig). „Gumby Racer“ (1957, Art Clokey, USA) stellt locker die „Star Wars“-Verfolgungsjagden der Spaceglider in den Schatten.
8.4., 21.30 Uhr, Nachtcafé, Kiel
Bad Bugs Bunny: The Dark Side of Warner Brothers Animation
Bei diesem Blick in das amerikanische Unterbewusstsein stoßen wir auf politisch wenig korrekte Seiten unserer Zeichentrickfilm-Helden, was zur Folge hatte, dass Warner Brothers sich juristisch bemühte Dennis Nyback zu stoppen das zu zeigen, was sie in ihrem Giftschrank haben verschwinden lassen. Deshalb bat er darum einige der Filmtitel nicht in der Werbung zu erwähnen. Aber soviel sei verraten: Schweinchen Dick schlägt sich militärisch mit übelsten Stereotypen von Arabern, selbst ein geschmackloser Witz über Selbstmordattentäter fehlt nicht. Und Bugs Bunny schlachtet ganz allein hunderte Japse. Es ist schon erstaunlich, was unsere Freunde aus Kindertagen alles an Frauenhass, Rassismus und Gewaltätigkeit ausleben. Es sind auch Filme dabei, die schon nach ihrer Fertigstellung der Zensur zum Opfer fielen, wie etwa die Cartoon-Figur, die Bing Crosby so stark ähnelte, dass dieser die Verbreitung des Films stoppen ließ. Auch „Coal Black and De Sebben Dwarfs“, eine in Harlem spielende Parodie auf Disneys Schneewittchen mit ihren rabenschwarzen Protagonisten fiel dem Zensor zum Opfer.
13.4., 21.00 Uhr, Schaubude, Kiel; 19.4., 21.00 Uhr, Cinema, Bremen
Really The Blues
Eine wahrlich erlesene Zusammenstellung historischer Musikclips: Die einzig existierenden Filmaufnahmen der Königin des Blues, Bessie Smith, in „St. Louis Blues“ (1929), Auftritte von Billie Holiday, Jimmie Rushing, Sonny Terry and Brownie McGee, Thelonius Monk, Lester Young, Count Basie und Perlen inzwischen vergessener Musiker. Es gibt einen jungen Harry Belafonte in einem TV-Auftritt als Bluessänger zu erleben und Dokumente aus verrauchten Clubs in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Traurige Lieder über Einsamkeit, Betrug, Gewalt und Selbstmord in filmischen Kunswerken Lichtjahre entfernt von MTV. Das Programm wird garniert mit zahlreichen Anektdoten des Blueskenners Dennis Nyback.
10.4., 21.00 Uhr, Palenke, Kiel; 12.4., 20.00 Uhr, Savoy, Bordesholm; 22.4., 21.00 Uhr, ZAKK, Bremen