63. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2013

Berlinale Shorts 2013: Die Avantgardisten der Leinwand oder vom Mäandern durch Raum und Zeit

27 Filme aus 20 Ländern konkurrieren um den Goldenen und den Silbernen Bären als Preis der Jury, den DAAD Kurzfilmpreis und die Nominierung für den Europäischen Kurzfilmpreis. Das Programm präsentiert 22 Weltpremieren, fünf internationale Premieren sowie einen Film außer Konkurrenz: Khutwa Khutwa (Step by Step) von Ossama Mohammed aus dem Jahr 1979.
Der Goldene und Silberne Bär für den besten Kurzfilm werden bei der Preisverleihung am Samstag, dem 16. Februar 2013 im Berlinale Palast vergeben. Die internationale Kurzfilmjury ist mit der koreanischen Programmerin und Direktorin des Asian Film Fund Hong Hyosook, dem spanischen Regisseur Javier Fesser und der deutschen Kuratorin Susanne Pfeffer heterogen besetzt.
Der Nahe Osten, der Westen Afrikas, ein auffällig starker deutscher Jahrgang, üppige Fiktionen und wilde Animationen – das sind die Eckpunkte der diesjährigen Auswahl. Stark vertreten sind Dokumentarfilme, die nicht nur das Verhältnis von Bild und Inhalt neu ausloten.
1979 dreht Ossama Mohammed seinen Abschlussfilm Khutwa Khutwa an der Filmschule in Moskau. Er begleitet die Menschen eines Dorfes in Syrien, deren Leben gefangen ist zwischen religiösen und politischen Ideologien, fasziniert von der Kraft der Autorität wählen viele von ihnen den Beruf des Soldaten.
Die Aufstände in Syrien halten seit über einem Jahr an. Mario Rizzi (Berlinale Shorts 2008, Impermanent) hat wochenlang zusammen mit den syrischen Flüchtlingen in dem Camp Zaatari in Jordanien gelebt. Ein Kaleidoskop der verstreichenden Zeit, Al Intithar.
Der Künstler Köken Ergun, der mit dem Film AÅŸuraim Wettbewerb vertreten ist, hat nur durch die enge Zusammenarbeit mit den Protagonisten den Vorbereitungen zu dem höchsten schiitischen Feiertag AÅŸura bis in das sensibelste Moment folgen können: die Aufforderung im Chor und in der Gruppe öffentlich um den Helden zu weinen.
Eine Heterotopie in Caracas, ein Ort, der symptomatisch ein gesellschaftliches Verhältnis reflektiert. Die Videokünstlerin cylixe trifft in Una Ciudad En Una Ciudad die Menschen des höchsten besetzten Hauses der Welt. Wie funktioniert Besitz, wenn der Besitz niemandem gehört?
2012 dreht die Künstlerin Rachel Mayeri einen Film explizit für Schimpansen und zeigt ihnen diesen später im Zoo. Wie reagieren die eingesperrten Affen im Zoo auf ihre Verwandten im freien Raum – Primate Cinema: Apes as Family.
Der Japaner Hirofumi Nakamoto arbeitet umgekehrt – er fängt die Einsiedlerkrebse, die einzig auf einer bestimmten Insel in Japan leben und setzt sie in seinem Hotelzimmer aus. Verhaltensforschung heute: The Silent Passenger.
Kwaku Ananse von Akosua Adoma Owusu, die Erzählung aus Ghana: Die Spinne will und sammelt alle Weisheit, am Ende zerbricht das Gefäß – die junge Frau stellt sich dem polygamen Leben ihres Vaters und trifft am Ende auf sich selber.
In About Ndugu sucht der schwarze Junge für seinen amerikanischen Pflegevater eine neue Frau und versucht es mit seiner Großmutter. In dem französischen Beitrag La Fugue von Jean Bernard Marlin glaubt der Sozialarbeiter, wenn er nur gut genug arbeitet, dass sein Schützling ein neues Leben anfangen kann. Die Perspektive ist der freie Raum. Den Raum füllt die Koreanerin Joung Yumi (Berlinale Shorts 2010, Mathetest) mit ihrer Animation Love Games. Der Künstler Ulu Braun geht mit seiner Videocollage Forst neue formale Wege und schafft, wie auch Xenia Lesniewski in Hypozentrum, einen Assoziationsraum in der Black Box.
Die ausführlichen Filmgespräche finden in der Woche vom 11. bis 15. Februar im Anschluss an die 16 Uhr-Vorstellungen der Berlinale Shorts im CinemaxX 5 statt.
Programm:
  • A coup de couteau denté, Clément Decaudin, Frankreich, 12’ (WP)
  • Al Intithar, Mario Rizzi, Italien / Vereinigte Arabische Emirate, 30’ (WP)
  • About Ndugu, David Muñoz, Spanien, 15’ (WP)
  • AÅŸura, Köken Ergun, Türkei / Deutschland, 22’ (WP)
  • Ba Bi Lun Shao Nian, Zhou Yan, Volksrepublik China, 25’ (WP)
  • Beshivhey Hayom, Oren Adaf, Israel, 19’ (WP)
  • Between Regularity and Irregularity, Masahiro Tsutani, Japan, 8’ (WP)
  • die ruhe bleibt, Stefan Kriekhaus, Deutschland, 14’ (WP)
  • ECHO, Merlin Flügel, Deutschland, 5’ (WP)
  • Forst, Ulu Braun, Deutschland, 10’ (WP)
  • Hypozentrum, Xenia Lesniewski, Deutschland, 15’ (WP)
  • Ja, kada sam bila klinac, bila sam klinka, Ivana Todorovic, Serbien, 30’ (WP)
  • Khutwa Khutwa (Step by Step), Ossama Mohammed, Syrien, 22’
  • Kwaku Ananse, Akosua Adoma Owusu, Ghana / Mexiko / USA, 26’ (WP)
  • La Fugue, Jean-Bernard Marlin, Frankreich, 22’ (WP)
  • Love Games, Joung Yumi, Südkorea, 15’ (IP)
  • Misterio, Chema García Ibarra, Spanien, 12’ (IP)
  • Primate Cinema: Apes as Family, Rachel Mayeri, Schottland / USA, 11’ (IP)
  • SANCTITY, Ahd, Frankreich, 37’ (IP)
  • Ta av mig, Victor Lindgren, Schweden, 15’ (WP)
  • Tabatô, João Viana, Portugal, 13’ (WP)
  • The Silent Passenger, Hirofumi Nakamoto, Japan, 14’ (WP)
  • Traumfrau, Oliver Schwarz, Schweiz, 20’ (IP)
  • Una Ciudad En Una Ciudad, cylixe, Deutschland, 18’ (WP)
  • Utan titel, Leontine Arvidsson, Schweden, 4’ (WP)
  • UZUSHIO -Seto Current-, Naoto Kawamoto, Japan, 10’ (WP)
  • Whaled Women, Ewa Einhorn / Jeuno JE Kim, Schweden, 9’ (WP)
  • 2011 12 30, Leontine Arvidsson, Schweden, 3’(WP)
(WP = Weltpremiere, IP = Internationale Premiere)
(nach einer Pressemitteilung der Berlinale)
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