Nordische Filmtage Lübeck 2003

Gegen den Schein, für das Sein

(Buddy, N 2003, 100 Min., 35 mm, Morten Tyldum)

Kristoffer lebt mit seinen Freunden Geir und Stig Inge in einer Osloer WG. Immer dabei: seine Videokamera. Eines Tages bekommt zufällig ein TV-Sender die Videobänder in die Hände, die WG wird unfreiwillig zum „Big Brother“-Container einer Reality Soap und die drei Bewohner berühmt. Doch das schafft Probleme. Geirs verleugneter Sohn wird plötzlich vor laufender Kamera geoutet, Stig Inge wird als Eigenbrötler mit Platzangst ausgestellt. Das Medium hat die Drei und ihre Freundinnen fest im Griff, die Soap gewinnt immer mehr Einfluss auf das reale Leben – bis sich Kristoffer zum Happy End gegen die zweifelhafte Berühmtheit als Soap-Star und für die Freundschaft entscheidet.

Morten Tyldum hat mit seinem Spielfilm-Debüt „Buddy“ eine mit schnellen Schnitten und überraschenden Wendungen bei Laune haltende Jugendkomödie gedreht, die das aktuelle Lebensgefühl der mit neuen Medien wie selbstverständlich umgehenden Twenty-Somethings vermittelt. Der Film ist rasant, das aber nur an der Oberfläche. Darunter stellt er bohrende Fragen an das Medium, das längst nicht mehr nur die Botschaft ist, sondern als Botschafter aktiv ins Leben eingreift. Kristoffer ist sein Zauberlehrling, die Geister die er rief, wird er nun nicht mehr los. Sehr realistisch geschildert ist auch die Atmosphäre der TV-Studios, wo Wirklichkeiten gegen die Münze Quote produziert werden, Lebensentwürfe auf die Schlachtbank kommen. Tyldums Plädoyer für ein nicht von der Kamera verstelltes Leben wirkt als solche Medienkritik fast etwas abgedroschen, stellt aber gleichwohl die richtigen Fragen an ein Medium, das den Schein leider immer noch über das Sein stellt.

(gls)

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