European Documentary Film Symposium Riga 2003

Vom 6. bis 11. September 2003 fand in Riga das 15. Dokumentarfilm Symposium statt und vereinigte eine Vielzahl Filmemacher, Filmkritiker und Filmtheoretiker aus dem gesamten europäischen Raum, von Bulgarien bis Skandinavien, von Deutschland bis Russland zum kritischen Dialog.

Die Teilnehmer des Symposiums im Gruppenfoto

Das Thema „Creative Documentary / Film d’Auteur – Now and Then“ war – vor dem Hintergrund des 25-jährigen Jubiläums des Symposium – gut gewählt und bot ausreichend Möglichkeit die heutige Situation mit den 60er und 70er Jahren zu vergleichen.

Aus Schleswig-Holstein war Dr. Kurt Denzer mit seinem Film „Floret Academia“ von 1962 im historischen Programm vertreten. Der innovative, freche 10-Minüter, entstanden zur 300 Jahrfeier der CAU in Kiel, überzeugte in seiner inhaltlichen und formalen Art und stand beispielhaft für ähnliche filmische Auffassungen in anderen Teilen Europas.

Den Spiegel der aktuellen Produktionslandschaft in Schleswig-Holstein boten der kurze Dokumentarfilm „Sechs Stunden in der Zukunft“ von Eugenia Loguinova-Hünemörder und der abendfüllende Film „Meier, Fuchs und Loeffelbein“ von Ulrich Bähr. Während Loguinova-Hünemörder in ihrem Film schon direkt das Ost-West-Spannungsfeld thematisierte, bot Bähr mit seinem Film einen unterhaltsamen Einblick in die aktuellen tiefreichenden Umbrüche in der deutschen Presselandschaft.

Insgesamt reichte das Programm von langen 35 mm Produktionen aus Russland und Skandinavien bis zu Videoproduktionen aus Südeuropa und Deutschland. Besonders auffallend war die hohe künstlerische und handwerkliche Qualität der Produktionen aus Skandinavien. Im Programm war ein einfühlsamer kurzer Dokumentarfilm der finnischen Regisseurin Mervi Junkkonen namens „Baarbeiros“, der die Arbeit eines 86-jährigen Friseurs in Portugal beobachtet. Von Jens Loftager aus Dänemark lief der längere Film „War“, ein filmischer Essay zur Frage, wie Krieg überhaupt entstehen kann. Sverre Galgum und Frode Johanessen aus Norwegen zeigten die spannende Lebensgeschichte eines Artisten aus Norwegen und USA in „Balance“ und David Aranowitch aus Schweden untersuchte in „Stockholm – 75“ die Auswirkungen der Geiselnahme in der Deutschen Botschaft in Stockholm durch das Kommando Holger Meins im Jahre 1975.

Resümiert wurden die Filmvorführungen mit anschließenden Diskussionen nochmals am letzten Tag durch Kurzvorträge und Beiträge zum Thema Creative Documentary / Film d’Auteur und grundsätzlichen Überlegungen zur Autorenschaft. Dabei wurde auch die breite und teils unterschiedliche Sichtweise zu den aktuellen Fragen dokumentarischen Arbeitens aufgezeigt. Bernd-Günther Nahm, Geschäftsführer der Kulturellen Filmförderung S.-H., referierte über die Schwierigkeiten kreativer Filmarbeit in der Region und stellte die Fortbildungsmaßnahme für Dokumentarfilmschaffende „FilmTrain“ vor.

Ganz dem theoretischen Kontext verpflichtet war der Hochschullehrer Vit Janacek aus der Tschechischen Republik mit seinem Beitrag „Re-writing signs of reality: beyond authorship of (documentary) film“, den wir anhängend in englischer Sprache dokumentieren (Download als Word-Datei).

Konsens war zwischen allen Teilnehmerinnen des Symposiums das der anspruchsvolle, kreative Film seinen Platz auch in der sich verändernden Medienlandschaft beansprucht. Wieviele Schritte dazu nötig sind, wurde nicht im Detail diskutiert; der russische Film „40 Steps“ von Semyon Aranowitsch aus dem Jahre 1968 zeigte aber am Beispiel junger Opernsängerinnen und ihrer Lehrerin beeindruckend, wie schwer der Weg zum künstlerischen Erfolg ist. (bgn)

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