Der Verleih Barnsteiner-Film startete den hochaktuellen Dokumentarfilm „An Hour from the Middle of Nowhere“ von Ole Elfenkaemper und Kathrin Seward am 15. Mai 2025 bundesweit in den Kinos. Dabei kommt der Dokumentarfilm, der u.a. den Gesa Rautenberg Filmpreis beim Filmfest Schleswig-Holstein 2024 gewann, auch wieder nach Kiel – am 14. Juli 2025, 18 Uhr ins Studio-Filmtheater am Dreiecksplatz. Das Regie-Duo ist dabei und stellt sich dem Q&A von Dr. Susanne Schwertfeger und natürlich des Publikums.
Während die USA in großem Stil brachial Migrant*innen abschieben, organisiert der US-Anwalt für Migration und Bürgerrechtler*innen Marty Rosenbluth im ländlichen Stewart County im Südwesten von Georgia den Widerstand. Dort, wo kaum ein faires Asylverfahren zu erwarten ist, hat er sein Leben der Verteidigung der Menschenrechte verschrieben. Die Filmemacher Ole Elfenkaemper und Kathrin Seward begleiteten Marty Rosenbluth bei seinem täglichen Kampf David gegen Goliath, erlebten seine Niederlagen und Siege gegen das unmenschliche Migrationssystem der USA.
Zum Film
Das ländliche Stewart County liegt ruhig und verschlafen im Südwesten von Georgia. Im Wald versteckt sich eines der größten Abschiebegefängnisse der USA. Bis zu 2.000 Menschen warten hier auf ihren Prozess. Überwiegend ohne juristische Begleitung. Ein juristisch faires Asylverfahren ist in vielen Gebieten der USA schwer zu erhalten, denn die Gefängnisse liegen meistens „An Hour from the Middle of Nowhere“. So auch im Stewart County: Im Umkreis von 200 Kilometern gibt es keine privaten Asyl- und Migrationsanwälte – außer dem jüdischen Anwalt Marty Rosenbluth, der sein Leben der Verteidigung der Menschenrechte verschrieben hat.
Gemeinsam mit seiner Assistentin Alondra kämpft Marty mit Sanftmut und leidenschaftlicher Hingabe für Menschen in Migrationshaft und gegen die Willkür der Gerichte. In beobachtenden Szenen erleben wir verschiedene Fälle und begleiten die Familie eines seiner Mandanten auf ihrer juristischen und emotionalen Achterbahnfahrt bis zum Tag der Gerichtsverhandlung.
Eine grandiose Erzählung über einen herausragenden Migrationsanwalt, seiner Assistentin und ihrer Klienten entsteht und ist eine authentische und stille Beobachtung der brutalen Abschiebungsmaschinerie der heutigen USA. Der Film fühlt sich an wie der Ort – idyllisch und verloren. Empowernd und inspirierend.
Über Marty Rosenbluth
„An einem Vormittag im Einwanderungsgericht lernt man mehr darüber, wie ungerecht unser Einwanderungssystem ist, als in drei Semestern Jurastudium.“ (Marty Rosenbluth)
Marty Rosenbluth, geboren 1960 in New York, ist Anwalt für Migration und Bürgerrechtler*innen. Er besuchte zunächst das Antioch College und sehr viel später mit 47 Jahren die juristische Fakultät der University of North Carolina. Nach dem College arbeitete er ehrenamtlich für Amnesty International, ging nach Israel – Marty ist Jude und hat viele Familienmitglieder im Holocaust verloren – und arbeitete sieben Jahre als Anwalt für palästinensische Menschen im Westjordanland.
In dieser Zeit war er an der Produktion des preisgekrönten Dokumentarfilms „Jerusalem: Eine in Stein gemeißelte Besetzung?“ im Jahr 1995 beteiligt, der die Stadtplanungspolitik Israels und ihre Auswirkungen auf die Palästinenser detailliert beschreibt.
Zurück in den USA gründete er das gemeinnützige North Carolina Immigration Rights Project, um Einwanderern in der Gegend von Durham, North Carolina, zu helfen. Außerdem ist er bis heute Partner der Polanco Law PC, einer Kanzlei, die sich dem Schutz der Rechte von Familien und Einzelpersonen im Bereich Einwanderung, Strafrecht und Familienrecht verschrieben hat.
2016 war er Teil einer Gruppe von Bürgerrechtsaktivist*innen, darunter Rose Hamid, die 2016 auf Trumps Wahlkampfkundgebungen protestierten, um gegen seine Behandlung von Muslimen zu protestieren. Marty Rosenbluth entwarf die Sternabzeichen „Go Yellow Against Hate“, die die Proteste begleiteten. 2016 bot er syrischen Geflüchteten außerdem kostenlose Rechtsberatung an.
2017, nach der Amtseinführung von Präsident Trump, zog er von Hillsborough, North Carolina, nach Lumpkin, Georgia. Lumpkin hat ein Internierungslager nahe der Grenze zu Alabama. Rosenbluth beschloss, den dort inhaftierten Geflüchteten zu helfen, da es in der Stadt keine anderen Anwälte gab oder sie 225 Kilometer entfernt in Atlanta sitzen.
Einer Studie aus dem Jahr 2015 zufolge hatten nur etwa 6 % der dort Inhaftierten einen Anwalt oder eine Anwältin, der oder die sie vertrat. Rosenbluth lockte in den Folgejahren erfolgreich andere Anwält*innen in die Stadt, indem er ihnen freie Unterkunft in seinem Haus anbot.
Filmografische Daten:
- Länge: 83 Minuten
- Produktionsland: Deutschland
- Produktionsjahr: 2024
- Format: DCP, Farbe, 1:1.66
- Ton: Dolby Digital
- Originalsprache: Deutsch
- FSK: beantragt ab 12 Jahren
- Verleih: barnsteiner-film
- Der Verleih wurde gefördert von der MOIN Filmförderung.
Team:
- Regie, Kamera, Originalton & Produktion: Ole Elfenkaemper, Kathrin Seward
- Musik: Arina Popova, Yury Poisik
- Sound Design und Mix: Alfred Tesler
- Color Correction: Petra Gescher
- Übersetzung: Juan David Giraldo Andrade, Monica Whatley, Beatrice Casiano Allen
- Executive Producers: Rita Ellis & Miles Ellis
- Mit Marty Rosenbluth, Alondra u.v.m.
Links:
- Trailer
- Weitere Infos zum Film
- Filmtipp auf Vision Kino – Netzwerk für Film und Medienkompetenz
- Filmbesprechung von Jörg Meyer auf infomedia.sh
- Podcast: Gespräch von Felix Arnold mit den Regisseur*innen beim Filmfest SH 2024
(jm nach mehreren Pressemitteilungen und Ankündigungen)
Titelfoto: „An Hour from the Middle of Nowhere“ – Filmstill: Anwalt Marty vor einem Abschiebegefängnis (Foto: barnsteiner-film)