Vom 1. bis 6. April 2025 öffnet das 29. Filmfest Schleswig-Holstein seine Leinwand im Festivalkino Kino in der Pumpe (Kiel, Haßstr. 22). Begleitet wird das Festival von einem Rahmenprogramm vom 9. März bis 25. April in mehreren Kieler Kinos. Das Rahmenprogramm startet am 9. März (bis 26. März) im Kino in der Pumpe mit der Retrospektive Roland Klick. Jetzt wurde das komplette Film- und Veranstaltungsprogramm auf filmfest-sh.de veröffentlicht. Die 74 Filme des Programms laufen in folgenden Sektionen: (Klicken auf die Bilder, um sie größer zu sehen)
Langfilme (Wettbewerb um den Gesa-Rautenberg-Preis)
Drei abendfüllende Spielfilme wetteifern um den Gesa-Rautenberg-Preis für den besten Langfilm und markieren damit auch eines der aktuellen Themen des Festivals: „Frauen, die ihre Rollen in der Gesellschaft hinterfragen und sich neu (er-)finden müssen“, so der künstlerische Festivalleiter Daniel Krönke.
Im Eröffnungsfilm „Manchmal denke ich plötzlich an dich“ von Lynn Oona Baur (Mi, 2.4., 17:30 Uhr) wird der Urlaub auf Hallig Hooge für Lilith zu einer (alb-) traumhaften Reise, auf der sie sich mit ihrem Selbstverständnis als Frau und Mutter, einer geheimnisvollen Frau in einem friesischen Nerz und dem Mädchen Lulu auseinandersetzen muss.
In „Rote Sterne überm Feld“ von Laura Laabs (Do, 3.4., 19:30 Uhr) wird mitten in der ostdeutschen Provinz wird ein wohlkonserviertes Skelett aus dem Moor gezogen. Wer könnte das gewesen sein? Ein desertierter Wehrmachtssoldat? Ein verzweifelter LPGler? Der ominöse 3. Mann vom BND? Es entspinnt sich ein historisches Rätsel, in dem das letzte deutsche Jahrhundert im Heute eines Landstrichs aufscheint.
In der Komödie „BROKE. ALONE. A kinky Love Story“ von Anna Unterweger (Sa, 5.4., 17:45 Uhr, Kino in der Pumpe) muss die Kunststudentin Sarah, die ihre Freiheit liebt, sich in eine 14-tägige Quarantäne begeben und erwischt ihren Freund Jonas dabei, wie er in der eigenen Wohnung mit jemand anderem schläft. Am nächsten Morgen wird Sarah von einem eingeschriebenen Brief ihres Vermieters kalt erwischt: Sechs Monate Zahlungsverzug …
Langfilme (außer Konkurrenz)
Im Kino in der Pumpe sowie im Studio-Filmtheater am Dreiecksplatz, dem Metro – Kino im Schloßhof, dem Traum-Kino in der TraumGmbH und in der Filmreihe „FilmFörde“ im KulturForum in der Stadtgalerie Kiel, feiern acht Langfilme ihre SH-Premiere – zum Teil in Gegenwart der Filmemacher*innen.
Der Dokumentarfilm „Nonkonform“ von Arne Körner (So, 30.3., 18 Uhr, Kino in der Pumpe, Team und Protagonist (!) anwesend) widmet sich dem facettenreichen Leben des u.a. Filmkritikers Dietrich Kuhlbrodt. Auf einer Abenteuerreise, die durch das Dritte Reich, die von den Nazis vergiftete Nachkriegs-BRD, Paris und das wiedervereinigte Deutschland führt, taucht der Film ein in Kuhlbrodts unglaubliche Biografie. Eine Reise, die zeigt, wie man mit Leichtigkeit fünf verschiedene Leben gleichzeitig leben kann.
Ebenso zu sehen (Do, 3.4., 20:15 Uhr, Traum-Kino) ist der diesjährige Oscar-Kandidat „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ vom aus dem Iran stammenden Regisseur Mohammad Rasoulof: Gerade nachdem Iman zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran befördert wird, bricht eine Protestwelle über das Land herein, nachdem eine junge Frau getötet wurde. Und als die Demonstrationen immer mehr zunehmen, muss Iman sich entscheiden. Als er sich auf die Seite des immer härter durchgreifenden Regimes schlägt, bringt er das Gleichgewicht seiner Familie ins Wanken.
Mohammad Rasoulof schrieb auch das Drehbuch zum Spielfilm „Sieben Tage“ vom deutsch-iranischen Regisseur Ali Samadi Ahadi (Do, 3.4., 17:30 Uhr, Traum-Kino). Die iranische Frauenrechtsaktivistin Maryam ist in einem Dilemma: Seit sechs Jahren ist sie inhaftiert, bekommt aber einen einwöchigen medizinischen Urlaub. Ohne ihr Wissen haben ihr Bruder und ihr Ehemann einen Plan entworfen, um sie währenddessen aus dem Iran zu schmuggeln. Für Maryam beginnt eine gefährliche Wanderung durch schneebedeckte Berge, die sie schließlich in die Türkei führt. Dort steht sie vor der Entscheidung: Möchte sie wirklich im sicheren Exil bleiben – oder soll sie in ihre Gefängniszelle zurückkehren, um den Kampf für Gleichheit und Demokratie fortzusetzen?
Mehr als 20 Jahre hat der Regisseur Heinrich Sabl an seinem Animationsfilm „Memory Hotel“ gearbeitet. Am Freitag, 4.4., 18 Uhr stellt er ihn im Studio-Filmtheater vor. Sabl baut der deutsch-sowjetischen Schuld- und Bewältigungsgeschichte ein auf anregende Art verstörendes, mit Realitätszitaten dekoriertes Puppenhaus. In seinem ersten abendfüllenden Animationsfilm schickt er außergewöhnliche Figuren auf eine ebenso außergewöhnliche visuell-akustische Zeitreise durch die kriegsbeschädigten Suiten des 20. Jahrhunderts.
Neben den aktuellen Themen Demokratie und Menschenrechte ist auch das Thema Klima/Regenwald- und Menschenschutz beim Filmfest SH vertreten. Dafür steht in der Reihe FilmFörde der Dokumentarfilm „This is our Everything“ von Frederik Subei (Mi, 19.3., 19 Uhr, KulturForum in der Stadtgalerie Kiel, Regisseur anwesend). Das Volk der Guajajara will nicht tatenlos zusehen, wie sein Land und das der unkontaktierten Awá zerstört werden. Sie stellen eine Gruppe von Waldwächtern zusammen, die entschlossen sind, den Amazonas-Regenwald zu verteidigen – notfalls mit ihrem eigenen Leben.
Der tragikomische Episodenfilm mit dem mehrdeutigen Titel „Blindgänger“ von Kerstin Polte (Fr, 4.4., 15:30 Uhr, Studio-Filmtheater, Regisseurin anwesend) verwebt Geschichten von Resilienz und Verbundenheit in einer Stadt am Rande des Abgrunds. In der Mitte von Hamburg führt der Fund eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg nicht nur zu einer weitreichenden Evakuierung, sondern auch zu einem zwischenmenschlichen Ausnahmezustand.
Kann man ein Amnesie in Folge eines Traumas „reparieren“, indem man das Gehirn „zurücksetzt“? Um diese Frage dreht sich die Dystopie „Personal Reset” von Nele Riepshoff und Hannes Ströh (Do, 3.4., 15:30 Uhr, Kino in der Pumpe, Team anwesend). Die fiktive Firma VaughnTec kann verlorene Gedächtnisinhalte wiederherstellen. Dennoch findet Liv nach einem Autounfall nicht einfach so in ihr Leben zurück. Ihre Welt ist ihr fremd geworden und manche Entscheidungen, die sie in der Vergangenheit traf, fühlen sich seltsam an. Liv muss sich die Frage stellen, wie sie mit dieser zweiten Chance umgehen soll. Doch die Zeit rennt, denn nicht nur sie ist an der Wiederherstellung ihrer Erinnerungen interessiert …
In „Grüße vom Mars“ von Sarah Winkenstette (Do, 3.4., 16 Uhr, Metro) ist der zehnjährige Tom „ein bisschen anders“: Veränderungen findet er doof, rote Sachen sind richtig doof und laut geht gar nicht. Noch viel blöder sind Ferien mit den Geschwistern bei Oma und Opa auf dem Land. Aber das Weltall findet Tom super und seine Mutter versichert ihm: „Wenn du es bei Oma und Opa schaffst, schaffst du es auch auf den Mars.“
Mittellange Filme (Wettbewerb)
Um den Jury-Preis für den besten mittellangen Film konkurrieren im Kino in der Pumpe 15 Filme zwischen 15 bis 50 Minuten Spieldauer – darunter Premieren und SH-Premieren. Die Filme decken mehrere Gattungen von Studierenden-Film, Animations- und Experimentalfilm über Dokumentarfilm bis hin zum Spielfilm ab. Programm in fünf Blöcken vom Mi, 2.4. bis Sa, 5.4. Hier eine Auswahl, weitere Filme und Details siehe filmfest-sh.de.
Mehr Schleswig-Holstein-Bezug geht nicht. Der Titel von Antje Huberts Dokumentarfilm „Marx hört auf“ (Do, 3.4., 17:30 Uhr) meint nicht den Philosophen Karl, sondern den Bauern Werner Marx. Wie lange kann er seinen Betrieb noch halten? Marx und seine 25 Kühe sind ein eingespieltes Team. Doch die Arbeit ist einsam und hart und Marx wird alt. Jetzt hört er auf. Wir schauen ihm noch einmal zu und besuchen ihn ein paar Jahre später wieder auf seinem Hof in Dithmarschen.
In ihrem hybriden Animations-Dokumentarfilm „Mama Micra“ (Do, 3.4., 17:30 Uhr) erzählt die Regisseurin Rebecca Blöcher (Co-Regie: Frédéric Schuld) die Geschichte ihrer Mutter, die ein sehr unorthodoxes Leben führte, sie lebte in Palästen und unter Brücken. Ihre Unabhängigkeit war ihr am wichtigsten, was ihr am Ende zum Verhängnis wurde. Sie beschloss, zehn Jahre lang in ihrem winzigen Auto zu leben. Erst als das Auto kaputt ging und sie nicht einmal mehr laufen konnte, hatten Tochter und Mutter die Chance, wieder Kontakt aufzunehmen.
Regisseurin Marlene Denningmann beobachtet in ihrem dokumentarischen Experimentalfilm „Unsere Natur“ (Fr, 4.4., 17:45 Uhr, Deutschland-Premiere) eine Hamburger Schulklasse bei einem Sexualkunde-Workshop.
Politik fängt unten an, in den Niederungen der Kommunalpolitik: Mölln – eine verschlafene Kleinstadt in Schleswig-Holstein. Fred möchte dort Bürgermeister werden, warum auch immer. Julius Dommers’ Dokumentarfilm „Fred“ (Sa, 5.4., 15:30 Uhr) beobacht den Kandidaten und die Kleinstadtpolitik. Ein Film, der sinnbildlich für das große Ganze stehen kann. Wird Fred es schaffen …?
Kurzfilme
Beim Kurzfilmabend (Sa, 5.4., 20:15 Uhr, Kino in der Pumpe) wetteifern neun Filme verschiedener Genres um den dotierten, vom Publikum vergebenen Kurzfilm-Preis. Der Kurzfilmabend wird in folgenden schleswig-holsteinischen Kinos live gestreamt: Studio-Filmtheater (Kiel), Kommunales Kino Lübeck, Lichtblick (Heide), Lichtblick Inselkino (Norddorf/Amrum). Nach dem Screening findet ab ca. 22:30 Uhr in der Filmlounge in der Pumpe die Preisverleihung und danach eine Aftershow-Party statt.
Zehn weitere Kurzfilme außer Konkurrenz – von Experimental- bis Spielfilm – sind beim Kurzfilm-Special am Donnerstag, 27. März, 19 Uhr im Hansafilmpalast (Hansa48) zu sehen. Dazu gibt es ab 18 Uhr eine Ausstellung „Making-of antisocial“. Regisseur Tobias Rothacker zeigt anhand der Original-Materialien, wie sein Stop-Motion-Film „antisocial“ (Screening im Kurzfilm-Special) entstand.
BLICKFANG
In der Experimentalfilm-Sektion BLICKFANG sind am Freitag, 4. April, 20 Uhr zehn Kurzfilme zu sehen. Eine eigene dreiköpfige Jury vergibt einen Preis. BLICKFANG ist eine offene Plattform im Rahmen des Filmfests Schleswig-Holstein, die außergewöhnliche filmische Formate aus einem erweiterten Umfeld präsentiert. Hier treffen sich Film, bildende Kunst, Theater, Performance, Musik und Neue Medien. Die Sektion hat einen internationalen Fokus: Formate aus aller Welt und aus Schleswig-Holstein begegnen sich und schaffen spannende Synergien.
Begleitet wird BLICKFANG von einer Ausstellung mit drei Medienarbeiten von Şeyda Okumuş (Kiel), Jieon Sun (Kiel) und Brian Zahm (Chicago) im Kunstraum B (Kiel, Wilhelminenstr. 35). Die Vernissage findet dort am Freitag, 28. März, 18 Uhr statt. Die Ausstellung läuft vom Samstag, 29. März bis 25. April. Sonderöffnungszeiten: Sa, 29.3. bis Sa, 5.4.: täglich 16-18 Uhr. Ab 7.4.: Mi-Fr, 16-18 Uhr.
Hochschulfilme
Filme von Studierenden dreier schleswig-holsteinischer Hochschulen sind im Kino in der Pumpe zu sehen.
Die Fachhochschule Kiel zeigt Beiträge, die um den Peter K. Hertling-Filmpreis konkurrieren (Mo, 31.3., 18 Uhr).
Die Hochschule Flensburg zeigt ein Screening von Arbeiten ihrer Studierenden (Di, 1.4., 15:30 Uhr).
An der Muthesius Kunsthochschule Kiel wird der „Nicht-silberne Hering“ als Preis vergeben (Screening: Di, 1.4., 17:30 Uhr).
Programm für Kinder
Das Programm für Kinder des Filmfests SH startet im Begleitprogramm am Sonntag, 23. März, 14 Uhr mit Kinolino im KulturForum in der Stadtgalerie Kiel. Bei der zweistündigen Veranstaltung werden ausgewählte Animations-, Dokumentar- und Kurzspielfilme mit jeweils einer Länge von 5 bis 10 Minuten gezeigt, die wie „Dingen“, „Besuch aus dem Weltall“ und „Workshop Recycler“ bis in die Anfänge des Trickfilms zurückführen. In allen Filmen spielen Gegenstände die Hauptrolle und erwachen sogar zu einem eigenen Leben. Großes Kino für die Kleinen. Anschließend: Kennt ihr Schattentheater? Wir probieren es gemeinsam aus. Wir werden Dinge um uns herum verändern und überlegen uns eine Geschichte, in der Gegenstände die Hauptrolle spielen.
Bei den Kurzfilmen für Kids (ab acht Jahren) sind am Sonntag, 6. April, 12:30 Uhr im Kino in der Pumpe vier Kurzfilme zu sehen, darunter „Beromut“ von Pola Rader über die schöpferische Kraft kindlicher Fantasie und „Pepe taucht ab“. In dem Dokumentarfilm begleitet Regisseur Sven Bohde den Kieler Künstler Pepe Lange bei seinen Tauchgängen in der Kieler Förde, um Müll einzusammeln – praktischer Meeresschutz.
Danach (ab 14 Uhr) leitet die Filmemacherin Sarah Gorf-Roloff einen Animations-Workshop mit digitalem Lege-Trick auf dem Tablet. Die Kinder erstellen einen eigenen Trickfilm und können ihn mit nachhause nehmen.
Förderer, Partner und Sponsoren
Das Filmfest SH 2025 wird gefördert vom Land Schleswig-Holstein, der Landeshauptstadt Kiel und der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein. Eine Kultur-Partnerschaft besteht mit NDR Kultur. Der Flensburger AV- und IT-Distributor ComLine GmbH co-stiftet den Preis für den besten mittellangen Film.
Komplettes Programm (Links)
- Programmübersicht (Flyer, PDF)
- Katalog (PDF)
- Online-Programm mit Suchmöglichkeiten und Ticket-Reservierungen für die einzelnen Veranstaltungen/Filme
- TimeTable Filmfest SH 2025