Sommerkino auf Gut Wahlstorf
Auf Gut Wahlstorf werden im Juli und August 2024 drei interessante Filme gezeigt: Am Samstag, 20.07.2024 „Menschen am Sonntag“ (D 1930, Regie: Robert Siodmak), am Samstag, 27.07.2024 „Die toten Vögel sind oben“ (D 2022, Regie: Sönje Storm), am Samstag, 17.08.2024 „Krähen – Die Natur beobachtet uns“ (CH 2023, Regie: Martin Schilt)
Samstag, 20. Juli 2024, 19:00 – 20:30 Uhr
MENSCHEN AM SONNTAG
Stummfilm mit Live-Musik – am Klavier: Dr. Willem Strank / In Kooperation mit dem Kino in der Pumpe, Kiel
Regie: Robert Siodmak. Edgar G. Ulmer. D 1930. 74 Min. DCP, stumm, mit Live-Musik.
Drehbuch: Billie Wilder, Robert Siodmak. Kamera: Eugen Schüftan, Fred Zinnemann. Mit Erwin Spletstößer, Brigitte Borchert, Wolfgang von Waltershausen
Sommer 1929 in Berlin: Wie für viele Menschen beginnt das Wochenende auch für unsere fünf Protagonisten: Kleindarstellerin Christl, Taxifahrer Erwin und seine Freundin Anni, Weinvertreter Wolf und Christls Freundin Brigitte. Sie alle verabreden sich für den Sonntag, und so beginnt ein vergnügt-sinnlicher Ausflug mit Badespaß, Bouletten und Bier …
Eine Sternstunde des deutschen Kinos am Vorabend des künstlerischen Ausverkaufs durch die Nazis. Mit ungewohnter Leichtigkeit erzählen die jungen Filmemacher, die späterhin in den USA Weltruhm erlangten, ihre Geschichte, die sie ganz ungekünstelt inmitten des Großstadtbetriebes ansiedeln. Wenngleich die Haupthandlung gespielt und inszeniert ist, sind viele der verbindenden und atmosphärisch wichtigen Sequenzen dokumentarische Aufnahmen aus der sommerlichen Stadt und dem Seengebiet. Besonders faszinierend ist z. B. die kurze Sequenz, in der ein Fotograf Erinnerungsfotos der Badegäste anbietet (hier haben Kurt Gerron und Valeska Gert Gastauftritte). Jedes Gesicht eine Geschichte, jeder dieser unbekannten Menschen ein neues Schicksal. Was gäbe man darum, auch diese Geschichten zu erfahren! Ein Zeitbild fröhlicher Unbeschwertheit. Und eine Leichtigkeit, die das deutsche Kino bald verlieren und viele, viele Jahre nicht wiedererlangen sollte.
Samstag, 27. Juli 2024, 17:30 – 19:00 Uhr
DIE TOTEN VÖGEL SIND OBEN
Regie: Sönje Storm, D 2022, 85 min.
Einführung und im Anschluss Publikumsgespräch mit Sönje Storm, Moderation Louise von Plessen und Bernd Günther Nahm.
Eine Kooperation mit dem Freilichtmuseum Molfsee.
350 ausgestopfte Vögel. 3000 Schmetterlinge, Pilze, Käfer. Die Sammlung ist dokumentarisch, obsessiv und poetisch. Die schleswig-holsteinische Regisseurin Sönje Storm öffnet in ihrem preisgekrönten Film den Nachlass des Bauern Jürgen Friedrich Mahrt (1882-1940), der ihr Urgroßvater war. Im Ersten Weltkrieg wurde er für die Luftaufklärung zum Fotografen ausgebildet und an der Westfront eingesetzt. Ab 1919 beobachtet und dokumentiert er die Veränderungen in seiner Heimat: die menschlichen Eingriffe in die Naturlandschaften, den Rückgang der Arten. Er sammelt die Tiere seiner Zeit und eröffnet 1928 in seinem Bauernhaus ein privates Naturkundemuseum. Mahrt beobachtet die fortschreitende Zerstörung fragiler Ökosysteme wie der Moore, dabei dokumentiert er Ursachen unserer Klimaprobleme: Bilder aus der Frühzeit des Anthropozäns.
Samstag, 17. August 2024, 16:30 – 18:30 Uhr
KRÄHEN – DIE NATUR BEOBACHTET UNS
Regie: Martin Schilt, CH 2023, 90 Min.
Im Anschluss an den Film findet ein Publikumsgespräch mit Dr. Uta Maria Jürgens und Bernd Koop statt.
Kein Tier kennt uns besser als Krähen. Wo Menschen sind, sind auch Krähen. Sie sind enorm klug und man sagt ihnen ein sehr umfangreiches Gedächtnis nach. Ihre Blicke verfolgen und studieren uns seit Urzeiten. Dabei haben Krähen die Fähigkeit, dieses beobachtete Wissen an ihre Nachkommen weiterzugeben. Es gibt keine Revolution, die sie nicht miterlebt haben. Als unsere allgegenwärtigen Begleiter erleben Krähen das gesamte Spektrum menschlichen Verhaltens. Sie werden vergöttert, gejagt und verbannt. Sie gelten als Unglücksbringer und werden als Galgenvögel verschrien, sie werden als Vögel der Seele und Boten der Götter verehrt. Krähen sind die unbekannten, kritischen Beobachter der menschlichen Zivilisation. Doch was wissen wir über diese Vögel? Und was wissen sie im Gegenzug über uns? „Gibt es in den Krähenschwärmen“, so die zentrale Frage dieses quasi im Vogelflug dahingleitenden Dokumentarfilms von Martin Schilt, „ein kollektives Wissen über den Menschen?“
(nach Infos von www.gut-wahlstorf.com)