Zweimal Ausladungen bei der Berlinale, eine unfreiwillig, die andere aus Prinzip: Die Berlinale fordert Reise- und Meinungsfreiheit für die Regisseur*innen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha, deren Film „Keyke mahboobe man / My Favourite Cake“ im Wettbewerb läuft und über die die iranische Regierung ein Reiseverbot verhängt hat. Explizit ausgeladen hat die Berlinale Politiker*innen der AfD.

Berlinale fordert Reise- und Meinungsfreiheit für die Wettbewerbs-Regisseur*innen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha

Die Berlinale hat im Januar 2024 mit Freude bekannt gegeben, dass der iranische Film „Keyke mahboobe man / My Favourite Cake“ von Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha im Wettbewerb der 74. Berlinale laufen wird.

Inzwischen hat das Festival erfahren, dass gegen die iranischen Autor*innen/Regisseur*innen ein Reiseverbot verhängt wurde. Ihre Pässe wurden konfisziert und ihnen droht in Bezug auf ihre Arbeit als Künstler*innen und Filmemacher*innen ein Gerichtsverfahren.

Die Berlinale setzt sich grundsätzlich für Rede- und Meinungsfreiheit sowie die Kunstfreiheit für alle Menschen auf der Welt ein. Das Festival ist schockiert und bestürzt, dass Moghaddam und Sanaeeha daran gehindert werden könnten, zum Festival zu reisen, um ihren Film zu präsentieren und ihr Publikum in Berlin zu treffen.

Das Leitungsduo der Berlinale, Carlo Chatrian und Mariëtte Rissenbeek, erklärt: „Wir fordern die iranischen Behörden auf, die Pässe zurückzugeben und alle Beschränkungen aufzuheben, die Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha daran hindern, im Februar nach Berlin zu reisen, um gemeinsam mit den anderen internationalen Regisseur*innen und Filmtalenten ihren neuen Film ,Keyke mahboobe man / My Favourite Cake“ im Rahmen des Berlinale-Wettbewerbs 2024 präsentieren zu können.“ (>> Weiterlesen)

Berlinale-Eröffnung: Ausladung von AfD-Politiker*innen

Ende Januar gab es in der Kulturbranche, in den redaktionellen und sozialen Medien sowie im Team der Berlinale eine intensive Diskussion über die Einladungen von AfD-Politiker*innen zur Eröffnung der Berlinale. Am 8.2.2024 hat die Berlinale-Leitung entschieden, die zuvor eingeladenen fünf AfD-Politiker*innen auszuladen.

Grafik: Wikipedia / Rimbob Schwammkopf

Durch den aktuellen Diskurs wurde noch einmal ganz deutlich, wie sehr das Engagement für eine freie, tolerante Gesellschaft und gegen Rechtsextremismus zur DNA der Berlinale gehört. Die Berlinale engagiert sich seit Jahrzehnten für demokratische Grundwerte und gegen jede Form von Rechtsextremismus. Dafür stehen das Filmprogramm und die Berlinale als Kulturinstitution. Das Festival hat wiederholt darauf hingewiesen, dass es mit Sorge beobachtet, wie Antisemitismus, antimuslimische Ressentiments, Hassreden und andere antidemokratische und diskriminierende Haltungen in Deutschland zunehmen.

„Gerade auch angesichts der Enthüllungen, die es in den vergangenen Wochen zu explizit antidemokratischen Positionen und einzelnen Politiker*innen der AfD gab, ist es für uns – als Berlinale und als Team – wichtig, unmissverständlich Stellung zu beziehen für eine offene Demokratie.

Wir haben daher alle zuvor eingeladenen AfD-Politiker*innen schriftlich ausgeladen und sie darüber informiert, dass sie auf der Berlinale nicht willkommen sind“, sagt das Leitungsduo der Berlinale, Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatrian. (>> Weiterlesen)

Berlinale 2024: Es geht um Liebe und Tod

Daniel Kothenschulte in der „Frankfurter Rundschau“ vom 14.2.2024 über das politische Engagement der Berlinale

(jm nach Pressemitteilungen der Berlinale)

 

Titelfoto: Reiseverbot: iranisches Regie-Duo Maryam Moghaddam (Foto: Wikipedia / Rvin83) und Behtash Sanaeeha (Foto: Wikipedia / Mohsen Abolghasem)
Cookie Consent mit Real Cookie Banner