„Beim Filmemachen trage ich den Spiegel vor der Brust, beim Gedichtemachen in der Brust, und beim Bildermachen verschmelzen die Positionen.“ (Rainer Komers)

Für die Besucher des Filmfests Schleswig-Holstein ist der Ausnahme-Dokumentarfilmregisseur Rainer Komers kein unbekannter Name. Seit Mitte der 1960er Jahre arbeitet Komers im Medium Film, mit „Nome Road System” (2004, gefördert u.a. von der Kulturellen Filmförderung SH e.V.) war er vor knapp 20 Jahren zum ersten Mal im Wettbewerbsprogramm des Filmfests SH (damals noch „Augenweide“) vertreten und gewann den Dokumentarfilmpreis des Festivals. Es folgten „Kobe“ (2006), „Miltown, Montana“ (2009, erneut Dokumentarfilmpreis beim Filmfest SH), „Kursmeldungen“ (2017) und „Barstow, California“ (2018). In diesen Tagen läuft sein neuester Dokumentarfilm „Miyama, Kyōto Prefecture“ (2022) in den Kinos. Die statischen Kadrierungen seiner Dokumentarfilme ergänzt Komers seit „Barstow, California“ häufiger mit dem gesprochenen Wort seiner Protagonisten. Geblieben ist die strenge, beobachtende Distanz, bei aller fühlbaren Empathie mit dem Sujet.

Eine Edition der Filme von Rainer Komers steht noch aus, wäre aber sehr wünschenswert. Bis dahin kann man sich durch die aktuelle, sehr gelungene Monografie „Außen Fuji Tag“ über den vielseitigen Künstler Rainer Komers ins Bild setzen lassen. Komers fand und findet in unterschiedlichen Medien sein künstlerisches Zuhause. Das Buch überrascht den Leser mit einem gestalterischen und dokumentarischen Gesamtkunstwerk, das über das filmische Oeuvre hinausgeht.

Aus der Ankündigung des Verlages:

„Anlässlich der Retrospektive im Rahmen der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen erschien 2022 im Berliner Alexander Verlag die erste umfassende Monografie über das vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilm-Œuvre von Rainer Komers.

Gleichzeitig präsentiert der Band Komers’ weniger bekannten Arbeiten als Lyriker, Typograf, Fotograf und Plakatgrafiker. Die Werkschau dokumentiert Komers’ Schaffen und zeigt, wie sich die unterschiedlichen Künste über die Jahre gegenseitig beeinflusst und befördert haben.

Zwischen den theoretischen und konzeptionellen Positionen von Walter Benjamin und Andy Warhol entwickelt Komers ein Gesamtwerk, das vom Bild ausgeht (Film, Fotografie, Druckgrafik) und sich dem Wort zuwendet, ohne die Arbeit am Bild aufzugeben (lettristische Gedichte, Lyrik einerseits, die theoretische Arbeit um den Anteil von Sprache im Film andererseits).

Szene aus dem frühen Komers-Film „2211 Büttel“ (BRD 1975)

Ergänzt wird der Band durch Texte, u.a. von dem Künstler Robert Bosshard, dem Literaturwissenschaftler Dr. Andreas Erb, dem Schriftsteller Michael Girke sowie dem Kunst- und Filmkritiker Daniel Kothenschulte, die die jeweiligen Arbeitsphasen im Kontext des Gesamtwerks und ihrer Entstehungszeit vorstellen.

Hier ein auf www.filmdienst.de veröffentlichtes Porträt von Esther Buss über Rainer Komers und seine Arbeit.

Das Buch erschien mit freundlicher Unterstützung durch die Kunststiftung NRW, die Sparkassenstiftung Mülheim an der Ruhr und das Goethe Institut.”

Bibliografische Daten:

Erb, Andreas (Hrsg.), Komers, Rainer
Außen Fuji Tag
2022
216 Seiten. 22,0 x 26,5 cm. Broschur. Zahlreiche farbige und sw-Abbildungen
ISBN 978-3-89581-551-530,– €

Der Alexander Verlag wurde 2023 für dieses Buch als Teil seines Gesamtwerks von der Kurt Wolff Stiftung mit dem mit 35.000 Euro dotierten Hauptpreis ausgezeichnet (wir berichteten).”

 

Titelbild: Das Wilde, das Pure, das Unmittelbare – Filmstill aus „Nome Road System“
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