Titelfoto: Die Preisträger*innen des Filmfests SH 2023: (v.l.) Rudolf Fitzgerald Leonard (Kurzfilm-Publikumspreis), Gor Margaryan (BLICKFANG-Publikumspreis), Marisa Meier (Gesa-Rautenberg-Langfilm-Preis) Astrid Menzel (Lobende Erwähnung) (Foto: Jens Kramer)

Das 27. Filmfest SH fand in diesem Jahr vom 15. März bis zum 1. April an verschiedenen Spielstätten in Kiel sowie als Streaming-Event auch an sechs Orten in Schleswig-Holstein statt. Nach mehreren Einzelveranstaltungen, darunter ein Filmszene-Kurzfilm-Special und das Kinolino Kinderkino, lief vom 28. März bis zum 1. April das Hauptprogramm des Festivals mit drei Wettbewerben und einer Außer-Konkurrenz-Reihe mit mehreren SH-Premieren.
Insgesamt bot das Filmfest SH 2023 knapp 50 Filme und fünf Netzwerk- und Weiterbildungsveranstaltungen. Am Abschlusstag wurden drei dotierte Preise vergeben.

In diesem Jahr konkurrierten neun Kurzfilme um den Publikumspreis und fünf Langfilme um den Gesa-Rautenberg-Preis. Ferner gab es die erste Ausgabe der neuen Sektion BLICKFANG, die sich der Videokunst mit eigenständigen künstlerischen Positionen und ungewöhnlichen Inhalten und Formaten widmet und in der ebenfalls ein Publikumspreis vergeben wurde.
Neben den gezeigten Filmen wurde das Filmfest SH durch eine Filmlounge im Festivalzentrum der Pumpe, Konzerte, Film-Talks, einen Workshop zur Pressearbeit und eine Masterclass zur Schauspielführung seinem Anspruch gerecht, für eine knappe Woche ein Ort der Begegnung und des Austausches zwischen Filmemacher*innen und Publikum zu sein.

Über das Festivalzentrum Kino in der Pumpe hinaus zeigten in diesem Jahr weitere Spielstätten in Kiel Filme des umfangreichen Programms: das STUDIO-Filmtheater am Dreiecksplatz, das METRO-Kino im Schloßhof, das TRAUM-Kino und das Hansa 48 e.V. sowie die Reihe „FilmFörde“ im KulturForum in der Stadtgalerie Kiel.
Erstmals wurde der Kurzfilmwettbewerb inklusive der Live-Moderation per Video-Stream überregional in sechs weitere Kinos in Schleswig-Holstein übertragen: ins LichtBlick Inselkino auf Amrum, LichtBlick Filmtheater in Heide, Kommunale Kino Binchen in Eutin, Kommunale Kino in Lübeck, Kino im Pellwormer Bürgerhus und ins STUDIO-Filmtheater am Dreiecksplatz (Kiel).

Die Preisträger*innen des Gesa-Rautenberg-Langfilm-Wettbewerbs

Der mit 2.000 Euro dotierte Gesa-Rautenberg-Preis wird traditionell vom Verein Filmkultur Schleswig-Holstein e.V. gestiftet. Den Preis für den besten Langfilm vergab die dreiköpfige Fachjury, bestehend aus der Moderatorin und Kulturfunken-Projektleiterin Stefanie Reis, dem Drehbuchautoren und Produzenten Martin Rehbock sowie dem Sprecher des Kuratoriums der Husumer Filmtage Hans-Peter Schweger, in diesem Jahr an YOUTH TOPIA von Dennis Stormer und Marisa Meier. Die Fachjury begründete wie folgt:
„Dieser Film erzählt von einer nahen Zukunft und ist doch weniger Science Fiction als vielmehr Social Fiction. Er pulsiert vor Abenteuerlust und Spielfreude – etwas, das wir uns für viel mehr Filme wünschen. Er zelebriert eine Unangepasstheit, die dem Filmemachen, aber auch dem Leben gut tut. Und er ist so eigenständig und eigenwillig, dass er uns noch lange nach dem Abspann herausfordert. Mit scheinbar kleinsten Verschiebungen der Realität kreiert dieser Film eine kollektive, ansteckende Energie und fasziniert gleichzeitig durch seine formale Konsequenz. Das herausragende Ensemble um die charismatische Hauptdarstellerin hat uns in seinen Bann gezogen. Das ist schweizerisch-schleswig-holsteinisches Kino mit der gestalterischen Freiheit des dänischen Dogmas, das in Hessen gedreht wurde.“

Marisa Meier (Foto: Jens Kramer)

 

Eine Lobende Erwähnung von der Jury erhielt der Dokumentarfilm BLAUER HIMMEL WEISSE WOLKEN von Astrid Menzel mit folgender Begründung:
„Bevor wir den Hauptpreis verleihen, wollen wir eine lobende Erwähnung aussprechen für einen Film, der uns mitnimmt auf eine ganz besondere Reise. Mit großer Empathie und filmischer Souveränität erzählt die Regisseurin von ihrer Suche nach einem würdigen Umgang mit einer geliebten Person, die an Demenz leidet. Eine Reise im Kanu auf kleinen norddeutschen Flüssen wird zu einem existenziellen Abenteuer, das allen Protagonisten viel abverlangt und gleichzeitig von großer Zuneigung und Liebe erzählt. Aus einer immensen Materialfülle wird hier mit dramaturgischer Präzision ein Film erschaffen, der visuell und erzählerisch überzeugt. In BLAUER HIMMEL WEISSE WOLKEN von Astrid Menzel erleben wir einen berührenden und inspirierenden Umgang mit Demenz, wie wir ihn noch nie gesehen haben.“

Astrid Menzel (Foto: Jens Kramer)

Kurzfilm-Wettbewerb: Publikumspreis für BEBEN

Auch in diesem Jahr war das traditionelle Highlight des Filmfests der Kurzfilm-Wettbewerb mit anschließender Publikumsabstimmung. Allerdings gab es im Vergleich zum letzten Jahr eine Neuerung, da das Event in sechs weiteren Kinos live übertragen wurde. Neben dem STUDIO-Filmtheater am Dreiecksplatz zeigten auch das LichtBlick Inselkino auf Amrum, LichtBlick Filmtheater in Heide, das Kommunale Kino Binchen in Eutin, das Kommunale Kino in Lübeck und das Kino im Pellwormer Bürgerhus den Kurzfilm-Wettbewerb. Der Publikumspreis ging an BEBEN von Rudolf Fitzgerald Leonard.

Rudolf Fitzgerald Leonard (Foto: Jens Kramer)

BLICKFANG: Experimentalfilme und Medienkunst – Preisträger

Die neue Filmfest-SH-Sektion BLICKFANG wurde erstmals am 1. April im Kommunalen Kino in der Pumpe gezeigt. Die Medienkünstlerinnen und Kuratorinnen Pola Rader und Eugenia Bakurin präsentierten ein vielfältiges Programm mit sechs Filmen aus Belgien, Dänemark, den Niederlanden und Schleswig-Holstein. BLICKFANG ist die erste internationale Sektion des Festivals.

Eugenia Bakurin (links) & Pola Rader – Kuratorinnen BLICKFANG (Foto Jens Kramer)

 

Im Anschluss an das Screening hatte das Publikum die Möglichkeit, über den Gewinner abzustimmen. Der Essayfilm PHANTOMFLUG von Gor Margaryan gewann den Publikumspreis.
Der Film führte das Publikum auf eine atmosphärische und künstlerisch beeindruckende Reise durch das Thema Krieg und seine Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Dabei nutzte der Regisseur subtile Bedeutungsebenen und ließ den Zuschauer*innen Raum für subjektive Rezeption.
Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro wurde von Filmkultur Schleswig-Holstein e.V. gestiftet. Die Trophäe des Filmpreises wurde von dem Kieler Künstler Matthias Wiedwald kreiert.
Gor Margaryan hat seinen Gewinn der Freien Klasse Film der Muthesius Kunsthochschule Kiel gestiftet.

Gor Margaryan (Foto: Jens Kramer)

Die Preisträger*innen des Peter K. Hertling Filmpreises der FH Kiel

Am 29. März fand die diesjährige Verleihung des „Peter K. Hertling Filmpreises“ statt. Der Preis würdigt herausragende Filme, die von Studierenden der Fachhochschule Kiel produziert und eingereicht wurden. Verliehen wurde der Preis im Rahmen der Eröffnung des 27. Filmfests Schleswig-Holsteins und hatte dadurch ein großes Publikum. Ausgezeichnet wurden Arbeiten in der Kategorie „Kurzfilm“ und „Corporate Video“, zusätzlich gab es einen Sonderpreis der Jury.

In der Kategorie „Kurzfilm“ überzeugte der Film STEP OUT von Emily Reinke, Gesa Luft, Lena Westphal, Luca Schläpfer, Charlotte Röhn und Kalle Markau. Die Jurybegründung:
„Ein Mann. Ein Geheimnis. Ein Aerobic-Kurs. Was auf den ersten Blick nicht zusammen zu passen scheint, bringen die Filmemacherinnen und Filmemacher hier mit viel Liebe zum Detail auf die Leinwand. In Zeiten von Online-Sportkursen gibt die Komödie einen originellen Einblick in die Parallelwelt eines Mannes, der für seinen Traum in Neon einiges aufs Spiel setzt. Wer die Sportart bis jetzt gemieden hat, meldet sich spätestens nach diesem Kurzfilm zum nächsten Live-Streaming an.“

 In der Kategorie „Corporate Video“ setzte sich der Film FLANDERNBUNKER von Lea Backes, Ann-Kristin Faber, Julia Hartmann und Julian Kiewit durch. Die Jurybegründung:
„Es gibt Orte, denen sollte man zu bestimmten Zeiten vielleicht ganz besondere Aufmerksamkeit widmen. Eine Gruppe von Studierenden des Fachbereichs Medien nahm sich im Rahmen des Moduls „Corporate Video in der Öffentlichkeitsarbeit“ des Flandernbunkers an. Den Studierenden gelingt es von der ersten Sekunde an, die besondere Atmosphäre des Gedenkorts Flandernbunker aufzunehmen und abzubilden. Innerhalb von 60 Sekunden vermitteln sie mithilfe geschickter Lichtsetzung und interessanter Kameraführung gleichzeitig die Vielseitigkeit und die Zielsetzung des Mahn- und Begegnungsortes punktgenau: Den Ort eines Menscheitsverbrechens in einen Ort der Friedensvermittlung und Völkerverständigung zu wandeln.“

 Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war dieses Jahr die Verleihung eines Sonderpreises. Dieser ging an den Film STRANGER BRICK von Leon Rohrwild und Lisa Landgraf. Das Besondere: Der Film entstand in einem Modul ohne direkten Filmbezug. Die Jury-Begründung:
„Hier passt alles außerordentlich gut zusammen. Vor allem was Filmemacherin und Filmemacher mit außerordentlichem Einsatz aus dem unscheinbaren Arbeitsauftrag, „einen Kurzfilm über das Programmieren an einem Lego-Set zu erstellen“, gemacht haben. Dies gefiel uns außerordentlich gut und soll mit einem außerordentlichen Sonderpreis geehrt werden.“

Der Gewinn war mit einem Preisgeld von 250 Euro bzw. 150 Euro (Sonderpreis) dotiert, das für weitere Einreichungen oder Reisen zu Filmfestivals vorgesehen ist. In der Jury saßen: Johanna Jannsen, Petra Langmaack und Gunnar Mihlan.
Wir gratulieren den Gewinner*innen und möchten uns an dieser Stelle bei allen Beteiligten, den Jury-Mitgliedern, mediaproducer.net und den Organisatoren des Festivals herzlich bedanken. Wir wünschen allen Studierenden, die ihre Filme eingereicht haben, viel Erfolg bei ihren weiteren Projekten und ermutigen sie, weiterhin ihre Ideen umzusetzen und sie auch bei Festivals einzureichen.

Ehrenpreis für die Mitbegründer von „Augenweide“

Bernd-Günther Nahm, dem ehemaligen Leiter der Filmwerkstatt Kiel, und Helmut Schulzeck, Filmemacher aus Kiel, beide Mitbegründer und langjährige Leiter und Kuratoren der „Augenweide“, der Vorläuferin des Filmfests SH, wurde zum 30. Jubiläum ein Ehrenpreis verliehen. Bernd-Günther Nahm sagte in seinen Dankesworten, dass er den Preis auch als Ehrung der vielen anderen damaligen Gründer*innen, Helfer*innen und Mitstreiter*innen aus dem Verein Kulturelle Filmförderung SH (heute: Filmkultur SH), dem Kino in der Pumpe Kiel und der Filmszene im Lande verstehe.

Ehrenpreisträger Bernd-Günther Nahm (l.) und Helmut Schulzeck (Foto: Jens Kramer)

Fazit der Festivalleitung

Der Festivalleiter Event Christoph Zickler freute sich zum Abschluss des Filmfests SH „über den deutlich gestiegenen Zuspruch des Publikums“: „Mehrere der Programme und Veranstaltungen waren ausverkauft. Besonders freue ich mich über die gelungene Eröffnung und die Abschlussparty mit Musik sowie die Filmkultur Lounge, die allesamt einen inspirierenden Treffpunkt zwischen Filmemacher*innen und Publikum boten – eine Realisation unseres Netzwerkgedankens.“ „All das“, so dankte Zickler, „wäre nicht möglich geworden ohne die enorme Investition von Arbeitskraft und dem Herzblut für den kulturellen Film von allen Beteiligten im und um das Filmfest-Team und natürlich nicht zuletzt der Filmemacher*innen, von deren Werken so ein Festival lebt.“

Festivalleiter Daniel Krönke (links) und Christoph Zickler (Foto: Jens Kramer)

 

Der künstlerische Leiter des Filmfest SH Daniel Krönke betonte das „qualitativ hochwertige Programm und seine erfolgreiche Erweiterung um ein Kinderprogramm und die Experimentalfilm-Sektion BLICKFANG“. „Mit letzterer öffnen wir ein Fenster zu international aktuellen Positionen der Film- und Medienkunst und deren Spiegel im Norden. Mit aktuellen Filmen, die – manche frisch von der Berlinale – als SH-Premiere noch vor deren Bundesstart in Kieler Kinos im Begleitprogramm des Filmfests liefen, blickt das Festival über seinen eben gar nicht engen Tellerrand. Äußerst erfreulich sind aber die hoch-qualitativen Wettbewerbsbeiträge. Die Jury und auch das Publikum hatten keine leichte Wahl.“

Auch die Premiere des Live-Streamings des Kurzfilmabends in insgesamt sechs schleswig-holsteinische Kinos sei ein voller Erfolg gewesen, freuten sich die beiden Festivalleiter: „Damit erweiterten wir die Wahrnehmung des Filmfests SH über die Landeshauptstadt Kiel hinaus in das ganze Land.“ All dies seien „beste Voraussetzungen für Fortsetzung und Ausweitung des Filmfests SH 2024“.

Filmfest Schleswig-Holstein 2024

Die Kernzeit des Filmfests SH 2024 steht bereits fest, ebenso die Einreichfrist. Bereits ab dem 1. Mai und bis zum 20. September 2023 können sich Filmemacher*innen mit ihren Filmen über die Einreich-Plattform filmfreeway.com für die Teilnahme am Festival bewerben.
Die Kernzeit des Filmfests SH 2024 liegt zwischen dem 9. und 14. April 2024.

Aktuelle Infos finden Sie unter www.filmfest-sh.de.

Über das Filmfest Schleswig-Holstein

Das Filmfest Schleswig-Holstein zeigt seit 1993 Filme aus dem Land und über das Land – als Schaufenster für die vielfältige Filmszene in Schleswig-Holstein. Für die Wettbewerbe werden ausschließlich Filme ausgewählt, die einen engen Bezug zum nördlichsten Bundesland haben. Darüber hinaus lädt das Festival auch Filme aus Norddeutschland ein, insbesondere aus dem Förderbereich der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein. Seit 2020 wird das Filmfest SH vom Verein Filmkultur Schleswig-Holstein e.V. und dem Kino in der Pumpe ausgerichtet. Das Filmfest SH wird durch das Land Schleswig-Holstein und die Landeshauptstadt Kiel gefördert.

Das Filmfest SH ist Gründungsmitglied der SHIFF – Schleswig-Holsteinischen Initiative der Filmfestivals.

Erfahren Sie mehr unter www.filmfest-sh.de

Über Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.

Filmkultur SH unterstützt das kulturelle audiovisuelle Medienschaffen in Schleswig-Holstein durch Vernetzung zwischen Kreativen und Institutionen, durch ergänzende Seminarangebote und durch Unterstützung von filmkulturellen Veranstaltungen. Filmkultur SH veranstaltet u.a. den Filmemacher Stammtisch SH und zusammen mit dem Kino in der Pumpe das Filmfest Schleswig-Holstein. Filmkultur SH unterstützt die Filmreihe „FilmFörde“ im KulturForum in der Stadtgalerie Kiel. Zusammen mit der Filmwerkstatt Kiel der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein richtet Filmkultur SH das Sommerfest der Filmbranche und das Filmfrühstück während der Nordischen Filmtage Lübeck aus. 2018 lobte Filmkultur SH den Drehbuchpreis Schleswig-Holstein aus, der seitdem jährlich für herausragende Kurzfilm-Drehbücher aus dem Land verliehen wird. Ebenfalls seit 2018 veranstaltet Filmkultur SH das Kurzfilm-Festival „Lokale Held*innen“ während des jährlichen „lala“ Festivals für Musik und Kultur.

Mit infomedia.sh unterhält der Verein eine Informationsplattform im Web und auf sozialen Medien sowie einen monatlich per E-Mail versendeten Newsletter. Fokus von infomedia.sh ist die Öffentlichkeitsarbeit für das kulturelle audiovisuelle Mediengeschehen in Schleswig-Holstein, das Medienschaffen der Kreativen sowie die Film- und Förderpolitik.

Erfahren Sie mehr unter www.filmkultur.sh und www.infomedia.sh.

(nach einer Pressemitteilung des Filmfests SH)

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