21. Filmfest Schleswig-Holstein 2017

Global träumen, lokal filmen

Das 21. Filmfest SH eröffnete mit Antje Huberts Doku “Von Bananenbäumen träumen”

Das Kino selbst führte die Hamburger Filmemacherin Antje Hubert ins kleine niedersächsische Oberndorf. Vom örtlichen Kinoverein wurde sie eingeladen, ihre Doku “Das Ding am Deich” (zu sehen bei FilmFörde #14 am 11.4.2017 im KulturForum Kiel) vorzuführen – und fand gleich ein neues Filmthema. Kino erzeugt also neues Kino, und das könnte nicht besser passen zu Festivalleiter Arne Sommers Wunsch für das 21. Filmfest SH: “Niemand kann und darf uns abnehmen, die Wirklichkeit selbst zu beurteilen. Aber das Kino kann uns dabei Hilfe sein, Startpunkt und Katalysator für soziale Prozesse.”
Noch sind die Bananenbäume nur geträumte Animation, aber schon bald werden sie in Oberndorf wachsen. Still aus dem Film von Antje Hubert.
Antje Huberts Eröffnungsfilm “Von Bananenbäumen träumen” zeigt einen solchen sozialen Prozess und war auch ein wenig dessen Katalysator. Wie viele Dörfer leidet Oberndorf unter der Landflucht. Als auch noch die Dorfschule geschlossen werden soll, entschließen sich die Einwohner, das Schicksal ihres Dorfs selbst in die Hand zu nehmen. Die auf den verbliebenen Bauerhöfen anfallende Gülle soll zu Dünger verarbeitet werden und in einer Biogasanlage die Energie für eine Wels-Zucht und Gewächshäuser für Bananenbäume liefern. “Ziemlich verrückt” scheint vielen Oberndorfern dieses Projekt zunächst, doch wer nicht träumt, verschläft die Zukunft nachhaltigen, umweltfreundlichen und basisdemokratischen Wirtschaftens.
Filmemacherin Antje Hubert und Festivalleiter Arne Sommer bei der Eröffnung des 21. Filmfests SH. (Foto: Berit Moelleken)
Hubert beobachtete drei Jahre lang mit kleinem, unauffälligen Filmteam – “Sie war immer da und ist jetzt eigentlich eine von uns”, so erinnert sich einer der Protagonisten -, wie aus dem Traum mit Beharrlichkeit und liebenswerter “Bauernschläue” gegen alle Widerstände der Bürokratie schließlich Realität wurde. Die ersten Wels-Filets und den Dünger vermarktet die von den Oberndorfern gegründete “Ostewert AG” schon jetzt, auf die Bananenbäume in der Marsch muss man noch etwas warten – oder im besten Sinne utopisch davon träumen.
Nicht anders macht es die lokale Filmszene. Kulturministerin Anke Spoorendonk sieht darin “die Brückenfunktion des Filmlands Schleswig-Holstein, den globalen Film nach Hamburg und Schleswig-Holstein zu holen, ihn hier zu produzieren, damit ein lebendiger Austausch zwischen ’Regionalem’ und ’Globalem’ entsteht.” Auch Oberbürgermeister Ulf Kämpfer lobte die “erfreulich breit aufgestellte” Filmszene.
Noch bis Sonnabend, 25.3.2017, wenn die Jurys die drei mit insgesamt 4.000 Euro dotierten Preise vergeben, zeigen rund 40 Kurz- und Langfilme, wie man global träumt und lokal filmt. (jm)
Programm und Infos: www.filmfest-sh.de. “Von Bananenbäumen träumen” ist in der kommenden Woche im Kino in der Pumpe zu sehen.
Cookie Consent mit Real Cookie Banner