Von Meeren und Menschen

Das internationale Meeresfilmfestival CineMare feierte eine gelungene Kiellegung

Mehr Meer geht nicht – mit dem Schifffahrtsmuseum und der Landesbibliothek als zwei direkt an der Kieler Förde gelegenen Spielorten von den sieben, in denen am Wochenende beim internationalen Meeresfilmfestival CineMare 40 Filme gezeigt wurden. Warum auf die „ebenso naheliegende wie geniale“ Idee, Meeresfilme in Kiel zu zeigen, noch niemand vorher gekommen war, wunderte sich schon Schirmherr und OB Ulf Kämpfer bei der Eröffnung am Donnerstag. Für Stadtpräsident Hans-Werner Tovar, der am Sonntag mit Unterstützung des Meeresgotts Neptun (Norbert Aust) die fünf Preise überreichte, ist CineMare wie das sprichwörtliche „Eulen nach Athen tragen“.
Die Crew von CineMare steuerte den „Festival-Kahn“ sicher durch alle Untiefen (v.l.: Barne Peters, Katja Gennart, Till Dietsche, Norbert „Neptun“ Aust, Jan-Per Sellmer, Tom Körber, Eva Strehler). (Foto:jm)
Gelungen ist beides, die Umsetzung einer längst schon aufgischtenden Idee und der Filmblick der „Eulen“, den sie vom Förde-Athen aus auf die Meere und ihre Bewohner in, auf und an ihnen warfen. Dennoch: Hart am Wind habe „die kleine Crew ein recht großes Schiff“ gesegelt, resümmiert Festivalmacher Till Dietsche sichtlich erschöpft, aber auch erleichtert, all die Stürme orga-navigatorischer und technischer Art gemeistert zu haben. Auch die Mitkuratoren Jan-Per Sellmer und Tom Körber zeigen sich sturmgebeutelt und „um gefühlte zehn Jahre gealtert“. Aber dass bei der Jungfernfahrt eines „so großen Festival-Kahns“ noch nicht jede Halse gelingt, habe man locker abgewettert.
Die Besucherzahl lässt sich am Abschlussabend nur grob als „sicher im vierstelligen Bereich“ schätzen, so Dietsche. „Die Kieler haben CineMare angenommen“, freut er sich, nicht minder über die zahlreichen Unterstützer und Sponsoren, die das Meerfilmfest erst ermöglicht hätten. Im nächsten Jahr werde hoffentlich weiter über die Meeresfilmwellen gesegelt, doch „dazu müssen wir noch manch’ neue Matrosen anheuern“.
An Bord waren schon jetzt so viele beeindruckende Filme, dass die vier Jurys keine leichte Wahl hatten. Den Begriff „Seefahrer“ fasste die Seefahrerfilmpreis-Jury bewusst weiter als „Menschen, die durch das Meer geprägt werden“, und vergab neben einer lobenden Erwähnung für „The Weekend Sailor“ den Preis an „Jago – Der alte Mann und die Tiefsee“ von James Reed. Er zeige im „slow motion Re-Enactment“ (grandiose Unterwasserkamera: James Morgan), wie sich ein 80-jähriger Fischer auf Bajau die Unterwasserwelt eroberte und dem Meer wie sich selbst buchstäblich auf den Grund und in seine Eigenzeit tauchte.
Die Meeresschutzfilm-Jury lobte mit „Plastic Free Island Kefalonia“ einen Film über eine Initiative zur Reduzierung des Plastikmülls in den Ozeanen und zeichnete mit „Shark Girl“ von Gisela Kaufmann eine Doku über die australische Hai-Schutz-Aktivistin Madison Stewart aus. Der Meeresnaturfilmpreis ging an Jess Hansens „Land unter auf Hallig Hooge“ – vor allem für die Geduld des schleswig-holsteinischen Filmemachers, „sechs Jahre auf ein so brenzliges Naturereignis zu warten“. Bei den Meereskurzfilmen lobte die Jury den poetischen Kurzfilm „The Tide Keeper“ über einen Seemann, der alptraumhaft am Plastikmüll im Strandgut erstickt, und bepreiste die Kurzfilmversion von „Fishing Without Nets“ von Cutter Hodierne, einen dokumentarischen Spielfilm über Piraten vor der Küste Somalias.
Das Publikum war in seiner Preisverleihung zwischen lokal und global unentschieden: Gleiche Präferenzen erhielten Karsten Wohlrabs mareTV-Beitrag „Kieler Förde – Meerjungfrauen, Mini-Wale und Matrosen“, der am 1. September in N3 zu sehen ist, und „The Weekend Sailor“ von Bernardo Arsuaga. (jm)
Infos, Trailer und mehr Meerfilm unter www.cinemare.org
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