Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein: Bilanz 2015
Abschied und Aufbruch
Das letzte Geschäftsjahr unter Leitung der scheidenden Geschäftsführerin Eva Hubert stand im Zeichen von Nachwuchsförderung und Nachwuchserfolgen sowie nationaler und internationaler Vernetzung. Seit Anfang Januar 2016 ist Maria Köpf neue Geschäftsführerin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH).
Große Erfolge feierten Absolventen der Hamburg Media School (HMS): Für ihren Abschlussfilm SADAKAT sind Ilker Çatak (Regie), Georg Lippert (Drehbuch), Florian Mag (Kamera), Alexandra Staib (Produktion) mit dem Studentenoscar in Gold ausgezeichnet worden und nahmen die Trophäe in Los Angeles entgegen. Die vier Fernsehfilme, die im Rahmen des gemeinsam von NDR, nordmedia und FFHSH aufgelegten Förderprogramms „Nordlichter“ entstanden sind, feierten ihre Premiere beim Filmfest Hamburg und wurden Ende des Jahres im NDR-Fernsehen ausgestrahlt. Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein war 2015 erstmals Gastgeberin des CineRegio-Treffens mit Vertreterinnen und Vertretern europäischer regionaler Filmförderungen aus 14 Ländern.
Mittel & Ausgaben
Die FFHSH hat 2015 für die Entwicklung, Herstellung und Auswertung von 215 Filmprojekten rund 14,1 Mio. Euro vergeben. Für die Produktionsförderung von insgesamt 85 Filmen gab die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein 12,3 Mio. Euro aus. Der größte Anteil entfällt mit rund 10,3 Mio. Euro auf die Förderung von 67 Kinofilmen. Der Regionaleffekt für die im vergangenen Jahr mit 12,3 Mio. Euro geförderten Kino- und Fernsehfilme liegt bei knapp 230 Prozent, das heißt mehr als das Doppelte der Fördersumme wurde in Hamburg und Schleswig-Holstein unter anderem für Kreative und Fachkräfte sowie für Dienstleister, Hotels und Motivmieten ausgegeben.
Filmerfolge, Festivals & Preise
Mit über sieben Millionen Besuchern schaffte es Til Schweiger mit HONIG IM KOPF nicht nur auf Platz 3 der Kinohits 2015, sein Film wurde bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises in Berlin mit dem Sonderpreis als besucherstärkster Film prämiert. Bei der Verleihung der österreichischen Filmpreise konnte Schweiger gleich zwei „Romys“ für den besten Film und die beste Regie mit nach Hause nehmen. FREISTATT von Marc Brummund wurde unter anderem mit dem Bayerischen Filmpreis (Bester Nachwuchsdarsteller, Louis Hoffmann) dem Preis der Jugendjury und dem Publikumspreis beim Festival Max Ophüls Preis in Saarbrücken sowie dem Regienachwuchspreis MFG-Star in Baden-Baden ausgezeichnet. Der Gläserne Bär als bester Jugendfilm in der Berlinale-Sektion „Generation Kplus“ ging an die schwedisch-deutsche Koproduktion STELLA: MY SKINNY SISTER von Sanna Lenken, der Dragon Award beim Filmfestival in Göteborg als bester nordischer Film an die dänisch-deutsche Koproduktion IN DEINEN ARMEN von Samanou A. Sahlstrøm. Lars Kraumes DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER hat unter anderem den Publikumspreis beim Filmfestival in Locarno sowie den Hessischen Filmpreis gewonnen.
Internationale Koproduktionen & Netzwerke
Internationale Koproduktionen unter anderem mit Dänemark, Norwegen, Belgien, Frankreich und Österreich sind ES WAR EINMAL IN DEUTSCHLAND – DAVID UND DIE TEILACHER von Sam Gabarski, BEYOND THE MOUNTAINS AND HILLS von Eran Kolirin, ANTBOY III von Ask Hasselbalch und ERLÖSUNG von Hans Petter Moland, der erstmals von Zentropa Hamburg, ein Joint Venture zwischen Zentropa Dänemark und der Hamburger Firma Detailfilm, produziert wurde. Die FFHSH setzte ihre traditionellen Coproduction Dinner während der Berlinale fort, beteiligte sich am Deutsch-Türkischen Coproduction Development Fonds und an der „German-Danish Coproduction Development Initiative“ und will die Internationaliersung des Standortes auch in Zukunft vorantreiben.
Filmwerkstatt Kiel
Die Filmwerkstatt Kiel hat 2015 für die Projektentwicklung, Produktion und Präsentation von 38 Filmprojekten aus Schleswig-Holstein 256.000 Euro ausgegeben. Gefördert wurden Spielfilme, Dokumentationen und Kurzfilme, darunter KREISLÄUFER von Zoran Zimic, GRENZKONTROLLE von Karsten Wiesel, DIE EXISTENZFRAGE? von Hauke Wendt und UNSERE DORFSCHULE von Hanno Hart. Hinzu kommen 44.000 Euro für die Förderung von Festivals in der Region wie dem Internationalen Naturfilmfestival Green Screen in Eckernförde, den Flensburger Kurzfilmtagen, den Husumer Filmtagen, dem Filmforum auf den Nordischen Filmtagen Lübeck und der Filmtournee unterwegs. 19 Kinos in Schleswig-Holstein wurden mit dem Schleswig-Holsteinischen Kinopreis für ihr hervorragendes Jahresvorprogramm ausgezeichnet. Mit ihren Netzwerken, Kooperationen, ein- und mehrtägigen Veranstaltungsangeboten wie dem sehr gut besuchten Workshop zum Thema Kalkulation und Antragsstellung und den eintägigen Kameraworkshops in Kooperation mit der Fachhochschule Kiel, den Filmfrühstücken mit Fachdiskussionen zu den Festivals im Norden, dem Kurzfilmwettbewerb „Tales of A Region“ in Auftrag der FH Kiel und des Ministeriums für Justiz, Kultur und Europa sowie der Bereitstellung von technischem Equipment ist die Filmwerkstatt wichtiger Ansprechpartner für Filmschaffende im nördlichsten Bundesland. International wurde die Arbeit des 2014 gegründeten Netzwerkes nordeuropäischer Filmwerkstätten, „Screen Talents Europe“, fortgesetzt. Als Pilotprojekt fand erstmals im Sommer auf den Färöer Inseln ein Filmcamp mit Regisseuren, Produzenten und Editoren aus den Partnerländern statt. Das Im Rahmen von „Screen Talent Europe“ gegründete junge Produzentennetzwerk EPIC stellte sich erstmals bei den Nordischen Filmtagen Lübeck vor.
Film Commission
Als Drehregion waren Hamburg und Schleswig-Holstein auch 2015 wieder gefragt. Hamburg diente neben den bekannten Fernsehserien und -reihen unter anderem für die geförderten internationalen Produktionen ANTBOY III von Ask Hasselbalch, ERLÖSUNG von Hans Petter Moland, DAS LÖWENMÄDCHEN von Vibeke Idsøe und BEYOND THE MOUNTAINS AND HILLS von Eran Kolirin als Kulisse. Die Kinderfilme RICO, OSKAR UND DER DIESTAHLSTEIN von Neele Leana Vollmar sowie ROBBI TOBBI UND DAS FLIEWATÜÜT von Wolfgang Groos wurden unter anderem in Schleswig-Holstein gedreht. Um die Drehorte im nördlichsten Bundesland noch stärker zu vermarkten, hat die Film Commission in Kiel zusammen mit lokalen touristischen Partnern die „Küstenkinotour“ ins Leben gerufen. Im ersten Jahr wurden unter anderem die in Schleswig-Holstein gedrehten Filme DER GHOSTWRITER von Roman Polanski auf Sylt, FRAKTUS von Lars Jessen in Kiel und DER GESCHMACK VON APFELKERNEN in Rieseby gezeigt. Die Tour soll 2016 fortgesetzt werden. Mit rund 140 Produktionen hatte die Film Commission (FCHSH) mit Büros in Hamburg und Kiel Kontakt. Diese betreuten Firmen drehten an insgesamt 2.314 Tagen in Hamburg (1.762) und Schleswig-Holstein (552) Kino- und Dokumentarfilme, TV-Mehrteiler und Serien. An 469 Drehtagen wurden in Hamburg (297) und Schleswig-Holstein (172) geförderte Filme realisiert. Hinzu kommen noch rund 1.200 Produktionstage der geförderten Animationsprojekte.
Grüner Drehpass & Hamburg Loves Film
Mit einem international besetzten Workshop während der Berlinale, vertiefenden Workshops zum Thema Licht, Szenenbild, Transport und Catering sowie einem Seminar in Kooperation mit der Leuphana Universität in Lüneburg zu neuen Berufen am Set, die die Nachhaltigkeit von Dreharbeiten zum Inhalt haben, wurden die Aktivitäten rund um den „Grünen Drehpass“ fortgesetzt. Im Rahmen der Initiative „Hamburg Loves Film“ in Zusammenarbeit mit der Hamburg Tourismus GmbH (HHT) können seit dem Filmfest Hamburg 2015 auf der HHT-Website Online-Drehorte Touren zu filmischen Highlights in der Hansestadt abgerufen werden. Für einen weiteren intensiven Austausch kamen Vertreter von Produktionsfirmen, Ämtern, Polizei, Handelskammer und touristischen Verbänden sowie Location Scouts zusammen und diskutierten über Hamburgs filmtouristisches Potenzial. Erstmals war die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein im März 2015 als Kulturpartner bei der Internationalen Tourismus Börse in Berlin dabei, um für den Film im Norden zu werben.
Ausblick
Berlinale 2016
Mit insgesamt neun Filmen in vier Sektionen ist die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, seit Anfang des Jahres unter der Leitung von Maria Köpf, auf den diesjährigen 66. Internationalen Filmfestspielen in Berlin (11. bis 21. Februar 2016) vertreten. NATIONAL BIRD von der Hamburger Dokumentarfilmerin Sonia Kennebeck ist das Ergebnis einer investigativen Recherche zu moderner Kriegsführung.
Die Ten-Forward-Films-Produktion wird als „Berlinale Special“ gezeigt. Zwei Dokumentarfilme und ein Spielfilm sind für das diesjährige „Forum“ ausgewählt worden: Eröffnet wird die Sektion von Ulrike Ottingers fast zwölfstündigem Großprojekt CHAMISSOS SCHATTEN. Die Regisseurin begibt sich darin auf die Spuren von Entdeckern und Naturforschern vergangener Jahrhunderte. Ein Passagier eines Kreuzfahrtschiffes filmt 13 treibende Menschen in einem Schlauchboot. Dieses Amateurvideo hat Regisseur Philip Scheffner auf YouTube gefunden und daraufhin mit beteiligten Personen gesprochen. Der daraus entstandene Dokumentarfilm HAVARIE ist der Versuch, das Meer als einen Ort der Begegnung zu zeigen. Als dritter Film wird im Forum das Spielfilmdebüt TOZ BEZI/DUST CLOTH von Ahu Öztürk über zwei kurdische Putzfrauen in Istanbul gezeigt, deutscher Produzent ist der Hamburger Stefan Gieren (The StoryBay).
Im „Panorama“ ist die deutsch-britische Koproduktion REMAINDER zu sehen. Regisseur Omer Fast realisiert mit der Adaption des Romans von Tom McCarthy seinen ersten Spielfilm. Produzent ist Malte Grunert (Amusement Park Films), dessen Koproduktion LIFE von Anton Corbijn im vergangenen Jahr in Berlin Weltpremiere feierte. Im „Panorama“ kommt Jochen Hicks Dokumentarfilm DER OST-KOMPLEX zur Aufführung. Hick beschreibt darin das deutsch-deutsche Verhältnis und den heutigen Umgang mit der DDR-Vergangenheit am Beispiel des Republikflüchtlings Mario Röllig. 15 Jahre nach dem Film KRIEGERIN DES LICHTS, in dem Monika Treut die Arbeit der Menschenrechtlerin Yvonne Bezerra de Mello mit Straßenkindern in Rio dokumentiert, stellt sie in ihrem neuen Projekt ZONA NORTE nun die Frage nach der Entwicklung und Nachhaltigkeit dieser Arbeit. Und noch ein weiteres Projekt der Hamburger Filmemacherin läuft auf der diesjährigen Berlinale: Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Teddy Awards zeigt das Panorama den Film GENDERNAUTS von Monika Treut, der 1999 mit dem Teddy Award, dem weltweit einzigen queeren Filmpreis auf einem A-Festival, ausgezeichnet wurde.
Auf dem Programm der Sektion „Berlinale Shorts“ steht der experimentelle Kurzfilm DIE UNZUGÄNGLICHKEIT DER GRIECHISCHEN ANTIKE UND IHRE FOLGEN von Gerrit Frohne-Brinkmann und Paul Spengemann. Die Filmemacher begleiten eine Gruppe von Schülern bei rätselhaft erscheinenden Tätigkeiten.
In der Marktreihe LOLA@Berlinale werden zehn von der FFHSH geförderte Filme präsentiert, die bereits für den Deutschen Filmpreis 2016 vorausgewählt wurden: 4 KÖNIGE von Theresa von Eltz, DAS DUNKLE GEN von Miriam Jakobs und Gerhard Schick, HIMMELVERBOT von Andrei Schwartz, HONIG IM KOPF von Til Schweiger, LENALOVE von Florian Gaag, PARCHIM INTERNATIONAL von Stefan Eberlein, RITTER TRENK von Anthony Power, SCHROTTEN! von Max Zähle, DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER von Lars Kraume und URMILA von Susan Gluth.
Die nächsten Kinostarts geförderter Filme
- 17.3.: BACH IN BRAZIL, Ansgar Ahlers
- 17.3.: LENALOVE, Florian Gaag
- 7.4.: UNTER DEM SAND, Martin Zandfliet
- 14.4.: FRITZ LANG – DER ANDERE IN UNS, Gordian Maugg
- 28.4.: RICO OSKAR UND DER DIEBSTAHLSTEIN, Neele Leana Vollmar
- 5.5.: SCHROTTEN!, Max Zähle
Die nächsten Dreharbeiten in Hamburg
- Ab 29.2.: SIMPEL von Markus Goller mit David Kross und Frederick Lau in den Hauptrollen
- Ab April: MAGICAL MYSTERY von Arne Feldhusen mit Charly Hübner in der Hauptrolle
(nach einer Pressemitteilung der FFHSH)