Chancen und Grenzen
Förderentscheidungen der Filmwerkstatt Kiel
Der Beirat der Filmwerkstatt Kiel der FFHSH vergibt Fördermittel in Höhe von 126.000 Euro an insgesamt 19 Projekte. Zusätzlich werden sieben Festivals mit 44.000 Euro unterstützt.
Produktionsförderung erhalten acht dokumentarische und drei fiktionale Projekte. Zum Beispiel Ahmad von Fredo Wulf wird mit 18.000 Euro gefördert. Wulf begleitet einen Menschen, der auf der Flucht vor dem Terror des islamischen Staates Schutz in Deutschland sucht. Auch die Kino-Dokumentation Following Habeck erhält 18.000 Euro. Malte Blockhaus porträtiert darin den schleswig-holsteinischen Umweltminister Robert Habeck, blickt hinter die politischen Kulissen und dokumentiert, wie Politik im Spannungsfeld zwischen Interessen, Partei und Personen wirklich funktioniert.
Bridge mit Molotow (Elemag Pictures, 10.000 Euro) von Jens Becker erzählt die Lebensgeschichte von Siegfried Wanka – Flakhelfer, SED-Funktionär, Stasi-Agent, Dolmetscher, Waffenhändler. Aber wer war dieser Mann wirklich? The Big Swutsch ist eine wilde Mischung aus Gangsterkomödie und hanseatischem Heimatfilm. Die fiktionale Kiezgeschichte im Serienformat unter der Regie von Christian Köhne erhält Unterstützung in Höhe von 10.000 Euro. Einen essayistischen, dokumentarischen, experimentellen, beobachtenden Blick auf die amerikanische Kultur und Gesellschaft wirft My American Minutes. Kai Zimmer erhält für die Produktion 8.500 Euro.
Mit Grenzkontrolle (6.500 Euro) kontrolliert Karsten Wiesel nicht die Grenzgänger, sondern die Grenze selbst. Mit Hilfe einer vorwärts schreitenden Stopmotion-Aufnahme tastet er die Grenzlinie zwischen Deutschland und Dänemark ab. Rusmir Delahmetovic war zweimal in seinem Leben in Kiel – als THW-Spieler und als Kriegsflüchtling. Warum bei seiner Einreise das THW-Trikot und eine schleswig-holsteinische Fahne eine bedeutende Rolle gespielt haben, erzählt Zoran Simic in Kreisläufer (6.500 Euro). Die dokumentarische Bewegungsstudie Revue (6.500 Euro) von Urte Alfs bewegt sich zu Festen und Feiern in die deutsch-dänische Grenzregion, um dort mit einem freudigen und einem kritischen Auge die Inszenierung unserer Identität aufzuspüren.
Paul-Vincent Mayr inszeniert einen psychologischen Horrorfilm in fünf Akten. So erlebt der Zuschauer in Forsthaus (5.000 Euro) das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven. In Grünes Licht versuchen die Datenpfleger Helga und Gerhard, aus ihrem nahtlos überwachten Lebens- und Arbeitsumfeld zu fliehen. Für sein gesellschaftskritisches Science-Fiction-Projekt wird Jan Kluczewitz mit 5.000 Euro unterstützt. Anke Mellins Video- und Fotoprojekt Modenschau (1.700 Euro) reist in das ländliche Rajasthan in Indien, wo Mädchen und junge Frauen sich alten Traditionen entziehen, indem sie westliche Klamotten tragen.
Projektentwicklungsförderung in Höhe von 5.000 Euro erhält Jytte Hill für ihr Projekt Der Weg nach Balga oder Das Insekt im Bernstein, ein poetisches Pferde-Roadmovie von Schleswig-Holstein nach Kaliningrad. Existenzgründung? Diese Frage stellen sich die Protagonisten in Hauke Wendts Dokumentationsserie, die sich selbstständig machen und ihren Traum verwirklichen wollen. Er wird mit 4.000 Euro unterstützt. Ernst Otto Karl Grasmé – Der Narr vom Bokelsesser Moor (4.000 Euro) von Kai Ehlers ist die dokumentarische Rekonstruktion des einmaligen Lebens eines Mannes, welcher von den Nazis zwangssterilisiert und zum Bombenräumen abkommandiert wurde, um seine letzten 40 Jahre als Einsiedler und “Dorftrottel” zu fristen.
Eine Frau begründet Anfang des 20. Jahrhunderts die abstrakte Malerei und bleibt trotzdem bis heute Jenseits des Sichtbaren (4.000 Euro). Halina Dyrschka will der verschwiegenen Pionierin Hilma af Klint ihren verdienten Tribut zollen. In Öl für 9 Tage (4.000 Euro) beleuchtet Thorsten Böhnke den Umgang mit Erdölvorkommen in Ecuadors Amazonasbecken, Heimat mehrerer indigenen Stämme und einem der artenreichsten Gebiete der Welt.
Volker Schröder will anhand einzelner Bräute-, Mütter- und Frauenkolonialschulen die Schicksale betroffener junger Frauen nachzeichnen und die Frage stellen, inwiefern die Erziehungsmethoden zwischen 1933 und 1945 spezifisch nationalsozialistisch geprägt waren und darüber hinaus nachwirkten. Reichsbräute- und NS-Mütterschulen wird mit 4.000 Euro gefördert. Anhand von zwei jungen Männern, die auf dem Seeweg von der DDR in die BRD flüchten, beleuchtet das essayistische Filmprojekt Hey, Max die Flucht über das Wasser. Alexander Hecht erhält für seine Recherche 1.100 Euro.
Präsentationsförderung von 4.200 Euro geht an die Stadtmanagement Itzehoe GmbH für das Festival Krimi Nordica. Mit der Ausschreibung des 1. Deutschen Krimi-Kurzfilm-Preises innerhalb des Festivals soll das Genre in Schleswig-Holstein aufgewertet werden.
Zusätzlich werden sieben Festivals, Reihen und Tourneen mit Festivalförderung unterstützt. Die Filmtournee unterwegs geht mit einer neuen Kurzfilmrolle auf Tournee. Um landesweit das breite Spektrum des Kurzfilmschaffens in Schleswig-Holstein präsentieren zu können, erhält der Landesverband Jugend und Film 10.000 Euro. Das 9. Internationale Naturfilmfestival Greenscreen erwartet in diesem Jahr rund 15.000 Besucher. Um sechs Schaustätten mit Vorführtechnik auszustatten und technisch zu betreuen, erhält das Festival 9.000 Euro. Das Filmforum Schleswig-Holstein, das im Rahmen der Nordischen Filmtage in Lübeck stattfindet und sich seit 1988 als Plattform für den norddeutschen Film versteht, wird ebenfalls mit 9.000 Euro gefördert. 6.000 Euro Projektfördermittel gehen an den Landesverband Jugend und Film. Im Jubiläumsjahr der Flensburger Kurzfilmtage werden aktuelle Kurzfilme in 15 Wettbewerbs- und Sonderscreenings gezeigt. Hierfür erhält das Festival 5.000 Euro. Die Husumer Filmtage werden für eine Werkschau des aus Kiel stammenden Schauspielers Rainer Bock mit 4.000 Euro unterstützt. Weitere 1.000 Euro gehen an das Kurzfilmfestival Kunstgriff Rolle, die offizielle Abschlussveranstaltung des dithmarscher Kulturprojektes Kunstgriff.
Die Förderentscheidungen trafen Oliver Keidel, Arne Sommer und Yasemin Yilmaz. Eine Liste der geförderten Projekte finden Sie hier.
(nach einer Pressemitteilung der FFHSH)