Dokumentiert: Mehr Mittel für Projektentwicklung von der FFHSH
Seit einiger Zeit schon setzt sich die AG DOK dafür ein, dass mehr Mittel für Projektentwicklung freigemacht werden. Es muss im Sinne der Sache möglich sein, ohne drängenden Existenzdruck Themen gründlich anzurecherchieren und erst dann die Entscheidung zu treffen, ob man in die Produktion geht – oder eben nicht. So hat sich z.B. Prof. Martin Hagemann, ehemaliges AG DOK Vorstandsmitglied, im Zuge seiner Vorschläge für die anstehende Reform des Fördersystems mehrfach entsprechend geäußert.
Steter Tropfen höhlt den Stein, die Botschaft beginnt offenbar auch bei den Förderern anzukommen, wie das im folgenden dokumentierte Gespräch mit Eva Hubert (Geschäftsführerin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein) deutlich macht. Ein Anfang ist hier – und anderswo – also gemacht, denn auch der FFF Bayern investiert seit einiger Zeit vermehrt in die Projektentwicklung.
„Mehr Geld bedeutet mehr Zeit“ – Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein unterstützt stärker Projekt- und Stoffentwicklung
(Quelle: mdr Medienmonitor)
Interview mit Eva Hubert, Geschäftsführerin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH)
Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein gehört mit einem Etat von ca. 13. Millionen Euro zu den großen deutschen Länderförderern. Nun plant die FFHSH, die Entwicklung von Filmstoffen und Projekten – auch bei TV-Produktionen – stärker zu fördern. „Die Sender wünschen Serienkonzepte und tolle Drehbücher“, so Geschäftsführerin Eva Hubert, „zahlen aber sehr wenig bis gar nichts für die Entwicklung. Wir können das natürlich nicht auffangen, wollen aber mit einigen Verbesserungen den finanziellen Spielraum für Produzenten und Autoren erweitern.“ Auch junge Drehbuchautoren sowie innovative Entwicklungsformen für Serienprojekte des Fernsehens sollen stärker gefördert werden.
promedia: Frau Hubert, Produzenten klagen darüber, dass die Projekt- und Stoffentwicklung immer aufwendiger wird und besser gefördert werden sollte. Waskann man tun?
Hubert: In Gesprächen mit der Branche wurde uns dieses Problem sehr häufig geschildert. Die Sender wünschen Serienkonzepte und tolle Drehbücher, zahlen aber sehr wenig bis gar nichts für die Entwicklung. Wir können das natürlich nicht auffangen, wollen aber mit einigen Verbesserungen den finanziellen Spielraum für Produzenten und Autoren erweitern.
promedia: Was plant die FFHSH, um die „1.Phase“ eines Filmes besser zu unterstützen?
Hubert: Im Bereich Drehbuchförderung wollen wir die Stoffe von Nachwuchsautorinnen und -autoren, die meist in Gremium 2 einreichen, mit 10.000 bis 15.000 Euro fördern, etablierte Autorinnen und Autoren sollen zwischen 20.000 und 30.000 Euro pro Buch erhalten. Für Autoren oder Produzenten, die aus der Region Hamburg Schleswig-Holstein kommen, besteht die Möglichkeit, eine Weiterentwicklung des Drehbuchs zu beantragen: Für Gremium 1 bis zu 10.000 Euro, für Gremium 2 bis zu 5.000 Euro. Die Drehbuchweiterentwicklung schließt eine nachweisliche dramaturgische Beratung mit ein.
promedia: Sie sorgen sich seit längerem um den Nachwuchs „¦
Hubert: Die Erhöhung der Mittel im Drehbuchbereich ist natürlich ein Anreiz, ebenso die Möglichkeit der Weiterentwicklung eines Drehbuchs. Mehr Geld bedeutet automatisch mehr Zeit, um an den Geschichten zu feilen und sie zu verbessern. Das ist nicht nur im Nachwuchsbereich sehr wichtig.
promedia: Seit vergangenem Jahr gibt es den Nachwuchs-Drehbuchwettbewerb „Butter bei die Stoffe“. Wie gut kochen die Nachwuchsautoren hier bereits?
Hubert: Wir hatten 2013 eine sehr große Resonanz auf unsere erste Ausschreibung, es waren viele Talente dabei, die ihren Weg gehen werden. Auffällig in diesem Jahr sind die vielen Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Bundesländern, die offenbar von unserer norddeutschen Region für ihre Geschichten inspiriert wurden. In diesem Jahr gibt es einige Neuerungen. Neben der Erhöhung des Preisgeldes für den Gewinner / die Gewinnerin von 18.000 auf 20.000 Euro gibt es für die vier Nominierten jeweils 500 Euro für eine dramaturgische Beratung. Damit möchten wir alle fünf ausgewählten Stoffe auszeichnen.
promedia: Was versprechen Sie sich in diesem Zusammenhang von einer „Stoffdatenbank“?
Hubert: Wir haben uns überlegt, langfristig und natürlich nur mit Zustimmung der Autorinnen und Autoren, die bei uns einreichen, eine Stoffdatenbank einzurichten, um Produzenten und Sendern den Zugang zu den eingereichten Stoffen zu ermöglichen. Im vergangenen Jahr hatten wir 114 Einreichungen, fünf Stoffe wurden ausgewählt. Die anderen Geschichten verschwinden in der Versenkung, was wir sehr schade finden.
promedia: Es gibt sehr viele begabte Autoren in Deutschland, die auf sehr vielfältige Weise gefördert werden. Warum eine Nachwuchsförderung für Drehbuchautoren?
Hubert: Eine spezielle Nachwuchsförderung für Drehbuchautoren haben wir ja nicht. Sie reichen ihre Projekte in unseren beiden Gremien ein und müssen sich dem Wettbewerb stellen. Natürlich pflegen und hegen wir unsere Talente, begleiten sie auf ihrem Weg.
Aus der Hamburg Media School (HMS) gehen regelmäßig gute Autoren und Autorinnen aber auch natürlich Absolventen und Absolventinnen in den Bereichen Regie, Kamera und Produktion hervor, die sich in der Branche schon einen Namen gemacht haben.
promedia: Leidet die eigentliche Produktionsförderung unter einer stärkeren Förderung der Entwicklungsphase?
Hubert: Wir reden ja nicht von einer eklatanten Umverteilung der Mittel, sondern um die Erhöhung der Fördersummen im Bereich Drehbuch. Das hat auf den Produktionsbereich keine Auswirkungen.
promedia: Sie wollen jetzt auch die Serienentwicklung fördern. Ist das eine „freundliche Geste“ für Studio Hamburg? Wie könnte der Standort davon profitieren?
Hubert: Das möchte ich etwas präzisieren: Im Bereich der Fernsehförderung unterstützt die FFHSH innovative Entwicklungsformen für Serienprojekte, die zum Beispiel in Writer’s Rooms entstehen, wie aktuell die vierteilige Miniserie „SOS – Sex ohne Stress“, entwickelt von Tamtam Film in Zusammenarbeit mit dem ZDF, der Redaktion des Kleinen Fernsehspiels sowie „Erben der Nacht“, eine englischsprachige Serie nach der gleichnamigen Jugendbuchreihe von Ulrike Schweikert, die von Hamster Film gemeinsam mit dem NDR entwickelt wird.
promedia: Die FFHSH kooperiert mit zahlreichen nordeuropäischen Partnern. Wie profitieren die norddeutschen Filmschaffenden davon?
Hubert: Vernetzung in unserer globalen Welt ist für die Filmbranche existentiell. Wir pflegen viele Kontakte, besonders intensive mit den nordischen Ländern und verstärkt mit Dänemark. Im vergangenen Jahr war das Dänische Filminstitut zu Gast in Hamburg, Ende August kommen die Kolleginnen und Kollegen noch einmal zu uns mit einer Gruppe jüngerer dänischer Produzentinnen und Produzenten, um die norddeutschen Talente kennen zu lernen und sich über konkrete Projekte auszutauschen.
promedia: Wie wird diese Zusammenarbeit weiter entwickelt?
Hubert: Als weitere Stärkung der Projektentwicklung mit internationalen Partnern hat die FFHSH gemeinsam mit dem Dänischen Film Institut Ende August die German-Danish Coproduction Development Initiative gestartet. Bis zu drei Projekte im Jahr werden mit maximal 35.000 Euro für ein erweitertes Treatment unterstützt. Beantragen müssen jeweils ein deutscher und ein dänischer Partner. Der erste Einreichtermin wird voraussichtlich im Frühjahr 2015 sein.
(nach einer Mitteilung der AG DOK)